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Alte Leute brauchen Unterstützung (Foto: Ballin/.rufo) |
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Freitag, 13.05.2005
Freiwilligendienst: Pro und ContraJan Brüning, Moskau. Freiwilligendienst in Russland ist dann sinnvoll, wenn die notwendigen Voraussetzungen da sind, Leib und Leben der Zivis nicht unnötig zu gefährden.
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Freiwilligendienst in Russland ist sinnvoll und richtig. Dabei spielt es nur eine untergeordnete Rolle, ob der Zivi alten Menschen beim Einkaufen hilft, im Krankenhaus den Fußboden schrubbt oder mit behinderten Kindern den Unterschied zwischen Kastanien und Eicheln entdeckt.
Ein anderes Deutschland vermitteln
Denn im Vordergrund aller Freiwilligenarbeit im Ausland steht das neugierige Entdecken anderer, fremder Kulturen. Die Jugendlichen repräsentieren das neue Deutschland. Dass die Deutschen 60 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg größtenteils keine Nazis mehr sind, wird so für die Russen erfahrbar.
Ebenso umgekehrt: Wenn die Freiwilligen nach einem Jahr zurück kehren, haben sie ein völlig neues Russlandbild abseits der Stereotypen gewonnen. Weder tanzt der Bär auf Moskauer Straßen, noch versinkt das Land im Juli unter einer dicken Schneedecke. Und sie wissen auch, dass nicht alle Russen literweise Wodka trinken, nach Deutschland fahren und Autos klauen und diese dann in Bandenkriegen untereinander aufteilen.
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Arbeit an zweiter Stelle
Erst in zweiter Linie steht dann die konkrete Arbeit. Wer nach Russland geht, um „Gutes“ zu tun, sollte nicht allzu viel erwarten. Er sollte nicht denken, dass seine Arbeit das Land von Grund auf verändern kann. Selbst die Situation in einem Moskauer Krankenhaus wird er nicht entscheidend verbessern. Ein Schulabgänger kann keine gelernten Krankenschwestern, Altenpfleger oder Erzieher ersetzen.
Denn eine Ausbildung zur Krankenschwester hat ihren eigenen Sinn. Wenn Freiwillige ohne Vorbereitung als medizinisches Personal im Krankenhaus eingesetzt werden, ist dies nicht unbedingt zum Vorteil der Patienten. Auch wenn die Hilfe zweifellos gut gemeint ist. Doch, was geschieht, wenn durch sein Verschulden einem Patienten bleibende Schäden entstehen? Dass in Deutschland nur Fachkräfte Spritzen geben und Katheter legen dürfen, hat schon seinen Sinn.
Ängste nicht unbegründet
Nur fahrlässig ist das Arbeiten ohne ausreichende Schutzkleidung. Übertragbare Krankheiten und Infektionen können so ungehemmt von Patienten auf Personal und umgekehrt überspringen. So sind die Ängste vor Aids und Hepatitis, die Andrea, Simone und Armin im Interview geäußert haben, begründet. Hier sind die Entsende-Organisationen gefragt, Verantwortung für die jungen Menschen zu übernehmen.
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Im Alter nehmen die Gebrechen zu (Foto: rufo) |
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Organisation manchmal mangelhaft
Sie müssen eine Betreuung der Freiwilligen sicherstellen. Betreuung bedeutet, dass ein Ansprechpartner in Moskau verfügbar ist. Denn wenn ein Problem heute auftritt, Hilfe aus Deutschland aber erst in zwei Monaten nach Moskau kommt, so hilft dies nur sehr bedingt weiter. Bei manchen Organisationen ist die Unterstützung der Freiwilligen im Ausland mangelhaft.
Vor- und Nachbereitungsseminare sowie Freiwilligentreffen während des Dienstes helfen, Schwierigkeiten des russischen Alltags zu überwinden. Dies vor allem, da sich die Freiwilligen kennen lernen und Probleme untereinander besprechen können. Denn Russland ist etwas anderes als Deutschland.
Risiko muss jeder selbst abwägen
Jeder muss am Ende selbst abwägen, ob die Risiken der Arbeit in einem angemessenen Verhältnis zum Erfolg des Freiwilligendienstes stehen. Andrea, Simone und Armin haben dies getan. Sie wollen weiter arbeiten, sehen aber sehr wohl die Gefahren. Dass sie die Schwierigkeiten des Alltags durch Sarkasmus verarbeiten, ist nicht ungewöhnlich.
Ihre flappsige Ausdrucksweise sollte aber nicht über die Ernsthaftigkeiten ihrer Absichten hinwegtäuschen. Natürlich werden „Illusionen über das Leben“ zerstört. Aber dies kann auch hilfreich sein. Jeder, der ein Jahr als Freiwilliger in Russland gearbeitet hat, wird mit Sicherheit mit anderen Augen auf die Welt und auch auf Deutschland blicken.
(jb/.rufo)
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(Topfoto: Siegmund/.rufo)
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