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Weithin sichtbar – viel Wasser und die Türme der Erscheinungskathedrale von Wyschni Wolotschok. (Foto: Barth/.rufo)
Weithin sichtbar – viel Wasser und die Türme der Erscheinungskathedrale von Wyschni Wolotschok. (Foto: Barth/.rufo)

Wyschni Wolotschok – das „Kleinvenedig“ Russlands

Über 40 Brücken musst du gehen…, um über die unzähligen Flüsse, Bäche und Kanäle der Stadt zu gelangen. Der alte Handelsort Wyschni Wolotschok in der russischen Provinz nahe Twer hat seinen nostalgischen Charme bewahrt.

Zwar führt die M 10, die Moskau und St. Petersburg verbindende Fernstraße, unmittelbar durch Wyschni Wolotschok hindurch, zwar liegt die Stadt an derselben Eisenbahnverbindung und hat selbstverständlich einen Bahnhof – und doch verirren sich nur die allerwenigsten Touristen hierher.

Vielleicht hat auch gerade dieser Umstand diesen maroden Charme der Stadt konserviert, die jederzeit als Filmkulisse dienen könnte. Wyschni Wolotschok präsentiert sich wie ein Ort, der seine besten Zeiten schon seit längerem hinter sich gelassen hat. Ein Ort, in dem die Zeit stehengeblieben scheint.

Das Zentrum der alten Handelsstadt gibt Zeugnis vom Glanz vergangener Zeiten. Heute geht es in Wyschni Wolotschk jedoch eher beschaulich zu. (Foto: Barth/.rufo)
Das Zentrum der alten Handelsstadt gibt Zeugnis vom Glanz vergangener Zeiten. Heute geht es in Wyschni Wolotschk jedoch eher beschaulich zu. (Foto: Barth/.rufo)

Wasser, Wasser und noch mal Wasser


Eingebettet in die Ostausläufer der wasserreichen Waldaihöhen, war Wasser zwangsläufig die allererste Lebensader Wyschni Wolotschoks. „Die obere Portage“, so nannte man im 15. Jahrhundert die Ansiedlung an den Stromschnellen des Flusses Zna.

Bemerkenswerterweise haben sich hier einmal Slawen, Finnuiguren und Tartaren nicht die Köpfe eingeschlagen, sondern gemeinsam an einem Strang gezogen.

Verkehrstechnisch günstig am Handelsweg „von den Warägern zu den Griechen“ gelegen, erfuhr Wyschni Wolotschok, 160 km nordwestlich von Twer im Jahre 1437 seine erste urkundliche Erwähnung. Schon bald entwickelte sich der Ort zu einem regen Handels- und Handwerkszentrum der Region.

Als Hingucker hat das Dramentheater mittlerweile wieder ein bisschen Farbe gesehen – der örtliche Musentempel mitten im Stadtkern. (Foto: Barth/.rufo)
Als Hingucker hat das Dramentheater mittlerweile wieder ein bisschen Farbe gesehen – der örtliche Musentempel mitten im Stadtkern. (Foto: Barth/.rufo)
Allerdings musste Wyschni Wolotschok im 15. Jahrhundert auch bald die ersten Schicksalsschläge überwinden, da es zwischen die Fronten rivalisierender Fürstentümer geriet. Arg gebeutelt wurde der Ort dem Großfürstentum Moskau zugeschrieben.

Handel und Wandel


Im 18. Jahrhundert hatte Wyschni Wolotschok fürs Erste das Gröbste überstanden. Das heutige Stadtbild begann sich zu prägen. Im Jahr 1770 erhielt der Ort das Stadtrecht zugeschrieben und fiel kurze Zeit später an das Gouvernement Twer.

Als Zentrum der Textilindustrie zählte Wyschni Wolotschok bald zu den reichsten Städten im russischen Nordwesten. Begünstigt wurde der Warenhandel durch den von Peter I. in Auftrag gegebenen Verbindungskanal zwischen der Newa und der Wolga. Ab 1722 rollte der Rubel – aber so richtig.

Ab 1849 verband eine Eisenbahnstrecke St. Petersburg und Moskau, und Wyschni Wolotschok bekam einen der ersten russischen Bahnhöfe. Die Handelskontore im Zentrum der Stadt zeugen noch heute vom einstigen Glanz der damaligen Zeit.

Allerdings hat die Eisenbahn auch gleichzeitig den Kanal Peters I. ausgehebelt. Als Handelsstraße unbedeutend geworden, wurde auch die große Tradition des Schiffsbaus in Wyschni Wolotschok nebensächlich. Anfang des 20. Jahrhunderts verblasste der einstige Ruhm allmählich, die Stadt verlor an Bedeutung.

Verspielte Details aus besseren Tagen, gepaart mit postsowjetischer Realität. Es mangelt nicht an Charme, aber am Geld. (Foto: Barth/.rufo)
Verspielte Details aus besseren Tagen, gepaart mit postsowjetischer Realität. Es mangelt nicht an Charme, aber am Geld. (Foto: Barth/.rufo)

Dunkle Schatten über der Stadt


Mit dem Sowjetregime kam Wyschni Wolotschok wieder ein bisschen auf Vordermann. Die Kanäle wurden erneuert und modernisiert, die Kultur im örtlichen Dramentheater gefördert. Außerdem wurde der Stausee 1940 vergrößert, der dadurch auf seine heutige Fläche von 109 km² anwuchs und seitdem Moskau mit Trinkwasser versorgt.

Auch über Wyschni Wolotschok deckte sich der düstere Mantel des zweiten Weltkriegs. Im „Kriegsgefangenenlager 216“, sieben Kilometer südlich der Stadt, waren während und nach dem Krieg mehrere tausend deutsche Kriegsgefangene interniert.

Etwa 2.000 von ihnen überlebten die Zwangsarbeit (meist an den versandeten Kanälen und am Stausee) nicht und wurden in anonymen Massengräbern in der Umgebung verscharrt. Eins der zuständigen Hospitäler befand sich im 100 km entfernten Ostaschkow.

Bei Russland-Aktuell
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• Borowitschi – liebliche Provinzstadt im Waldai (06.05.2011)

Die Zeiten ändern sich


Heute leben in Wyschni Wolotschok rund 53.000 Einwohner entlang der Zna. Mittlerweile hat sich auch wieder eine rege Industrie aus Textil-, Holz- sowie Papierproduktion und Verarbeitung herausgebildet.

Sehenswert ist unbedingt das Zentrum der Stadt mit seinen reich geschmückten ehemaligen Handelshäusern um das Dramentheater aus dem 19. Jahrhundert. Hier herrscht, ganz im Gegensatz zur Betriebsamkeit entlang der Magistrale M 10, eine beschauliche, fast schon nostalgische Ruhe.

Auf einer kleinen Insel inmitten der Zna, ebenfalls mitten im Zentrum, ragen die Türme der Erscheinungskathedrale empor. Im Inneren der Kirche befindet sich eine Ikone der Muttergottes von Kasan, die im ganzen Land einen besonderen Status genießt.

Zudem ist die Lage Wyschni Wolotschoks entlang der ganzen Wasserstraßen durchaus als Balsam für die strapazierte Großstadtlunge zu bezeichnen. Der See der angestauten Zna lädt zum Angeln und Baden, zudem gibt es Ruderboote, die man sich entlang des Sees mieten kann. Der rechte Ort also, um einmal die Seele baumeln zu lassen.



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Warum tankt der gute Mann in Schräglage? Weil er aus Polen kommt und im russischen Gebiet Kaliningrad das Benzin nur halb so viel kostet wie daheim. So passen noch ein paar Liter mehr in den Tank. Mit der Einführung des visafreien kleinen Grenzverkehrs im Juni wird der Sprit-Tourismus im ehemaligen Ostpreußen noch deutlich zunehmen. (Topfoto: Plath/.rufo)

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