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Dmitri Medwedew schliesst arabisches Szenario für Russland aus (Foto: Archiv/TV) |
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Dienstag, 22.02.2011
Medwedew: Bei uns greift arabisches Szenario nichtWladikawkas. Russlands Präsident Medwedew hat angesichts der Protestwelle in der arabischen Welt davor gewarnt, dass dort große dichtbesiedelte Staaten auseinander und dem Extremismus anheim fallen könnten. In Russland werde es dazu aber nicht kommen.
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Dmitri Medwedew flog heute überraschend zu einer Sitzung des Nationalen Antiterror-Komitees in den Nordkaukasus. Auf dem Weg vom Flughafen nach Wladikawkas besuchte er auch den Friedhof von Beslan, wo die Opfer der Geiselnahme in einer dortigen Schule begraben liegen.
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In der arabischen Welt seien große Schwierigkeiten zu erwarten, sagte Medwedew. In einigen Fällen könnte es zum Zerfall von großen dichtbesiedelten Staaten in kleine Stücke kommen. Ohne weiter zu präzisieren, von welchen Ländern er spricht, sagte Medwedew, dass dies auch die Machtergreifung durch Fanatiker bedeuten könnte:
Das bedeutet Feuer und die Verbreitung des Extremismus auf Jahrzehnte, da muss man der Wahrheit ins Auge sehen, so Medwedew in Wladikawkas.
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Soll auch Russland zerschlagen werden?
Weiter sagte Medwedew wörtlich: Ein solches Szenario haben sie früher auch für uns vorbereitet, und jetzt werden sie es erst recht umzusetzen versuchen. Aber dieses Szenario kommt bei uns nicht durch."
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Wer diese intriganten Kräfte sind, erklärte Medwedew nicht. Vermutlich wollte der russische Präsident damit sagen, dass eine Zerschlagung der Russischen Föderation und die Errichtung von islamistischen Gottesstaaten auf dessen Territorium nicht umgesetzt werden konnte und weniger, dass Massenproteste wie in Tunesien, Ägypten oder Libyen von außen gesteuert seien und nun eventuell auch in Russland initiiert werden könnten.
Allerdings gilt es in der politischen Elite Russlands als feststehende Tatsache, dass der terroristische Untergrund im Kaukasus aus dem Ausland gefördert und gelenkt wird.
Was die Entwicklung in Nordafrika und den Nahen Osten betrifft, gehen hingegen die Meinungen auseinander. Die einen vermuten hier die lange Hand Washingtons, andere sehen die Islamisten am Werke. Wobei sowohl bei den Islamisten als auch den amerikanischen Neokonservativen vermutet wird, sie wollten Russland als Staat zerschlagen.
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Primakow sieht keine Fernsteuerung der arabischen Aufstände
Der ehemalige russische Außenminister und Orientexperte Jewgeni Primakow erklärte dagegen heute, dass bei den Volksaufständen in den arabischen Ländern eine Einmischung von außen als Auslöser ausgeschlossen werden könne.
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Die Ursache sei in jedem Land zwar eine andere in Ägypten die Armut, in Tunesien die politische und wirtschaftliche Vorherrschaft des Ben-Ali-Clans, in Bahrein die Unterdrückung der Schiiten.
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Aber es gibt einen Grund, den alle Länder gemein haben: Das ist das Erscheinen einer neuen Generation in den arabischen Ländern, so Primakow. Es handele sich dabei um gut informierte, zum Teil auch über das Internet vernetzte Leute.
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Die Vertreter der neuen Generation empfinden sich als Bürger, nicht als Untertanen. Sie neigen nicht zum Paternalismus, zum Gefühl, dass es einen Vater der Nation geben muss, der für sie denkt und sie führt. Sie sind bereit, Verantwortung für das Schicksal ihres Landes zu übernehmen.
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Paulsen-Consult 01.03.2011 - 20:47
Lawrow klug, Putin vernünftig und Medjedew verwirrt?
Eine seltsame Zusammenstellung von Kommentaren aus dem Kreml haben wir da. Lawrow analysiert die Lage in Nordafrika durchaus klug, Putin rät verünftigerweise zu militärischer Zurückhaltung, während der russische Präsident eine von außen initiierte subversive Attacke sieht und Vergleiche zur GUS herstellt. Ist er verwirrt?
Die Tatsache, dass die russische Opposition am kurzen Zügel gehalten wird ist dann vielleicht nur Folge einer Kreml-Paranoia, dass ausländische Kräfte die GUS zerlegen wollen? Ein patriotischer Akt? Das wäre ja fast schon das Niveau der letzten Gaddhafi-Rede. Auch Gaddhafi wäre dann nur ein Opfer böser Strippenzieher? Ich hoffe nur, dass sich da ein paar Missverständnisse in der Berichterstattung über Medwjedews Kommentar eingeschlichen haben. Sonst müsste man ja für Medwjedew fürchten, dass er bald ähnliche Reden hält wie der Libysche Oberst.
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