Moskau. Nachdem die Moskauer Guta-Bank sämtlichen Kundenverkehr stoppen musste, verdichten sich in Russland die Gerüchte über eine bevorstehende schwere Bankenkrise. Die 76 Filialen der Bank blieben am Dienstag geschlossen, Bankautomaten waren abgeschaltet. Pjotr Awen, Chef der Alfa-Bank, die zu den fünf größten des Landes zählt, musste am Dienstag im Fernsehen Gerüchte über eine Krise in seinem Haus dementieren.
Auch vor den Alfa-Filialen bildeten sich jedoch lange Schlangen von misstrauischen Kunden, die versuchten, an Automaten ihre Konten leerzuräumen. Mehrere Moskauer Filialen mussten am Dienstag schließen, weil das Bargeld ausgegangen war.
Bereits im Frühjahr waren zwei kleinere Finanzanstalten zusammengebrochen. Die Sodbusinessbank hatte ihre Lizenz verloren, wenig später löste sich die Bank „Kredittrust“ auf. Mit Guta ist zum ersten Mal eine größere Bank von Liquiditätsproblemen betroffen. Nach Angaben der „Moscow Times“ gehören nicht nur viele Privatanleger, sondern auch solche Großunternehmen wie Aeroflot, sowie die Mobilfunkbetreiber MTS und Vympelcom zu den Kunden. Gerüchten zufolge soll Guta angeblich vor kurzem ein größeres Aktienpaket des Ölkonzerns Yukos erworben haben. Der anschließende schwere Kursverfall des Ölgiganten soll womöglich für die Probleme der Bank mitverantwortlich sein. In den letzten Tagen sollen zudem Verhandlungen zwischen Guta und der staatlichen Wneschtorgbank über einen mehrstelligen Millionenkredit gescheitert sein.
Anstelle offizieller Erklärungen gab es zunächst nur Aushänge an den geschlossenen Bankfilialen: „Aufgrund eines Abflusses von Geldmitteln im Umfang von 10 Milliarden Rubel im Verlauf des Juni und stark gestiegenen Zahlungsverpflichtungen im Juli ist die Guta-Bank im Moment nicht in der Lage, ausstehende Überweisungen auszuführen und fällige Spareinlagen auszuzahlen.“
Einige russische Zeitungen malen bereits das Gespenst einer neuen Krise ähnlich der im August 1998 an die Wand. Damals hatte die russische Regierung ihre Zahlungsunfähigkeit erklären müssen. Innerhalb weniger Tage verlor der Rubel drei Viertel seines Wertes. Die Finanzkrise zog etliche Banken und Unternehmen in den Ruin und brachte Millionen Bürger um sämtliche Ersparnisse. Bei den Versuchen, die Krise abzuwenden und den Rubel zu stützen, verpulverte die Zentralbank Milliardensummen. Der Verbleib eines letzten IWF-Milliardenkredits ist bis heute nicht endgültig geklärt.
(kp/.rufo)
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