Sonntag, 10.06.2007
Putin will Rubel statt Dollar und Euro im WelthandelSt. Petersburg. Russlands Präsident Wladimir Putin möchte die russische Währung im Zahlungsverkehr für den Außenhandel etablieren und damit die Bedeutung des Rubel im Weltfinanzsystem stärken.
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Es wäre an der Zeit, beim Export von Waren aus Russland auf Rubel-Abrechnungen überzugehen, sagte Putin am zweiten Tag des Internationalen Wirtschaftsforums in St. Petersburg. Ein Übergang auf den Rubel als Handelsvaluta sei aber erst dann angemessen, wenn dies für die Güterlieferanten günstig sei. Grundsätzlich bemühe sich die russische Führung aber um die Steigerung der Attraktivität des Rubel im Geldverkehr.
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"Das Weltfinanzsystem ist an ein-zwei Währungen gebunden, was schon nicht mehr dem aktuellen Zustand der Weltwirtschaft entspricht, sagte Putin. Die Antwort darauf könnte nur im Erscheinen neuer Handelsvaluten und einiger neuer Finanzzentren bestehen, sagte der russische Staatschef.
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Am Vorabend hatte sich Putin zunächst mit einem engen Kreis von Vorstandschefs amerikanischer Großkonzerne getroffen und dabei Investitionsprojekte in Russland besprochen. Vertreten waren dabei Boeing, Coca-Cola, Chevron, Motorola, Dow Chemical, Conoco-Philips und International Paper.
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Danach gab es einen runden Tisch mit 150 Führungskräften internationaler Konzerne, an dem auch Wirtschaftsminister German Gref teilnahm.
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Putin legte dabei Wert auf die Feststellung, dass die russische Wirtschaft inzwischen fast genauso viel Investitionen im Ausland getätigt hat wie umgekehrt: Die akkumulierten Auslandsinvestitionen in der russischen Wirtschaft betragen laut Putin etwa 150 Mrd. Dollar, während russische Unternehmen seinerseits 138 bis 140 Milliarden außerhalb des Landes angelegt hätten.
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Der Investitionsprozess ist eine Straße mit Verkehr in beiden Richtungen geworden, so Putin. Das Tempo der ausländischen Investitionen in Russland nehme dabei rapide zu, setzte Putin dann bei einer Rede am nächsten Morgen vor dem Plenum des Wirtschaftsforums hinzu.
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Im Vorjahr wären 41 Mrd. Dollar nach Russland geflossen, in den ersten vier Monaten des Jahres 2007 seien es schon 60 Milliarden gewesen. Früher hatten wir das Problem der Kapitalflucht. Jetzt verzeichnen wir einen Zufluss.
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Zur Steigerung der Attraktivität von Investitionen habe Russland in diesem Jahr ein Gesetz verabschiedet, dass Dividenden aus strategischen Investitionen im In- wie Ausland von der Steuer befreie, sagte Putin.
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Russlands Präsident bemühte sich auch, den Eindruck abzuwehren, in Russland dominiere - vor allem in Energiesektor - Staatseigentum die Wirtschaft. Die hier Anwesenden wissen aber besser als alle andere, dass die Stufe der Offenheit des russischen Energiemarktes deutlich höher ist als bei den meisten großen Energielieferanten der Welt.
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In den OPEC-Staaten wie auch im marktwirtschaftlichen Mexiko sei die Ölförderung in staatlicher Hand. Selbst in Norwegen dominiere der Staat diesen Sektor. Mit Ausnahme der beiden großen Produzenten Gazprom und Rosneft sei der Energiesektor in Russland in Privathand, erklärte Putin.
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Auch die erst kürzlich erfolgte Bildung von staatlichen Holdings im Flugzeug- und Schiffbau sei kein Anzeigen für einen Übergang zum Staatskapitalismus. Dabei würde, so Putin nichts nationalisiert.
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Der Staat fasse lediglich unter einem Dach zusammen, was ihm ohnehin schon gehöre. Durch ihre Zerstückelung seien diese Branchen ansonsten ineffektiv und könnten nicht gegen die Konkurrenz in Europa und Nordamerika, bzw. im Schiffbau in Asien, bestehen, sagte Putin.
(ld/rufo/St. Petersburg)
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