St. Petersburg. Wenn zutrifft, was gestern über die für Ende November geplante Zwangsversteigerung der Yukos-Tochter „Yuganskneftegaz“ durchsickerte, so planen die Gerichtsvollzieher die Verramschung des auf einen Wert von 15 bis 20 Milliarden Dollar geschätzten Ölförderbetriebs: Der Startpreis für ein 77-Prozent-Aktienpaket soll bei nur etwa 4 Milliarden liegen. Und das zweite Gerücht: Als potentieller Käufer wird im Interesse von Gazprom ein deutsches Unternehmen auftreten.
Die eigens zur Feststellung eines realen Marktwertes des Unternehmens engagierten Auditoren von Dresdner Kleinwort Wasserstein (DrKW) hatten Yuganskneftegaz bereits nach Abzug von Verprflichtungen gegenüber Yukos selbst sowie Steuerverpflichtungen auf 15,7 bis 18,3 Milliarden Dollar taxiert.
Offenbar haben sich die um die Liquidation des Yukos-Imperium bemühten Behörden aber das Ziel gesetzt, den Konzern zu den niedrigst möglichen Werten aufzuteilen: Wie heute die Zeitung „Wedomosti“ unter Berufung auf Quellen in der Regierung berichtet, operiert der Gerichtsvollzieherdienst in seinem Versteigerungsauftrag an den Staatlichen Vermögensfond mit Zahlen, die zu einem Einstiegspreis von unter 4 Milliarden Dollar führen: Demnach sollen nicht 100, sondern nur knapp 77 Prozent der Aktien verkauft werden.
Dieser solide Anteil soll dennoch wie eine Minderheitenbeteiligung an dem Unternehmen betrachtet werden – und deshalb mit einem 60 Prozent betragenden Nachlass angeboten werden. Und schließlich steht als Marktwert nicht die keineswegs rechtsverbindliche Schätzung der deutschen Gutachter im Raum, sondern ein vorgeblicher Gesamtwert von knapp über 10 Milliarden Dollar. Auch diese Zahl stammt aus dem Bericht von DrKW, figuriert dort aber als absoluter Minimalwert für einen Verkauf unter den schlechtest möglichen Bedingungen.
Das auf diese Weise erwirtschaftete Geld würde nur dazu ausreichen, die bereits rechtskräftigen Steuernachforderungen gegen Yukos für 2001 abzugelten – aber nicht die weiteren Nachforderungen, die wohl noch in nächster Zeit dazu kommen. Die Gesamtschulden von Yukos gegenüber dem Fiskus dürften auf diese Weise etwa 10 Milliarden Dollar erreichen. Der Staatliche Vermögensfonds wollte diese Zahlenspiele aber zunächst nicht kommentieren. Der Startpreis würde erst offiziell vor Beginn der Versteigerung bekannt gegeben, hieß es.
Als potentieller Käufer von Yuganskneftegaz würde dabei ein deutsches Unternehmen auftreten, berichtet heute die Zeitung „Gaseta“ unter Berufung auf einen Informanten in der Regierung. Da der russische Gaskonzern Gazprom mehrfach bekräftigte, dass er selbst dafür keine Mittel habe, andererseits das halbstaatliche Energieimperium immer wieder als das fast logische Auffangbecken für die Yukos-Überreste dargestellt wird, kann es sich nur um den Gazprom-Aktionär E.ON Ruhrgas AG handeln. Die Ruhrgas hält gegenwärtig 6,4 Prozent am russischen Gasmonopolisten.
Wie die Wirtschaftsnachrichten-Agentur RBK meldet, kursiert auf den Börsenmärkten anlässlich des gegenwärtig laufenden Putin-Besuchs in China aber auch das Gerücht, dass sich auch die China National Petroleum Corporation (CNPC) an der Versteigerung der Yukos-Aktiva beteiligen könnte.
Wie news.ru berichtete, winken die sonstigen russischen Ölkonzerne gegenwärtig durch die Bank ab, wenn sie nach eigenen Plänen für einen Erwerb von Yuganskneftegaz gefragt werden: Entsprechende Dementis gibt es von Lukoil, Sibneft, TNK-BP und Surgutneftegaz.
(ld/.rufo)
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