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Hoch ragt das Gebäude der Stadtverwaltung von Jekaterinburg empor. Bürgermeister Tschernezki kennt seine Macht (Foto: Ballin/.rufo)
Hoch ragt das Gebäude der Stadtverwaltung von Jekaterinburg empor. Bürgermeister Tschernezki kennt seine Macht (Foto: Ballin/.rufo)
Mittwoch, 09.12.2009

Regionalmedien in Russland - Teil IV, Swerdlowsk

Jekaterinburg. Reporter ohne Grenzen hat die Pressefreiheit in den russischen Regionen untersucht. Fazit: Je größer die Konflikte zwischen den jeweils Mächtigen, desto größer der Spielraum für die Presse.

Ein Beispiel dafür ist die Region Swerdlowsk mit der Gebietshauptstadt Jekaterinburg. Gouverneur und Bürgermeister lagen jahrelang im Streit, der über die Medien ausgetragen wurde.

Kampf zwischen Bürgermeister und Gouverneur


Das Gebiet Swerdlowsk, gleich neben dem Gebiet Perm gelegen, ist eines der russischen Zentren der Schwer- und Rüstungsindustrie, bis heute wird hier um die politische und wirtschaftliche Macht gekämpft. Dieser Kampf bestimmt auch die Medienlandschaft.

Bei Russland-Aktuell
• Lage der Medien in Russlands Regionen - Teil III, Perm
• Lage der Medien in Russlands Regionen - Teil II
• RoG-Atlas: Lage der Medien in Russlands Regionen
Lange Jahre wurde sie von der Konkurrenz zweier Politiker geprägt: Auf der einen Seite standen Medien, die von Arkadi Tschernezki, Bürgermeister der Hauptstadt Jekaterinburg, unterstützt wurden – und die ihm dafür im politischen Kampf Rückendeckung gaben. Aber auch sein Konkurrent Eduard Rossel, Ex-Gouverneur des Gebiets, hatte seine „Hausmedien“, die er gegen Tschernezki einsetzen konnte.

Die große Medienvielfalt im Printbereich existierte also nur auf den ersten Blick: In Wirklichkeit waren die Medien in ihrer Berichterstattung an ihren jeweiligen Geldgeber gebunden. Die Abschaffung der Gouverneurswahlen im September 2004 brachte das Ende des politischen Machtkampfs, seitdem herrscht Waffenstillstand, auch in den Medien.

Vorzeigemedien im Bereich Radio und Fernsehen


Mit dem Radiosender „Echo Moskwy Jekaterinburg“ und dem TV-Sender „4. Kanal“ hat das Gebiet jedoch zwei unabhängige Vorzeigemedien. Besonders die Existenz eines wirklich unabhängigen Fernsehkanals ist für russische Verhältnisse ungewöhnlich: Er gehört zur Moskauer Medien-Holding „MediaOne“.

Im Gebiet Swerdlowsk haben sich auch zwei starke Online-Medien etabliert: Dort erscheinen zwar Berichte über Korruption von Politikern und Geschäftsleuten, vor deren Veröffentlichung andere Medien zurückschrecken. Die Glaubwürdigkeit der Portale ist allerdings gering: Nach Schätzungen des lokalen Journalistenverbands sind 80 Prozent der Veröffentlichungen im Internet „bezahlte Artikel“.

Keine Gewalt gegen Journalisten

Im Gebiet Swerdlowsk gab es in den letzten Jahren kaum Fälle von Gewalt gegen Journalisten. Viele Journalisten berichten jedoch von Versuchen der Einflussnahme durch die Gebiets-, die Stadtverwaltung oder andere Behörden. „Die Staatsbediensteten fühlen wieder ihre Macht“, sagt eine Journalistin vom „4. Kanal“.

Zwar hat es immer wieder Prozesse gegen Medienvertreter gegeben, die Position der Journalisten scheint aber im Vergleich zu anderen Regionen relativ stark zu sein: Die überwiegende Anzahl der Klagen wurde von örtlichen Gerichten zugunsten der Journalisten entschieden.

Amtierende Bürgermeister verlieren ihr Amt durch Konflikte mit der Presse


Auch in den kleineren Städten des Gebiets existiert eine Reihe unabhängiger Medien wie die Zeitung „Wetscherni Krasnoturinsk“ in der Stadt Krasnoturinsk und der „Katschkanarski Tschetwerg“ in Katschkanar.

Ihre Position ist so stark, dass laut Journalistenverband nach den vergangenen Regionalwahlen am 1. März 2009 in mehreren Städten amtierende Bürgermeister nach Konflikten mit der örtlichen Presse ihr Amt verloren.

Zum vollständigen Bericht bei Reporter ohne Grenzen geht es hier

Lesen Sie in der nächsten Folge über die Lage in der nordrussischen Region Archangelsk.


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