Moskau. Knapp drei Mrd Euro soll Yukos zahlen. Dies könne noch bis Ende des Jahres zum Bankrott führen, warnte Vorstandsmitglied Juri Beilin, da dem Konzern derzeit beide Hände gebunden seien. Sämtliche Aktiva des Konzerns wurden auf Antrag der Steuerbehörde eingefroren. Derweil werfen Großaktionäre Vorstandschef Semjon Kukes schwere Fehler bei der Konzernführung vor. Er soll deshalb zurücktreten.
Kukes sei nicht nur ungenügend darauf vorbereitet gewesen, den Konzern in der schwierigen Situation zu führen, sondern habe die Lage teilweise sogar noch erschwert, lautet der Vorwurf mehrerer Großaktionäre von der Menatep-Bank an ihn. Er soll daher nach Informationen der Wirtschaftszeitung „Wedomosti“ bis Ende Juni den Vorstandssessel räumen. Voraussichtlichster Nachfolger sei der Amerikaner Steven Tidy heißt es in dem Artikel.
Tidy, der kein Russisch spricht, würde sich wahrscheinlich einzig um das operative Geschäft kümmern und die Verhandlungen mit der Politik dem künftigen Aufsichtsratsvorsitzenden Viktor Geraschtschenko überlassen.
Doch wer auch immer das Ruder bei Yukos übernehmen sollte, er tritt ein schweres Amt an. Der Prozess gegen den Ölmulti und dessen ehemalige Führungsetage offenbarte nach Meinung vieler Beobachter den Willen des Staates, einen aufsässigen Konzernchef und sein Imperium an die Kandarre zu nehmen.
Tatsächlich ist das harte Vorgehen der Staatsanwälte im Fall Yukos einmalig, denn gegen die anderen Ölgesellschaften wird weiterhin bisher nichts unternommen. Yukos hingegen werden nicht nur enorme finanzielle Forderungen gestellt, sondern gleichzeitig auch die Möglichkeit genommen, diese zu erfüllen. Um die drei Mrd. Euro zu bezahlen, müsste sich der Konzern von seinem Aktienpaket an Sibneft trennen, darf dies aber nicht.
Yukos hofft bei den nächsten Runden vor Gericht dennoch auf eine friedliche Einigung.
(ab/rufo)
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