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17-06-2004 Politik

Putin leistet Yukos Erste Hilfe

Wie Wladimir Putin den Boersenkurs bestimmt (foto: newsru.com) Von Lothar Deeg, St. Petersburg. Zwei Sätze von Putin - und plötzlich ist alles anders: Der akut von der Pleite bedrohte Ölkonzern Yukos bekam ausgerechnet vom russischen Präsidenten Schützenhilfe. Der Staat sei nicht an einem Bankrott des Unternehmens interessiert, sagte Putin in Taschkent. Daraufhin schoss der Börsenkurs der Yukos-Aktien so schnell nach oben, dass der Handel ausgesetzt werden musste.


Einen Tag nach dem faktischen Beginn des nun vereinigten Prozesses gegen Yukos-Großaktionär Michail Chodorkowski und seinen Geschäftspartner Platon Lebedew wegen Betrugs und Steuerhinterziehung sah es gar nicht mehr gut um das Milliarden-schwere Öl-Imperium aus: „Noch heute Morgen bot sich das Bild, dass ein Bankrott von Yukos unvermeidlich ist“, sagte die Börsenanalystin Maria Radina zur Agentur RBK.

Doch dann sagte Wladimir Putin im fernen Taschkent, dass die russische Regierung dafür sorgen solle, dass Yukos nicht in den Ruin getrieben werde. „Die Staatsmacht in Russland und die Regierung sind nicht am Bankrott eines Unternehmens wie Yukos interessiert“, erklärte Putin.

Solange vor Gericht geklärt werde, welche Schulden Yukos habe, bemühe sich die Regierung, einen Kollaps des Unternehmens zu verhindern, so Putin gegenüber Journalisten auf dem Gipfel der „Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit“. Das vor allem um Terror-Abwehr bemühte Bündnis aus Russland, China und vier mittelasiatischen Staaten hatte sich am Donnerstag in der Hauptstadt Usbekistans zu einem Gipfel zusammengefunden.

Putin läßt die Börse boomen

Aber eigentlich wolle er zu dem Thema gar nichts sagen, meinte Putin. „Jedes Wort kann positiv oder negativ ausgelegt werden“. Genau so kam es prompt: An beiden Moskauer Börsen musste der Handel mit Yukos-Aktien am späten Donnerstag Nachmittag unterbrochen werden, da der Kurs innerhalb einer halben Stunde um 30 Prozent nach oben geschossen war. Auch an den Börsen in Frankfurt und London schoss der Yukos-Kurs um 20 bis 25 Prozent nach oben.

Der Markt sah Putins Aussage zu dem heiklen Thema als eindeutiges Signal, dass es der russischen Staatsmacht offenbar doch nicht um eine Zerschlagung des landesweit größten Unternehmens geht – sondern wohl doch nur um die Kaltstellung seines einstigen Chefs und Großaktionärs Michail Chodorkowski, der Putin-kritische politische Ambitionen zeigte. „Die Steuerbehörden werden voraussichtlich ihre Forderungen zurückschrauben und Yukos kann, nachdem es seine Schulden beglichen hat, den Zusammenhalt bewahren“, so ein Bankanalyst gegenüber der Agentur RBK. Gegenwärtig belaufen sich die Forderungen des russischen Staates auf gewaltige 3,4 Milliarden Dollar.

Auch wenn der Bankrott und eine darauf folgende Aufteilung von Yukos ausbleiben sollte, wird die Menatep-Gruppe von Chodorkowski und Lebedew die Kontrolle über den Ölkonzern aber kaum behalten können, so Expertin Radina. Am Vortag hatte bereits Wassili Schachnowski als Vertreter der anderen Teilhaber von Menatep, wo 62 Prozent der Aktien konzentriert sind, die Bereitschaft der Gruppe „zum Dialog mit der Regierung“ über die Beilegung der Steuerschuld angekündigt.

bei www.aktuell.RU
• Chodorkowski-Prozess verlegt (16.06.04)
• Yukos pleite? - Kukes soll zuruecktreten (28.05.04)

Auch der Börsen-Höhenflug des bedrohten Öl-Imperiums des seit Oktober 2003 inhaftierten Oligarchen Michail Chodorkowski dürfte nur von kurzer Dauer sein. Der zunächst auf Mittwoch nächster Woche vertagte Prozess gegen die beiden Noch-Milliardäre Chodorkowski und Lebedew wird sich noch lange hinziehen und dem einst auf 30 Milliarden Dollar taxierten russischen Vorzeige-Unternehmen noch viel Blut aus den Adern ziehen.
(ld /rufo)

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