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Wie ein Wunder: es gab keine Toten (Foto: TV) |
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Dienstag, 14.08.2007
60 Verletzte nach Terroranschlag auf SchnellzugMoskau. Über 60 Personen wurden bei einem Bombenanschlag auf den Schnellzug Newski Express von Moskau nach St. Petersburg verletzt. Ein selbst gebauter Sprengsatz brachte den Zug nahe einer Brücke zum Entgleisen.
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Die Explosion ereignete sich am späten Montagabend im nordrussischen Gebiet Nowgorod. Der Sprengsatz, der sich etwa 30 Meter hinter einer Flussbrücke befand, brachte die Lok zum Entgleisen, mehrere Waggons kippten um. Allerdings konnte die Lokomotive auch die letzten Waggons noch von der Brücke ziehen, ehe diese entgleisten.
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Wunder, dass es keine Toten gibt
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Es grenze an ein Wunder, dass bei der Katastrophe nur 60 Personen verletzt worden seien, erklärte ein Sprecher der russischen Staatsanwaltschaft anschließend. Der Zug habe eine Geschwindigkeit von 130 km/h gehabt. Wäre er etwas schneller oder etwas langsamer gewesen, so wären die meisten Waggons nach Expertenschätzungen in den Fluten verschwunden.
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Von den 60 Verletzten mussten 25 in ein Krankenhaus gebracht werden. Drei Verletzte befinden sich in kritischem Zustand. Nach Angaben der russischen Eisenbahn AG sind aber keine Kinder unter den Schwerverletzten. Bei dem Unglück wurde auch ein Italiener leicht verletzt. Insgesamt waren 231 Passagiere und 20 Mitarbeiter des Zugpersonals an Bord.
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Langes Warten und große Verspätungen
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Die Fahrgäste, die nicht sofort ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten, konnten ihre Reise erst nach mehrstündigem Aufenthalt fortsetzen. Auch alle nachfolgenden Züge hatten große Verspätung. Die russische Bahn AG, RZD, leitete sie weiträumig gen Osten und Westen um.
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Die auf rund 800 Metern beschädigte Strecke wurde erst am Dienstagnachmittag nach intensiven Aufräumarbeiten zumindest einseitig für den Verkehr wieder freigegeben.
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Wichtigste Eisenbahnstrecke des Landes
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Die Strecke Moskau - St. Petersburg ist die wichtigste Eisenbahnverbindung Russland. Zwischen 70 und 80 Passagierzüge pendeln täglich zwischen den beiden größten russischen Metropolen.
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Während die meisten Züge gemächlich in der Nacht fahren, ist der Newski Express ein Hochgeschwindigkeitszug, ähnlich dem deutschen ICE. Er kann Geschwindigkeiten bis zu 200 km/h erreichen. Wäre der Zug unter Volldampf gefahren, hätte der Anschlag deutlich verheerendere Folgen gehabt ein Umstand, mit dem die Terroristen offensichtlich spekuliert hatten.
Strafverfahren wegen Terrorismus eingeleitet
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Die russische Staatsanwaltschaft hat wegen Terrorverdachts inzwischen umfassende Ermittlungen eingeleitet. Der Sprengsatz wurde schon identifiziert. Allerdings machen die Behörden aus ermittlungstechnischen Gründen noch keine näheren Angaben zur Bombe.
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Expertenschätzungen schwanken zwischen 250 g und zwei Kilogramm TNT Sprengwirkung. Immerhin wurde bekannt, dass neben der Strecke eine fünf Meter lange elektrische Zündschnur entdeckt wurde.
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Führt die Spur nach Tschetschenien?
Genau das gleiche Schema wurde bei dem Anschlag auf den Personenzug Grosny Moskau vor zwei Jahren angewendet. Die Staatsanwaltschaft verfolgt daher auch eine kaukasische Spur. Diese sei derzeit allerdings nicht die wichtigste, betonen Behördensprecher.
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Es sei nicht ausgeschlossen, dass es sich um einen Einzeltäter handle, der es auf ein bestimmtes Opfer in dem Zug abgesehen habe. Gleichzeitig wird auch die Variante in Betracht gezogen, dass ultrarechte Kräfte an dem Terrorakt beteiligt sind, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.
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Sicherheitsmaßnahmen erneut verschärft
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Der Bahnanschlag wird wohl auch politische Konsequenzen haben. Päsident Wladimir Putin, der derzeit in Sibirien mit Fürst Albert von Monaco auf Angeltour unterwegs ist, hat den Inlandsgeheimdienst FSB beauftragt, ihn über alle Einzelheiten der Ermittlungen auf dem Laufenden zu halten
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Geheimdienstchef Nikolai Patruschew sprach sich auf einer Sondersitzung des Anti-Terror-Komitees bereits für eine Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen in Russland aus. Es sei wichtig, bei den bevorstehenden Parlaments- und Präsidentschaftswahlen für Sicherheit zu sorgen, erklärte er.
(André Ballin/.rufo/Moskau)
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