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^Ein Kurort wie aus dem Bilderbuch. In den Solen von Staraja Russa heilen seit langem viele Leiden. (Foto: Barth/.rufo)
^Ein Kurort wie aus dem Bilderbuch. In den Solen von Staraja Russa heilen seit langem viele Leiden. (Foto: Barth/.rufo)

Staraja Russa – zur Kur bei den Gebrüdern Karamasow

Der beschauliche Kurort am Südufer des Ilmensees strahlt Ruhe aus. Hier scheinen sich die Uhren etwas langsamer zu drehen als im nahen Nowgorod, und es lohnt durchaus, ein bestimmtes Buch vor Ort zu lesen.

„Lange Zeit wanderten die Brüder Slowen und Rus auf der Suche nach neuem Land umher. Da ging der jüngere Bruder Rus bis an den Zusammenfluss zweier kleiner Flüsschen und erbaute Russa, und die Flüsse nannte er zu Ehren seiner Frau und seiner Tochter Polist und Porussja.“ So weiß es zumindest die Legende.

Salz: das weiße Gold Staraja Russas


Erstmals urkundlich erwähnt wird Staraja Russa, gelegen knapp 100 Kilometer südlich von Nowgorod am Südrand des Ilmensees, im 11. Jahrhundert. Archäologischen Forschungen zeugen jedoch von engen wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Staraja Russa und Kiew bereits im 10. Jahrhundert.

Staraja Russa , das als Handelsort an dem Wasserweg „von den Warägern zu den Griechen“ entstand, war Zentrum intensiver Salzsiederei. In den 1970er Jahren geborgene Texte auf Birkenrindenurkunden belegen eine frühe florierende Mineralsalzindustrie.

Den größten wirtschaftlichen Aufschwung erreichte Russa, wie es damals schlicht genannt wurde, ab dem 14. Jahrhundert. Im 16. Jahrhundert führte der Ort den höchsten Tribut an den russischen Zentralstaat ab: 1,5 Mal höher als der der Hauptstadt Moskau und gleich dreimal höher als der Nowgorods.

Wirren 1: Die polnisch-schwedische Intervention


1608 wurde Staraja Russa von polnisch-litauischen Truppen weitgehend verwüstet. Im Juli 1611 besetzte das schwedische Heer Staraja Russa. Die Eroberer errichteten am Zusammenfluss der beiden Flüsse eine Festung, um ihre Positionen in der Stadt zu untermauern.

Die Schweden hatten jedoch die Rechnung ohne den Wirt gemacht: Die Bürger der Stadt revoltierten. Erbittert stemmte sich eine aus 2.500 Mann bestehende Bürgerwehr erfolgreich gegen die Besatzer.

Die Schweden zogen zwar wieder ab, jedoch blieben von den gut 25.000 Einwohnern der Stadt gerade noch 38 am Leben. Nach einer Feuersbrunst im Jahr 1763 wurde die Stadt mit steinernen Häusern endgültig wieder zu neuem Leben erweckt.

Heilbäder: Der neue Schatz am Ilmensee


Ab 1828 erfuhren die Salinen von Staraja Russa eine gänzlich neue Blüte. Die Salzgewinnung wurde vollends eingestellt, an deren Stelle entstanden nun Moorbäder. Dazu wurden mehrere Heilwasserquellen auf Anraten des Leibarztes des Kaiserhofes im Stadtgebiet erschlossen

Nun führte Staraja Russa fürderhin das Attribut „Kurort“ im Namen. Die Solebäder zogen alsbald die Haute Voile in den Ort. Adelige und Industrielle gaben sich im Kurort die Klinke in die Hand, um mit dem jodhaltigen Wasser ihre Lebensgeister zu reanimieren.

Eher von der Großstadt heilen wollte sich in dem gesunden Umfeld, gepaart mit behaglicher Provinz, ein gewisser Petersburger…

Ein Literat ließ sich durch den beschaulichen Ort inspirieren. Das Dostojewski-Denkmal unweit seines Sommerhäuschens. (Foto: Barth/.rufo)
Ein Literat ließ sich durch den beschaulichen Ort inspirieren. Das Dostojewski-Denkmal unweit seines Sommerhäuschens. (Foto: Barth/.rufo)

Das Buch: Staraja Russas prominenter Gast


Dieser Petersburger war kein Geringerer als Fjodor Dostojewski, der ab 1872 die Sommermonate mit seiner Familie hier verbrachte. Im beschaulichen Kurort beobachtete er aufmerksam das Leben in der russischen Provinz, um eine Antwort auf die brennenden Fragen seiner Zeit zu finden.

In seinem Häuschen am malerischen Ufer der Porusja verfasste Dostojewski seine Romane „Die Dämonen“ und „Der Jüngling“. Außerdem widmete er sich hier wieder einem seiner opulenten Werke. Er vollendete in Staraja Russa „Die Brüder Karamasow“ und ließ seine Protagonisten an realen Orten residieren.

Der Autor, dessen Roman im fiktiven Städtchen Skotoprigonjewsk spielt, umschrieb damit den Ort seiner Sommerfrische. Der Kaufmann Plotnikow bot seine Waren am heutigen Revolutionsplatz an, Gruschenki wohnte in der Nabersechnaja Glebowa 25 und die Jekaterina Werchowzewa ließ er in der Uliza Karla Marksa 5 leben.

Stumme Zeitzeugen am Wegesrand. Soldatenfriedhöfe mahnen in der unmittelbaren Umgebung von Staraja Russa. (Foto: Barth/.rufo)
Stumme Zeitzeugen am Wegesrand. Soldatenfriedhöfe mahnen in der unmittelbaren Umgebung von Staraja Russa. (Foto: Barth/.rufo)

Wirren 2: Der Kessel von Demjansk


Auch Staraja Russa blieb von den Ereignissen des 2. Weltkriegs nicht verschont. Nach heftigen Kämpfen fiel die Stadt am 8. August 1941 in die Hände der deutschen Wehrmacht und wurde bis Februar 1944 durch deutsche Truppen besetzt. Südöstlich von Staraja Russa tobte derweil die Schlacht um die „Festung“ Demjansk.

Erst im Zuge der sogenannten Leningrad-Nowgoroder Operation konnte Staraja Russa endgültig durch die Sowjettruppen befreit werden. Heute findet man in der Umgebung von Staraja Russa unzählige Soldatenfriedhöfe, die mit Unterstützung durch deutsche freiwillige Helfer erhalten werden.

Staraja Russa heute: Ruhiger Kurort mit charmanter Patina


Keine Shoppingmeilen und weit weg vom Großstadtdschungel. Obwohl Staraja Russa heute mit 33.700 Einwohnern die drittgrößte Stadt im Nowgoroder Oblast ist, bequem an der Bahnlinie Waldai- Pskow liegt und mit dem Bus aus Nowgorod zu erreichen ist, verirren sich dennoch nur wenige Fremde hierher.

Natürlich gehört hier zur Kur auch die Kultur. In Dostojewskis Sommerhäuschen an der Nabereschnaja Dostojewskogo 42 ist heute ein kleines Museum zu Ehren des Literaten untergebracht. Sein Denkmal steht unweit in einem kleinen Park.

Aber lassen Sie sich ruhig einmal in die Zeit der großen Bäder entführen und lustwandeln Sie im großen Kurpark. Sie werden sehen, hier gehen die Uhren langsamer…



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Warum tankt der gute Mann in Schräglage? Weil er aus Polen kommt und im russischen Gebiet Kaliningrad das Benzin nur halb so viel kostet wie daheim. So passen noch ein paar Liter mehr in den Tank. Mit der Einführung des visafreien kleinen Grenzverkehrs im Juni wird der Sprit-Tourismus im ehemaligen Ostpreußen noch deutlich zunehmen. (Topfoto: Plath/.rufo)

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