Laut Gesetz darf jede Partei pro Wahllokal nur einen Helfer stellen. Doch in der Praxis sieht das oft anders aus. Nach Angaben der Moskauer Zeitung Nowaja Gaseta ist die Regierungspartei Jedinaja Rossia oft mit zwei oder gar drei Mitgliedern in den Wahlkommissionen vertreten.
Möglich ist das dadurch, dass bei der Zusammensetzung die Duma-Fraktionen bevorzugt wurden. Da Jedinaja Rossia ein Wahlkonglomerat zweier Fraktionen (der 1999 noch scharf verfeindeten Parteien Vaterland und Jedinstwo) darstellt, stellt sie oft entsprechend mehr Wahlhelfer als vorgesehen.
Dies weckte bei der Opposition Befürchtungen, dass es zu Fälschungen kommen könnte. Jabloko, SPS und KPRF vereinbarten daher eine Zusammenarbeit bei der Wahlbeobachtung.
Anzeichen für Unregelmäßigkeiten gibt es. Aufmerksamen Wählern fiel am Sonntag auf, dass die Wahllisten so genannte tote Seelen beinhalten. Das sind Personen, die entweder verstorben sind oder schon längst nicht mehr in dem Wahlbezirk wohnen. Statististische Unzulänglichkeiten oder Vorkehrungen für Wahlfälschungen?
Es sei nicht besonders schwer bis zu 200 Wahlzettel in die Urne zu schmuggeln, behauptet ein Informant der Nowaja Gaseta. Eine weitere Möglichkeit sei der Austausch bestimmter Wahlurnen vor der Auszählung. Da nicht alle Wähler das Wahllokal aufsuchen können, fahren Wahlhelfer mit den Urnen zu diesen Personen, um deren Stimmen einzusammeln. Ob diese dann auch gezählt werde, sei deshalb aber nicht sicher.
Diese mechanischen Manipulationen wird es sicher geben, vor allem in Baschkirien und Tschetschenien. In Baschkirien herrscht Präsident Murtasa Rachimow fast wie ein Despot des Mittelalters. Schon im Vorfeld der Wahlen wurde eine Druckerei entdeckt, die offensichtlich gefälschte Wahlzettel produzierte. Obwohl das Gebäude abbrannte, als die Miliz es durchsuchen wollte, gelang es, mehrere Zettel sich zu stellen. Außerdem wurden in der Republik mehrere Tausend Wahlzettel gestohlen. Am Wahltag wurden Wahlbeobachter mit Steinen beworfen, als sie ein Wahllokal aufsuchen wollten.
In Tschetschenien stimmen in erster Linie die dort stationierten Soldaten ab. Schon um die Mittagszeit lag die Wahlbeteiligung in den Kasernen bei 65 Prozent. Es ist davon auszugehen, dass die meisten Soldaten ihre Pflicht erfüllten.
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