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Was bringt die Schulreform für Russlands Kinder? (Foto: Archiv) |
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Donnerstag, 24.02.2011
Bildung gegen Geld, Katastrophenschutz statt TschechowUlrich Heyden, Moskau. Eine radikale Schulreform steht ins Haus. Bildungsminister Fursenko will das Unterrichtsprogramm abspecken. Kritiker fürchten, dass nur noch Minimal-Wissen kostenlos unterrichtet wird und für den Rest bezahlt werden muss.
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Die Nachhilfelehrerin Olga ist entsetzt. Dass das russische Bildungsministerium die Fächer Russisch, Literatur, Mathematik und Chemie in der Sekundarstufe als Pflichtfächer vom Lehrplan streichen will, hält sie für einen schweren Fehler.
Denn das würde bedeuten, dass ausgerechnet in diesen zentralen Fächern Bildung nicht mehr kostenlos vermittelt wird.
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Womit kann Russland in der Welt denn überhaupt noch Eindruck machen. Doch nur mit der russischen Literatur, meint die Historikerin und Mutter zweier Kinder, die sich ihr Geld zum Leben damit verdient, dass sie Schüler in Vorbereitungskursen auf das Abitur und die Uni vorbereitet.
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Die Pläne von Russlands Bildungsminister Andrej Fursenko, das Unterrichtsprogramm zu entschlacken, stößt bei Russisch-Lehrern, Wissenschaftlern und Eltern auf scharfen Protest. Doch ungeachtet der Proteste soll die geplante Bildungsreform bis zum Jahr 2013 das Genehmigungsverfahren durchlaufen.
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Zahl der Unterrichtsfächer halbiert
Nach den Reformplänen soll Zahl der Unterrichtsfächer in den Abitur-Klassen 11 und 12 von 20 auf zehn reduziert werden. Nach den ursprünglichen Plänen sollten die Schüler der höheren Klassen nur noch vier Pflichtfächer belegen und den Rest frei wählen.
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Zu den Pflichtfächern sollten gehören: Sport, das neue Fach "Russland in der Welt", Katastrophenschutz und ein frei wählbares persönliches Projekt.
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Nachdem 23.000 Bürger einen Offenen Brief an den russischen Präsidenten schrieben, mit der Aufforderung, ein Veto gegen die Reform einzulegen, hat das Bildungsministerium den Reform-Plan leicht abgeschwächt. Angeblich soll es nun nicht vier sondern zehn Pflichtfächer geben. Allerdings bleibt die Finanzierung von zehn Pflichtfächer ungeklärt.
Viele Eltern haben kein Geld für Nachhilfelehrer
Hauptkritikpunkt der Brief-Unterzeichner war die Auswahl der Pflichtfächer im ursprünglichen Plan des Bildungsministeriums. Warum gehöre Katastrophenschutz und Russland in der Welt zu den Pflichtfächern, nicht aber Mathematik, Geschichte, Russisch und russische Literatur?, fragen die Kritiker.
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Der Initiator des Offenen Briefes, Sergej Wolkow, Russisch-Lehrer an der Moskauer Schule Nr. 57, erklärte in einem Interview, die Eltern, welche sich keine Förderstunden leisten können, möchten, dass ihr Kind in der Schule möglichst viel kostenlos lernt. Deshalb seien viele Eltern dafür, dass bisherige Zahl der Pflichtfächer beibehalten wird.
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Eine Bildungsreform müsste berücksichtigen, dass die meisten Familien in Russland nur ein sehr geringes Einkommen und kein Geld für Nachhilfestunden haben. Problematisch sei die geplante Reduzierung der Pflichtfächer auch für die Schüler, die nichtrussischen Minderheiten angehören, meint Brief-Autor Wolkow. Durch die strengen Regeln der Schulreform würden sie faktisch gezwungen, auf das Erlernen ihrer Minderheiten-Sprache zu verzichten.
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Bildungsminister will mehr Eigeninitiative
Bildungsminister Fursenko verteidigt seine Reformpläne. Das Bildungssystem Russland sei 30 Jahren alt und nicht mehr zeitgemäß, erklärte der Minister im Fernsehkanal Vesti. Das bisherige Bildungssystem fördere nicht die Eigeninitiative der Schüler. Heuten müssten die Schüler Lernen wie man Lernt, um sich schnell auf neue Anforderungen einzustellen.
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Der Minister erklärte, dass faktisch schon heute ein Drittel der Schüler in den höheren Klassen nicht mehr zu Schule gehe, sondern sich das Wissen, welches sie für die Abschlussprüfung und die Uni brauchen, mit der Hilfe von Nachhilfelehrer aneignen.
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Olga, die Nachhilfelehrerin, würde von der geplanten Bildungsreform wahrscheinlich profitieren. Denn die Zahl der Schüler, die bezahlte Förderstunden brauchen, würde steigen.
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Doch russische Literatur sei wichtig zur Persönlichkeitsentwicklung und zur Bildung moralischer Werte, meint Olga, die sich um die Zukunft Russlands Sorgen macht.
Und darum ist sie gegen die Reformpläne des Bildungsministers.
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