Moskau. Der Handel mit den Yukos-Aktien musste wegen zweistelliger Kursverluste am Dienstag wieder einmal unterbrochen werden. Das Justizministerium hatte zuvor mitgeteilt, der wichtigste Förderbetrieb des Ölkonzerns, Yuganskneftegas, sei umgerechnet nur 8,5 Mrd. Euro wert. Die mit der Schätzung beauftragte Bank Dresdner Kleinwort Wasserstein hatte einen wesentlich höheren Wert ermittelt.
Für einen Preis zwischen 13 – 15 Mrd. Euro könne Yuganskneftegas verkauft werden, hatten die Bank-Experten empfohlen. Lediglich, wenn sich die Situation nach dem absolut negativsten Szenario entwickeln sollte, könne der Preis auf 8,5 Mrd. Euro fallen, hatten die Banker geschätzt.
Dass das Justizministerium allerdings nun ausgerechnet nur diese Zahl veröffentlichte, könnte darauf hinweisen, dass es auf eben dieses Szenario hinarbeitet. Der Versuch der Behörden, sich als objektiv in diesem Rechtsstreit darzustellen, ist jedoch damit endgültig gescheitert.
Dabei war die renomierte Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein eben daher als Schätzer geholt worden, um Fairness gegenüber Yukos zu demonstrieren und verunsicherten Anlegern deutlich zu machen, dass es in Russland keine Rücknahme der Privatisierung geben werde.
Beim Verkauf des Unternehmens scheinen es die Behörden eilig zu haben. Der Chef des Fonds für Staatseigentum Wladimir Selenzow schätzte, dass der Verkauf bis Ende November abgewickelt sein könne. Potentielle Käufer wurden bisher noch nicht benannt. Als wahrscheinlichster Anwärter gilt jedoch das inzwischen wieder mehrheitlich staatseigene Rohstoffunternehmen Gasprom.
Der Erdgasmonopolist hat gerade den staatlichen Ölkonzern Rosneft übernommen. Die ehrgeizigen Expansionspläne des Vorstandsvorsitzenden Alexej Miller können damit aber nicht vollständig realisiert werden, da der Marktanteil von Rosneft in der Ölbranche zu gering ist.
Miller hatte stets abgelehnt, an einer Auktion um Yukos-Aktiva teilzunehmen und betont, sein Unternehmen sei an der Stabilität von Yukos interessiert. Gleichzeitig hatte er aber auch gesagt, dass der Preis von Rosneft möglicherweise unter dem Marktwert der Gasprom-Aktien liege, die der Staat dafür im Gegenzug erhalte.
„In diesem Fall wird der Staat Gasprom weitere Ölaktiva abtreten“, teilte Miller auf einer Pressekonferenz mit. Durchaus möglich, dass der Staat Teile von Yuganskneftegas anbietet, um Gasprom auszubezahlen.
Und da der Appetit ja bekanntlich beim Essen kommt, könnte Gasprom dann im Endeffekt doch den gesamten Förderbetrieb schlucken. Allerdings nur, wenn er nicht zu teuer ist. Eine Summe von 8,5 Mrd. Euro ist da sicher ganz angenehm.
(ab/.rufo)
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