Donnerstag, 12.12.2002
Russen sind nicht kannibalischer als die HessenVon Dankwart Dahl, Moskau. Nach dem hessischen Kannibalen-Skandal suchen deutsche Puschen-Träger nach seelischem Rückhalt: Von den Hessen hätte man das ja nun nicht gedacht, aber in Russland gibts das doch noch öfter, gell ? Antwort: Sorry. Kannibalismus gehört zwar zum normalen Geschäftsgebaren des russischen Oligarchen ins normale Alltagsleben hat die Praxis aber bisher kaum Einzug gehalten, weder am oberen, noch am unteren Ende der Gesellschaft. Bis auf einige, wenige, im Ansatz gescheiterte Experimente.
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So wurde auf der fernöstlichen Insel Sachalin im Oktober ein junger Mann ins Irrenhaus eingeliefert, weil er einen Dorf-Nachbarn ermordet und einige Innereien verspeist hatte. Es sei ihm nur um eine Geschmacksprobe gegangen, gab er zu Protokoll, bevor er eingeliefert wurde.
Ausserdem vermelden die jüngsten Polizeiberichte auch noch die Geschichte zweier Kasachen, die sieben junge Prostituierte zu Schaschlik verarbeiteten, aber dabei ertappt und zum Tode verurteilt wurden (in Kasachstan ist das so üblich) sowie den Skandal um sechs Weissrussen, die vor einem Jahr in Minsk zur Pflege des Satanismus die Leber eines jungen Mannes verzehrt hatten.
Von einem Kannibalismus, der a la Rotenburg perfide kultiviert worden wäre, ist aber auch bei intensiveren Nachforschungen in den Polizei-Annalen der GUS-Länder wenig zu sehen.
Auch im postsowjetischen Raum gibt es bisher also noch nichts, was im internationalen Vergleich den deutschen Seelenfrieden wiederherstellen würde. Die Russen sind nicht schlimmer als die Hessen. Weder im Durchschnitt noch en detail. Sorry. Hannibal Lecter, der Rote Drachen (der hier schon läuft) und auch das Schweigen der Lämmer finden bisher in Russland kaum Nachahmer.
Lassen Sie sich das Frühstück nicht verderben, auch nicht von Bild u.a..
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