Sonntag, 16.11.2008
Chodorkowski wegen Interviews zu Unrecht bestraftTschita. Ein Gericht im ostsibirischen Tschita hat eine Karzerstrafe von zwölf Tagen gegen den Ex-Yukos-Chef Michail Chodorkowski für nicht rechtens erklärt. Der verschärfte Arrest war gegen den prominenten Häftling nach der Publizierung eines Interviews verhängt worden, dass der Schriftsteller Boris Akunin mit Chodorkowki geführt hatte.
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Anfang Oktober hatte die russische Esquire-Ausgabe das Interview veröffentlicht, das daraufhin vielfach im Internet weiter verbreitet wurde. Die Anstaltsleitung sah darin einen Beweis für einen nicht erlaubten Schriftverkehr unter Umgehung der Zensur. Michail Chodorkowski wurde zur Strafe, wie schon öfters in seiner bisher fünfjährigen Haft, in eine spartanische Arrestzelle gesteckt.
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Die Anwälte des ehemaligen Ölmagnaten klagten gegen die Strafe - und bekamen recht: Am Freitag entschied ein Tschitaer Gericht, sie sei zu Unrecht verhängt worden. Auch wenn Chodorkowski die zwölf entbehrungsreichen Tage nicht mehr kompensiert werden können, muss die Episode nun aus seiner Häftlingsakte gestrichen werden, womit sie nicht mehr als belastend bei der Beurteilung seines Verhaltens im Gefängnis gelten kann.
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Chodorkowski-Anwalt Wadim Kliuwgant erklärte, dass die Anstaltsleitung keinerlei Beweise für einen Verstoß Chodorkowskis vorlegen konnte.
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Das Interview mit Akunin sei unter Vermittlung von dessen Anwälte im Lauf von Monaten erstellt worden, wobei die Advokaten bei ihren Gesprächen mit den Häftling Fragen und Antworten ohne schriftliche Fixierung im Kopf übermittelt hätten.
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Chodorkowskis Verteidiger wollen nun auch noch eine zweite, später verhängte Karzerstrafe von drei Tagen sowie einen Verweis gerichtlich anfechten. Wenn darüber gerichtliche Entscheidungen vorliegen, werden sie erwägen, gegen die Anstaltsleitung Strafanzeige zu erstatten.
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Auch Boris Akunin hat in einem Brief an die Staatsanwaltschaft in Tschita die Forderung erhoben, die Gefängnisverwaltung wegen der nicht gerechtfertigten Bestrafung zur Verantwortung zu ziehen, schreibt der Kommersant.
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