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28-10-2004 Wirtschaft & Geld |
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Inflation wächst, Wirtschaft nicht
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Moskau. Im dritten Quartal 2004 stagnierte die Wirtschaft in Russland. Erstmals seit langem wurde ein Nullwachstum registriert. Das Wirtschaftsministerium muss die erwartete Steigerung des BIP um 7,1 Prozent als gescheitert betrachten. Die hohen Ölpreise brachten keine entscheidenden Impulse, kurbelten aber kräftig die Inflation an. Sie wird am Jahresende über zehn Prozent liegen.
Wirtschaftsminister German Gref hatte Putin mitgeteilt, dass die Wirtschaft in Russland dieses Jahr „nur“ um 6,9 Prozent statt der avisierten 7,1 Prozent wachsen werde. Doch selbst diese Zahlen werden im Wirtschaftsministerium noch als optimistisch angesehen.
Sollte sich im vierten Quartal keine grundsätzliche Verbesserung der wirtschaftlichen Situation ergeben, dann wäre selbst dieses Ziel nicht zu schaffen, glaubt Andrej Klepatsch, Direktor der Abteilung für makroökonomische Prognosen beim Wirtschaftsministerium. Vor allem Industriebetriebe haben mit der Situation zu kämpfen. In den Monaten Juli (-0,3%), August (-0,3%) und September (-0,7%) ging die Produktion in der Branche ständig zurück.
Fradkow auf Mittelstandskonferenz
Ein weiteres Problem ist der Mittelstand, der in Russland immer noch unterentwickelt ist. Dies hat die Regierung bereits vor einiger Zeit erkannt. Premier Michail Fradkow flog am Donnerstag nach Stuttgart, um sich deutsche Erfahrungen bei der Entwicklung kleiner und mittelständischer Unternehmen anzuhören.
Dabei sprach er sich auch für die Stärkung des Bankensektors und des Fondsmarktes in der russischen Wirtschaft aus. Wegfallende Schutz- und Dumpingmaßnahmen sollen ausländisches Kapital und Kredite bringen.
Doch dies sind langfristige Maßnahmen, die keinen großen Einfluss auf das Wirtschaftswachstum im vierten Quartal haben. Da hofft die Regierung eher auf steigende Exporterlöse durch den hohen Ölpreis. Die Transportmöglichkeiten sind allerdings praktisch ausgeschöpft. Neue Vereinbarungen, wie der Bau und Ausbau einer Gaspipeline durch die Ukraine, werden frühestens 2005 neue Kapazitäten schaffen.
Inflation über zehn Prozent
Der Ölpreis hat außerdem noch eine negative Folge. Die Ausgaben der Bevölkerung stiegen sprunghaft an. Die wachsenden Benzinkosten machen etwa 60 Prozent der Inflation aus. So rechnet Klepatsch mit einer Inflation von bestenfalls 10,5 Prozent, möglicherweise sogar 10,8 Prozent.
Andere Analysten glauben sogar, dass die Inflation deutlich über elf Prozent liegen werde. Einzig Finanzminister Alexej Kudrin bleibt Optimist. Er teilte mit, dass die Politik der Zentralbank die Inflation unter zehn Prozent (wie von Putin gefordert) halten werde. Dabei hatte der Internationale Währungsfonds vor kurzem die Zentralbank kritisiert, weil sie sich nicht auf die Bekämpfung der Inflation konzentriere.
(ab/.rufo)
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