|
|
Am 1. Oktober war schon einmal die Revision im Fall Pussy Riot angesetzt. Die Verhandlung wurde aber wegen eines Verteidierwechsels auf heute vertagt (Foto: rapsi.ru) |
|
Mittwoch, 10.10.2012
Beginn des Berufungsprozesses gegen Pussy RiotMoskau. Vor dem Moskauer Stadtgericht hat der Revisionsprozess zum Urteil gegen die zu je zwei Jahren Haft verurteilten drei Frauen der Gruppe Pussy Riot begonnen. Die Verteidigung möchte eine sofortige Freilassung des Trios erreichen.
|
|
Der weltweit mit großem Interesse verfolgte Prozess begann um 11 Uhr. Die Frage, ob das Urteil nun gemindert wird, kann als Gradmesser für den zukünftigen Charakter der Politik des Kremls gegenüber der radikalen Opposition, aufmüpfigen Künstlern und Putin-Kritikern gewertet werden.
|
Diametrale Meinungen - und ein Medien-Hype
Während weite Kreise in der mehrheitlich konservativ eingestellten russischen Gesellschaft die Haftstrafe für den skandalösen eigenmächtigen Auftritt der drei Punk-Musikerinnen in der Christ-Erlöser-Kirche als durchaus gerechtfertigt betrachten, wurde das Urteil wegen Rowdytums vor allem im westlichen Ausland als drakonisch und repressiv verurteilt.
Die enorme Aufmerksamkeit für den Fall ist aber zu einem guten Teil nur der Tatsache geschuldet, dass es sich bei den "Helden" der Geschichte um drei junge hübsche Frauen handelt. Hätten drei unrasierte Rocker in ausgebeulten Lederjacken auf die gleiche Weise Kirche und Staat herausgefordert, wäre das Thema und das Urteil in den Medien weltweit wohl niemals so prominent gefahren worden.
Präsident Wladimir Putin hatte das Urteil als gerechtfertigt bezeichnet und vor kurzem noch erklärt, er habe "damit nichts zu tun".
Fürsprecher für eine Milderung des Urteils
Premierminister Dmitri Medwedew bezeichnete die Verurteilung als gerechtfertigt, das Strafmaß aber als zu hoch.
Auch aus Kirchenkreisen wurde wiederholt geäußert, dass in diesem Fall jetzt Milde angebracht wäre - wobei die drei Frauen ernsthafte Reue für ihre aus kirchlicher Sicht hochgradig schändliche Tat zeigen sollten.
|
Zielvorgabe der Verteidigung: Freilassung
Die Verteidiger von Nadeshda Tolokonnikowa, Maria Aljochina und Jelena Samuzewitsch wollen heute erreichen, dass ihre Mandantinnen auf freien Fuß kommen. Dazu könnte das Urteil entweder in eine Bewährungsstrafe umgewandelt oder auf die Zeit der bisher schon verbüßten Haft vermindert werden. Die drei Frauen sind seit sieben Monaten hinter Gittern.
|
Die Berufungsverhandlung war um zehn Tage verschoben worden, weil Samuzewitsch kurzfristig ihre Verteidigerin wechselte. Angeblich war die Verurteilte mit dem Bestreben ihrer Anwältin Violetta Wolkowa, dem Verfahren noch mehr politische Bedeutung zuzuschreiben, nicht mehr einverstanden.
|
Revisions-Verhandlungen dieser Art können in Russland sehr schnell ablaufen: Es ist gut möglich, dass das Gericht noch heute eine Entscheidung trifft.
|
|
|
Leser-Kommentare zu diesem Artikel (und Kommentare zu Kommentaren): ↓
Schreiben Sie Ihren eigenen Kommentar, nachdem Sie sich hier unten für Kommentare neu registriert haben. Beachten Sie unbedingt die
>>> Regeln für Leserkommentare. Sie können hier oder auch im Forum (
www.forum.aktuell.ru) mitdiskutieren.
Uwe Niemeier 10.10.2012 - 13:08
Immer ruhig mit´s die Pferde, Herr Stoll ...
... und Schritt für Schritt. Erstmal bekommen die Mädels den Sacharow-Preis und dann den Friedensnobelpreis und dann - wie schon von mir angedacht - werden sie seelig gesprochen.
Stoll 10.10.2012 - 13:02
Egal wie das Urteil ausfällt, Putin hat eine weltweite Klatsche bekommen.
Pussy Riot hat die durch Putin gelenkte Justiz entlarvt.
Sie wären würdige Kandidaten für den Friedensnobelpreis.
Überblick aller Leserkommentare zu allen Artikeln >>>