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Der Atlas der Pressefreiheit in Russland, zusammengestellt von Reporter ohne Grenzen |
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Dienstag, 08.12.2009
Lage der Medien in Russlands Regionen - Teil III, PermMoskau. Pressefreiheit in den russischen Regionen: Gibt es so etwas überhaupt. Die Organisation Reporter ohne Grenzen hat sich umgeschaut und tatsächlich Beispiele dafür gefunden.
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In den bislang vorgestellten Regionen Moskauer Gebiet und Krasnodar sieht es mit der Pressefreiheit trübe aus. Doch in der Region Perm, zuletzt nach dem Großbrand in einem Club eher in den Negativschlagzeilen, blüht das Pflänzchen Pressefreiheit - wenn auch nicht überall.
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Die Region Perm: Pressefreiheit mit Kratzern
Der Region Perm, westlich des Urals gelegen, eilt in Russland der Ruf voraus, liberal zu sein. Die letzten Wahlen zum Regionalparlament 2006 bestätigten dies: Die Kreml-Partei Einiges Russland kam nur auf 36 Prozent, die oppositionelle Union der Rechten Kräfte (SPS), die es in kaum einem anderen Gebiet überhaupt ins Parlament schafft, kam auf 16 Prozent.
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Einen hohen Grad an Unabhängigkeit bescheinigte den Permer Medien auch eine Studie des Moskauer Zentrums für Journalismus in Extremsituationen aus dem Jahr 2000, da sie sich weitgehend aus Werbeeinnahmen finanzierten und kaum auf staatliche Zuschüsse angewiesen waren. Grundlegend hat sich die Situation bis heute nicht verändert: Drohungen gegen oder juristische Auseinandersetzungen mit Journalisten kommen sehr selten vor, gezielte Überfälle wurden in den vergangenen Jahren nicht bekannt.
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Meinungsvielfalt in den Zeitungen von Perm
Zumindest in der Stadt Perm gibt es bei den Printmedien eine große Vielfalt von Zeitungen, die ein Spektrum von liberal-konservativen bis zu sozialistisch-kommunistischen Positionen abdecken. Die Stadt- oder Gebietsverwaltung ist für russische Verhältnisse ungewöhnlich kaum finanziell an Medien beteiligt. Allerdings übt sie nach Meinung des lokalen Journalistenverbandes über Informationsverträge für bestimmte Medien Einfluss aus:
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So erhält die größte Regionalzeitung Mestnoje Wremja für ihre Informationsdienstleistungen von der Administration des Gebiets 106.000 Euro, der größte Fernsehsender RIFEI TV 280.000 Euro. In Permer Journalistenkreisen haben Mestnoje Wremja und RIFEI TV deshalb den Ruf, die wichtigsten Verlautbarungsorgane der Mächtigen zu sein.
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Weitaus weniger Vielfalt lässt sich in den kleinen Städten außerhalb der Hauptstadt Perm finden: Dort befinden sich die örtlichen Medien meist in Besitz der lokalen Verwaltung oder Großkonzernen.
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Einfluss trotz geringer Auflage
Zu den einflussreichsten unabhängigen Medien gehört trotz der geringen Auflage (2.000 Exemplare) die Regionalausgabe der Moskauer Tageszeitung Kommersant. Daneben existieren mehrere unabhängige Wochenzeitungen wie die Permskije Nowosti oder die Swesda.
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Im Bereich Fernsehen existiert in Perm kein wirklich kritischer Fernsehkanal. Die unabhängige Stimme Perms ist jedoch der Radiosender Echo Perm, der einen Teil seines Programms von dem bekannten Sender Echo Moskwy übernimmt und täglich selbst sechs Stunden Programm gestaltet.
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Pressefreiheit: Grenzen austesten
Außer einigen Fällen von Informationsverweigerung durch staatliche Stellen sind in Perm in den letzten Jahren kaum Beispiele von Druck auf Medien oder einzelne Journalisten bekannt geworden. Die Situation der Medien ist also tatsächlich so gut wie ihr Ruf.
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Der Menschenrechtsaktivist Igor Awerkijew sagt sogar: Man könnte die Grenzen weiter austesten, ohne große Probleme zu bekommen. Die jetzige Werbekrise zwingt allerdings selbst unabhängige Medien wie den Kommersant, über Informationsverträge Geld von der Gebietsverwaltung anzunehmen.
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Zum vollständigen Bericht bei Reporter ohne Grenzen geht es hier
Lesen Sie in der nächsten Folge über die Lage in der Region Swerdlowsk im Uralgebirge.
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