Moskau. Was in den letzten sechs Monaten sieben Mal dementiert wurde, ist endlich bestätigt worden. Der Leiter von Gaspromneft, Sergej Bogdantschikow, erklärte am Dienstagabend nach einer Vorstandstagung von Gazprom, seine Firma werde sich an der Versteigerung der Yukostochter Yuganskneftegas am kommenden 19. Dezember beteiligen.
Da die Entscheidung mit Sicherheit im Kreml getroffen wurde, kann man es kürzer formulieren: Gasprom übernimmt Yukos. Es gibt keinen Zweifel, dass der Staatskonzern den Zuschlag bekommen wird. Yuganskneftegas bringt 60 Prozent der gesamten Fördermenge der Ölgesellschaft. Es wird erwartet, dass Yukos am Tag vor der Auktion den Konkurs anmelden oder die freiwillige Selbstauflösung bekanntgeben wird.
Angeblich reiner Zufall
Faktisch handelt es sich um die Renationalisierung der russischen Ölbranche. Es habe sich so gefügt, dass die Versteigerung gerade zu dem Zeitpunkt stattfindet, da auch die Öltochter des staatlichen Gaskonzerns, Gaspromneft, gegründet wird, sagte Bogdantschikow. Es müsse „wenigstens eine Gas- und Ölgesellschaft“ von Weltniveau in Russland geben.
Gerüchteweise hieß es, die Deutsche Bank AG, die von Gasprom für strategische Planung angeheuert wurde, rate außerdem zum Kauf der Ölgesellschaft Sibneft und zwei anderen Firmen. Jetzt bestätigte der Gaspromneft-Chef diesen Sachverhalt.
Gasinvestitionen werden zugunsten des Öls gekürzt
Bei einer weiteren Gazprom-Vorstandstagung wurde erwogen, das Investitionsprogramm im Gassektor um 100 Milliarden Rubel (3,1 Milliarden US-Dollar) zu kürzen, um die Käufe der Ölbetriebe zu finanzieren. Die Auktion beginnt am 19. Dezember bei einem Preis von 8,65 Milliarden Dollar. Fremdmittel seien also für den Erwerb von Juganskneftegas erforderlich, heißt es. Die Deutsche Bank soll sich bereits nach Investoren umgesehen haben.
Schröder gibt Geld
Dem Vernehmen nach unterstützt die deutsche Bundesregierung das Projekt. „Schröder gibt Geld für Yuganskneftegas“, titelte die „Nesawissimaja Gaseta“.
Die formelle Kaufentscheidung wird bei einer weiteren Gazprom-Vorstandstagung am kommenden Donnerstag oder Freitag fallen. Es geht natürlich nicht darum, den Kremlbeschluss rückgängig zu machen. So einfach, wie er anmutet, ist der Fall aber nicht.
Die Menatep-Finanzgruppe, der 65 Prozent der Aktien von Juganskneftegas gehören, will gegen den künftigen Käufer nach der „illegalen Auktion“ gerichtlich vorgehen. Der Menatep-Direktor Tim Osborn sagte, man denke an Gerichtsklagen und an Finanzforderungen.
Problem sind ausländische Minderheitsaktionäre
Die Hauptaktionäre von Yuganskneftegas sind der frühere Yukos-Chef Michail Chodorkowski und der Ex-Menatep-Chef Platon Lebedew. Beide sitzen im Untersuchungsgefängnis und werden keine Schwierigkeiten machen. Es gibt aber noch Minderheitsaktionäre, und zwar nicht nur in Russland, die sich nicht ausrauben lassen wollen.
Auch in der Staatsführung sind nicht alle mit der rabiaten Enteignung einverstanden. Deshalb wurde der liberale Wirtschafts- und Handelsminister German Gref über den Gasprom-Plan vorher nicht informiert.
(adu/.rufo)
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