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Selbst im Spätherbst ist die Landschaft entlang der Baikalbahn faszinierend (Foto: Packeiser/.rufo) |
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Montag, 14.11.2005
Baikal-Bahn aus dem Dornröschenschlaf erwecktKarsten Packeiser, Port Baikal. Jahrzehnte lang lag das faszinierendste Teilstück der Transsib praktisch brach. Aber seit ihrem 100. Geburtstag rollen wieder Züge mit Touristen auf der legendären Baikal-Bahn.
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Fast im Schritttempo rattert der komfortable Schlafwagenzug die alten Gleise entlang. Direkt links neben den Gleisen fällt das Ufer steil zum nahezu unbewohnten Ufer des Baikalsees ab. Am Horizont, jenseits des Sees, funkeln die schneebeckten Gipfel des Chamar-Daban-Gebirges im fernen Burjatien. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde ist der Sonderzug „Baikalski Kruis (Baikal-Kreuzfahrt)“ unterwegs auf der legendärsten Bahnstrecke Russlands.
Ein Güterwaggon voll Dynamit pro Kilometer
Noch Jahre nach der offiziellen Eröffnung der Transsibirischen Eisenbahn klaffte im Osten Sibiriens eine Lücke in dem Schienenstrang zwischen der 70 Kilometer östlich von Irkutsk gelegenen Station Port Baikal und dem Haltepunkt Mysowaja am anderen Ufer des Sees. Reisende und Waggons wurden auf die beiden in Großbritannien gebaute Eisbrecher-Fähren „Baikal“ und „Angara“ umgeladen. Im besonders harten Winter 1904 verlegten die Eisenbahner sogar Schienen auf dem gefrorenen See. Einzeln wurden die Waggons dann über den Baikal gezogen.
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Vier Jahre, nachdem der erste Zug in Port Baikal eintraf, hatte 1902 der Bau einer Eisenbahnlinie begonnen, die den Baikalsee umrunden sollte. Mit 38 Tunneln, 248 Brücken und Viadukten und hunderter Konstruktionen wurde die gut 260 Kilometer lange Baikalumrundung zum technisch anspruchsvollsten und gleichzeitig mit Abstand teuersten Teilstück der Transsib.
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Im Sommer wird der Sonderzug „Baikalkreuzfahrt“ teilweise sogar von Dampfloks gezogen (Foto: Packeiser/.rufo) |
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Während der Arbeiten wurde im Schnitt ein Güterwaggon mit Dynamit pro Kilometer benötigt, um den Weg durch die Felsen freizusprengen. Bereits im Herbst 1905 wurde die Strecke offiziell dem Verkehr übergeben zwischen dem europäischen Teil des Zarenreiches und Wladiwostok an der Pazifikküste konnte der durchgehende Zugverkehr aufgenommen werden.
Alte Strecke im Stausee versunken
Der Sonderzug mit den Touristen ist inzwischen am Haltepunkt Ulanowo angekommen, wo ein mehr als zehnstündiger Stopp eingelegt wird. Die Reisenden unter ihnen auch viele Irkutsker Schulkinder auf Klassenfahrt erkunden die Tunnel der Umgebung. „Während des Bürgerkrieges befahl Lenin, die Strecke zu sprengen, um den Vormarsch der Weißen Truppen zu stoppen“, erzählt die Reiseleiterin, während die Gruppe die Gleise entlang läuft. „Doch zwei kommunistische Himmelfahrtskommandos scheitern.“
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Die Baikal-Eisenbahn überstand den russischen Bürgerkrieg, doch einige Jahrzehnte später fiel sie der wirtschaftlichen Erschließung Sibiriens zum Opfer. Ende der 50er Jahre versank die alte Strecke von Irkutsk nach Port Baikal in der von einem Wasserkraftwerk aufgestauten Angara. Eine neue Trasse war zuvor durch die Berge ans Südende des Baikals verlegt worden.
Das etwa 85 Kilometer lange Teilstück zwischen Port Baikal und Kultuk wurde zu einer Sackgasse. Der einstige Fährhafen verkam obwohl in Sichtweite des populären Ferienortes Listwjanka zur Bedeutungslosigkeit. „Besonders im Winter herrschte hier tote Hose“, erinnern sich Einheimische. Nur gelegentlich rollte ein Güterzug mit allem Lebensnotwendigen von der Transsib-Hauptstrecke in die Siedlung.
Retro-Touren mit Dampflok
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Der Brückenkomplex an der Station Polowinnaja gehört zum Muss für Touristen an der Baikalbahn (Foto: Ostsibirische Eisenbahn) |
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Kurz vor dem 100-Jahr-Jubiläum erinnerte sich die russische Eisenbahn wieder an die vergessene Strecke. Seit diesem Sommer verkehren die teilweise von Dampfloks gezogenen Sonderzüge jedes Wochenende auf der Strecke. Auf diese Weise kann wenigstens einen Teil der Kosten für die Ausbesserungsarbeiten der unter Denkmalsschutz gestellten Strecke verdient werden. Entlang der Trasse entstehen Pansionate und Feriensiedlungen.
Eigentlich hätte die Baikal-Bahn auch einen Platz auf der UNESCO-Weltkulturerbe-Liste verdient, finden Eisenbahner in Irkutsk. „Allerdings dürften wir hier dann ohne Genehmigung nicht einmal mehr einen Nagel auswechseln.“ Womöglich deshalb hat Russland noch keinen offiziellen Antrag darauf gestellt.
(-kp/.rufo)
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