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Lautstarke Unterstützung auf den Rängen war den Flensburgern garantiert. (Foto: Anderson-Jensen)
Lautstarke Unterstützung auf den Rängen war den Flensburgern garantiert. (Foto: Anderson-Jensen)
Freitag, 25.02.2011

Flensburger Handball an der Newa: So sehen Sieger aus

St. Petersburg. Am Donnerstagabend war die SG Flensburg-Handewitt in Petersburg zu Gast. Das Match gegen den HC St. Petersburg und das drum herum beschreibt Ruwen Möller für Russland- Aktuell.

Es ist kurz nach 17 Uhr und der Jubilejny-Sportkomplex auf der Petrograder Seite in St. Petersburg hat soeben seine Tore geöffnet. Der Ansturm auf die rund 7.000 Zuschauerplätze ist allerdings überschaulich, mit anderen Worten: Er fällt dürftig aus.

Und das, obwohl hier gleich ein Champions League-Spiel stattfindet. Die Handballer des HC Sankt Petersburg empfangen die SG Flensburg-Handewitt, immerhin Finalteilnehmer 2004 und 2007 in diesem Wettbewerb.

Zenit spielt nebenan


Doch es sind eben die Handballer von Sankt Petersburg und nicht die so heiß geliebten Fußballer, die fast zeitgleich im benachbarten Petrowski-Stadion die Young Boys aus Bern zum Euroleague-Duell herausfordern.

Handball fristet in der Millionen-Metropole St. Petersburg ein Schattendasein, ähnlich wie Volley- oder Basketball in Deutschland.

Die wahren Gewinner sind die Flensburger Fans


Trotzdem verwundert es, dass es im rund 1.500 Kilometer entfernten St. Petersburg ausgerechnet eine Fangruppe aus Flensburg ist, die als erste die Tribüne einnimmt.

Mit Fahnen, Trommeln, Trikots und Fanschals ausgestattet, machen sich rund 30 extra aus Deutschland angereiste Schlachtenbummler auf der Tribüne breit – der Großteil von ihnen gehört zum Fanclub »Die Wikinger«.

Genau wie die Spieler der SG waren sie schon in Barcelona, Reykjavik, Istres/Frankreich, Schaffhausen/Schweiz, und jetzt sind sie in St. Petersburg. Und auch wenn es die Handballer von der Flensburger Förde sind, die laut Anzeigentafel mit 31:25 den Sieg gegen die Ballwerfer von der Newa davontragen – die wahren Gewinner an diesem Tag sind die SG-Fans.

Eins, zwei, drei!


„Wir haben die geilsten Fans, die ich jemals erlebt habe“, so Ljubomir Vranjes, Trainer der SG Flensburg zu. „Sie sind einfach unglaublich, unglaublich klasse, dass sie eine Reise bis nach St. Petersburg auf sich nehmen.“

Die Flensburger Handballer in St. Petersburg
Fotogalerie (Foto anklicken)
Und es ist nicht nur ihre reine Anwesenheit, die beeindruckt, nein – sie sind auch noch humorvoll. Beim Stand von 10:3 (14. Minute) muss der deutsche Nationalspieler Jacob Heinl kurzzeitig das Feld verlassen.

Die Unparteiischen Wyss und Zowa aus der Schweiz beanstanden sein unter dem linken Arm kaputtgerissenes Trikot. Entnervt trottet der Kreisläufer in Richtung Bank. Mannschaftsbetreuer Kay Bendixen ist schon im Stile von Usain Bolt in die Kabine gesprintet und kommt mit einem neuen Jersey zurück.

Heinl wechselt an Ort und Stelle das Oberteil, und als sein durchtrainierter Brustkorb zum Vorschein kommt, skandieren die SG-Anhänger: „Eins, zwei, drei, Oberkörper frei...“. Mit einem Lächeln auf den Lippen betritt der 24-Jährige wieder das Spielfeld.

Krach für 50


„Es ist schon fantastisch, dass unsere Fans uns hierher begleitet haben“, sagt sein Teamkollege Anders Eggert nach Abpfiff. „Es waren ja rund 50 Leute aus Flensburg hier“. An dieser Stelle müssen wir ihn korrigieren – es sind lediglich 30 gewesen.

Der Däne hält kurz inne und fügt hinzu: „Naja, sie haben aber Krach gemacht wie 50 Leute und egal wie, in der Überzahl waren sie auch fast.“ Die Spitze ging eindeutig in Richtung Petersburger Publikum. Auch wenn auf dem Spielbericht 2.000 steht, am Ende haben nur ein paar hundert den Weg in die Halle gefunden.

Handball nur Nummer vier oder fünf


„Es ist schade für den Handball, dass so wenig Zuschauer hier waren“, sagt Vranjes, nach Spielende. Der Schwede hat jedoch Verständnis dafür, dass die Konkurrenz mit Fußball und Eishockey groß ist.

„Handball ist in Russland nur Sportart Nummer vier oder fünf“, erklärt Dimitri Torgowanow, Trainer der Gastgeber und ehemaliger Bundesligaprofi. „Normalerweise sind schon mehr Fans hier, doch wenn die Fußballer zeitgleich spielen, dann haben wir keine Chance.“

Apropos keine Chance: Die hatte St. Petersburg auch nicht gegen die SG, was auch an den Fans der Norddeutschen lag. „Es war keine Weltreise, aber doch eine Europareise, die sie veranstaltet haben, um hier dabei zu sein“, sagt SG-Spielmacher Viktor Szilágyi ebenso erstaunt wie erfreut.

Phantastische Unterstützung


„Es ist schon fantastisch und spricht für unsere Fans, dass sie uns selbst in St. Petersburg unterstützen. Für uns Spieler ist es ein tolles Gefühl – wir sind eine große Familie.“ Und Vranjes ergänzt: „Die Spieler wissen auch ganz genau, was sie an ihren Anhängern haben, und sie spielen auch für die Fans.“

Dies hören die SG-Fans sicherlich gerne und lassen sich am Ende zu Recht von der Mannschaft beklatschen: Auch so sehen Sieger aus.

(Ruwen Möller/.rufo)

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