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Wie die Tataren von Rubin Kazan sich in Wolfsburg verfuhren (Foto: TV) |
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Freitag, 19.03.2010
Tataren verfahren sich in Wolfsburg Rubin draußenMichael Barth, Wolfsburg. Die Tataren ritten wieder einmal aus um Europa zu erobern. Der russische Meister Rubin Kazan kommt dabei unter die Räder. 2:1 steht es am Ende für den VfL Wolfsburg nach Verlängerung. Eine kleine Nachlese.
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Ein spannendes Fußballspiel ging gestern Abend über die Bühne. Tatarstan, vertreten durch Rubin Kasan, mittendrin. Der VfL Wolfsburg hatte die Nachfahren der gefürchteten Reiterhorden des Dschingis Khan zu Gast. Russland-Aktuell wird ein wenig Licht hinter den Flutlichtmast bringen.
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Nach der souveränen russischen Meisterschaft in der russischen Premier-Liga ist das Selbstbewusstsein wieder geweckt. Die ehedem wilden Reiter machten sich erneut auf den Weg gen Westen. Der Europa-Ligue Titel war das Ziel.
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Namhafte Bastionen wurden im Sturm genommen, Europa zitterte wieder. Die schier uneinnehmbare Festung Camp Nou in Barcelona wurde erfolgreich geschleift. Sie machten im gelobten Land kurzen Prozess mit Hapoel Tel Aviv. Nebenher wurde noch schnell der russische Supercup gewonnen.
Und nun stand eine kleine, junge deutsche Industriestadt im Fokus der Invasion aus dem wilden Osten. Vor 800 Jahren waren sie mit ihren gefürchteten Reiterbögen angetreten. Heute haben sie buntes Stollenschuhwerk als Waffe an den Füssen. Auch gefährlich
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Rubin war im Zugzwang. Die Ausgangslage nach dem 1-1 im Hinspiel in Kazan denkbar vakant. Bereits im Vorfeld schwankte die Stimmung zwischen Euphorie und wird doch eh nix. Und überhaupt, wer ist der VfL? Insgeheim waren sie doch alle recht zweckoptimistisch im deutschen Russland-Forum.
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Zugegeben, es war gefühlte 30 Grad wärmer, der Rasen wesentlich besser als vor einer Woche in Kasan (manche nehmen auch die englische Schreibweise "Kazan", die leider in der Aussprache mit dem Katzenfutter verwechselt werden könnte). Vor 14.000 Zuschauern, darunter etwa 20 Gästefans mit doppelt so viel Fahnen, in der Volkswagen-Arena überzeugte die ganz in Rot angetretene Goldene Horde auf der ganzen Linie.
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Ab der 7. Minuten begann ein munteres Spiel. Nach einem Weilchen Abtasten setzte in der 9. Minute Wolfsburgs Schäfer bereits die erste Duftmarke. Der VfL schiebt, Rubin kratzt, beisst. Dejagah schießt in der 15. den Ball aus glasklarer Position, Ryzhikov direkt in die Arme. Auf der anderen Seite scheitert Bukharov an den vielen Wolfsburger Beinen. VW verflankt sich, es dümpelt wieder ein wenig vor sich hin.
Na, und so einfach aus dem Nichts, schießt Kasaev plötzlich in der 21. Minute das Tor für Rubin. Ein traumhafter Spielzug aus der eigenen Hälfte heraus, eine Zuckerflanke von Bukharov. Spitzer Winkel von Links - bumm, Tor! Die Tataren obenauf, der Ersatztorhüter Hitz chancenlos, die Wolfsburger Abwehr ausgetanzt wie von einem Nurijev.
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Die letzten Minuten der ersten Halbzeit gehören einfach Aleksandr Bukharov gewidmet. Der Tatarenhäuptling ackert, rackert, scheitert aber immer wieder an der Wolfsburger Defensivabteilung. Rubin im Gegenzug setzt in der Verteidigung auf Eckbälle zugunsten des VfL. Die werden eh nix.
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Halbzeitpause. Der VfL macht Ölwechsel, Rubin tränkt die Pferde. Der VfL-Joker Martins kommt ins Spiel. Die ersten Deals bahnen sich an. Wenn Dzeko verkauft wird, gibt es richtig Geld für Wolfsburg, weiß Hansi Küpper bei SAT 1 ganz sicher zu vermelden. Es geht mit einem munteren auf und ab auf dem Platz weiter. Kazans Häuptling Bukharov bei Rubin, einfach eine Augenweide!
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Das Spiel ist keine Meistergala, aber es ist heute der Tag der Arbeit, auch das weiß Küpper später auf SAT 1. Hoffentlich hat er einen Kalender. Hansi wir schreiben den 18. März! Das Match jedoch, es hat Fahrt aufgenommen. Wolfsburg wird für seine Mühen belohnt.
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Orekhov bekommt für ein unnötiges Faul die gelbe Karte, Der Freistoss kommt auf Misimovic und der bedient mit einem Querpass von rechts eben jenen eingewechselten Martins. Knapp unter die Latte gezimmert, Ryzhkov fischt und kommt einen vertrackten Zentimeter zu spät an den Ball. Noch knapper geht schon bald nicht. Es steht nach 57 Minuten 1:1.
Jetzt wurden die Tataren zornig, setzten die Wölfe gehörig unter Druck. Und wieder beginnt ein Ecken-Festival für den VfL. Beide rackern und kämpfen. Und dem VfL gelingt in der 93. Minute tatsächlich noch ein Konter-Tor.
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Der Referee meint Abseits, die russischen Medien sagen neidlos selbst, das Tor hätte gelten müssen, egal es tut`s nicht. Wolfsburgs Dzeko kann sich mal so richtig ärgern. Zu seinem Trost, das Schiedsrichtergespann aus Schweden machte heute Abend insgesamt keine allzu souveräne Figur.
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Verlängerung der Volkswagen rollt und rollt und die Reiter reiten und reiten. Aufgegeben haben sie beide noch nicht. Rubin wirkt zwar besser, jedoch der finale Pass will gerade nicht ankommen. Wolfsburg legt einen Zahn zu, Der Tataren-Khan, inkarniert als Trainer namens Berdyev, kaut derweil den Rosenkranz.
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Es ist spannend. 108. Minute, Innenverteidiger Cesar Navas bekommt nach einem unnötigen taktischen Foul die gelb-rote Karte und darf ab da nicht mehr mitreiten. Trotzdem sah alles nach Elfmeterschiessen aus. Ich habe mir schon eine Mimik ala Charles Bronson (tatarischer Abstammung!) in den Glorreichen Sieben bei dem Vergleich vorgestellt
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In der 119. Minute zieht jedoch Johnson den tödlichen Pass auf Martins. Der gibt den Spielverderber und legt quer auf Gentner. Er dengelt den Ball aus 16m unhaltbar für Ryzhkov ins lange Eck. Die Schlacht ist geschlagen. Verprügelt reiten die Krieger des Khans wieder zurück in ihre Heimat Tartastan zurück und Rubin Kazan wird auf jedenfall in Erinnerung bleiben.
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Die plündernde, wildernde Meute zog ein Mal mehr durchs Land. Hinterließ erneut Chaos, kam dieses Mal aber doch unter die Räder. Westeuropa konnte sich dem Sturm letztlich erwehren. Und ein Auto haben sie bestimmt auch schon alle, die Tataren von Rubin
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