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Anna Chapman war eine der zehn aufgeflogenen russischen Spione in den USA (Foto: splashnews) |
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Donnerstag, 11.11.2010
Tod den Spionen! Russen suchen Verräter ihrer AgentenMoskau. Großputz bei Russlands Auslandsgeheimdienst SWR nach dem Spionageskandal im Sommer. Der Verräter steht inzwischen auf Moskaus Todesliste. Wegen der Affäre gibt es Probleme bei den Raketenschild-Verhandlungen.
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Zehn russische Agenten waren im Sommer kurz nach dem Besuch von Präsident Dmitri Medwedew in Washington vom FBI hochgenommen worden. Was sich zunächst ausnahm wie ein dilletantisch geführter Ring von Möchtegern-Spionen soll laut russischen Medienberichten ein professionell arbeitendes Team gewesen sein.
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KGB-Agent aus Sowjetzeiten unter den Spionen
Wichtigste Person in diesem Spionagering war dabei bei weitem nicht Medienliebling Anna Chapman, die anschließend mit Nacktfotos Schlagzeilen machte, sondern der 65jährige Juan Lasaro, oder wie er richtig hieß Michail Wassenkow. Wassenkow war schon in den 60er Jahren vom KGB nach Chile geschickt worden. Später sickerte er mit seiner peruanischen Frau in die USA ein und verschaffte sich einflussreiche Freunde unter den Demokraten.
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Als größter Coup seiner Karriere gilt die Beschaffung eines Terminkalenders des US-Präsidenten, aus dem Treffen mit wichtigen internationalen Staatschefs für mehrere Jahre im Voraus hervor gingen. Dafür wurde Wassenkow zum General befördert.
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Führungsoffizier in Moskau als Verräter
Das Problem: Ausgerechnet der Führungsoffizier der Spione in Moskau arbeitete für die Amis. Inzwischen ist auch sein Name an die Öffentlichkeit gedrungen: Oberst Schtscherbakow (seinen Vornamen nennt die Tageszeitung Kommersant nicht).
Schon unmittelbar nach der Ausweisung der russischen Agenten hatte Premier Wladimir Putin bei einem Plausch mit seinen Ex-Kollegen, ihren Verrätern mit einem bösen Ende gedroht. Sie würden im Suff oder Drogenrausch hinter einem Gartenzaun enden, so der frühere KGB-Agent.
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Moskau hat bereits Killer auf Überläufer angesetzt
Eine anonyme Quelle aus der Kremladministration wurde noch deutlicher: Wir wissen, wer er ist und wo er ist. Er hat den Verrat des Geldes wegen begangen oder einfach, weil er bei irgendetwas gefasst wurde. Aber Sie brauchen keine Angst zu haben, ein Mercader wurde schon nach ihm geschickt. Ramon Mercader ermordete 1940 im Auftrag Stalins dessen Rivalen Leo Trotzki im Exil.
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Harte Konsequenzen drohen auch der Führungsspitze des SWR. Schließlich hatten Schtscherbakows Vorgesetzte übersehen, dass die Tochter des Oberst schon seit Jahren in den Staaten lebte. Der Sohn des Obristen, bei der russischen Drogenfahndung tätig, verließ das Land ebenfalls kurz vor der Aufdeckung des Spionagerings und schließlich setzte sich auch Schtscherbakow selbst drei Tage vor Medwedews Besuch in den USA ab, was das FBI zum Handeln zwang.
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Köpferollen beim Geheimdienst
In die Untersuchung sind neben dem SWR auch der Inlandsgeheimdienst FSB und andere Geheimdienststrukturen involviert. Da wird ordentlich aufgemischt und es werden Köpfe und Schulterklappen fliegen, versprach einer der Ermittler. Möglicherweise wird sogar der SWR als eigenständige Struktur aufgelöst und in den FSB (nach KGB-Vorbild) eingegliedert, heißt es.
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Zumindest das Schicksal des SWR-Chefs Michail Fradkow sieht düster aus. Sein Abschied wird von einer Reihe Analysten prophezeit. Als möglicher Nachfolger gilt Sergej Naryschkin. Naryschkin war offiziell in den 80er Jahren als Wirtschaftsberater an der sowjetischen Botschaft in Belgien. Solche Posten gelten als beliebte Tarnung für Geheimagenten (so begann beispielsweise Milliardär Alexander Lebedew in London seine Karriere).
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Verhandlungen um Raketenschild torpediert
Auch wenn Moskau durch den Agententausch relativ glimpflich aus der Sache kam, sei die Verstimmung bei den Geheimdienstlern gewaltig, heißt es aus dem Außenministerium. Die Diplomaten beschweren sich darüber, dass derzeit jede Zusammenarbeit mit Washington torpediert werde. Dies betreffe auch die Abstimmung zum amerikanischen Raketenschild.
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Der Raketenschild soll nach US-Plänen in Osteuropa stationiert werden. Offiziell ist er gegen Bedrohungen aus dem Iran gerichtet. Russland kritisiert die Stationierung jedoch als Gefährdung seiner eigenen Sicherheit. Der Raketenschirm zerstöre das militärische Gleichgewicht in Europa, argumentiert Moskau.
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Die Gemeine Telefonzelle ist in der tiefen russischen Provinz (wie hier in einem Waldai-Dorf) ein seltenes Gewächs. Doch seit sich auch in abgelegenen Dörfern der Mobilfunkmast massiv ausbreitet, befruchtet kaum noch ein Landbewohner mit seiner Telefonkarte diese rote Zivilisationsblüte in ihrer blauen Plastikknospe - die deshalb bald gänzlich im Dickicht verschwunden sein wird. (Topfoto: Deeg/.rufo)
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