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Der Tausch im russischen Tandem sorgt weiterhin für Gesprächsstoff. (Foto: newsru.com)
Der Tausch im russischen Tandem sorgt weiterhin für Gesprächsstoff. (Foto: newsru.com)
Dienstag, 18.10.2011

Bevorstehender Tandem-Tausch: Putins Clan war stärker

Moskau. Der Politologe Igor Jurgens sieht im Sieg der „Lobby der Bewahrer und Stabilisatoren“ den Grund für den Tausch im Kreml. Damit widerspricht er Putins gestriger Äußerung, das sei schon vor vier Jahren klar gewesen.

Igor Jurgens steht dem Medwedew-nahen Institut für moderne Entwicklung (INSOR) vor. Er ist der Meinung, die konservative Putin-Lobby („Bewahrer und Stabilisatoren“) sei im Endeffekt größer und stärker gewesen als „die Gruppe der Progressisten“, die Medwedew unterstützen.

Bewahrer besiegen Progressisten


Dies sagt Jurgens in einem Interview für die Zeitung „Kommersant“ über die Hintergründe für die Entscheidung, dass Wladimir Putin und nicht Dmitri Medwedew als Kandidat für die Präsidentenwahlen von 2012 ins Rennen geht.

Bei Russland-Aktuell
• Umfrage: 42 Prozent wählen Putin und 45 Prozent ER (07.10.2011)
• Medwedew weist Kritik an geplantem Ämtertausch zurück (30.09.2011)
• Putin: Steuermann in der Krise oder Stagnationssymbol? (26.09.2011)
• Putins dritte Amtszeit: Mehr als "More of the same" (25.09.2011)
• Tandem-Umbau: Putin wird Präsident, Medwedew Premier (24.09.2011)
Seiner Meinung ist der Kampf zwischen den konservativen Pro-Putin-Kräften und den progressiven Medwedew-Anhängern mit dem Sieg der ersten ausgegangen. Die erste Gruppe – militärindustrieller Komplex, Miliz, Rohstoffsektor –sei einfach „größer und einflussreicher“ gewesen.

Die Medwedew-Unterstützer stammen laut Jurgens aus dem Bankensektor, der in der Wirtschaftskrise stark gebeutelt wurde, und der russischen Mittelklasse aus jungen Geschäftsleuten, Wissenschaftlern, der Intelligenz, Facharbeitern und Künstlern.

Wolle Russland zur G8 oder auch G20 gehören, müsse es sich gerade auf diese Bevölkerungsschicht stützen, so Jurgens. Als „bekennender“ Medwedew-Anhänger hatte er dem Noch-Präsidenten vor Monaten öffentlich geraten, für eine zweite Amtszeit zu kandidieren. Daraus ist bekanntlich nichts geworden.

Mit seinen Überlegungen widerspricht Jurgens Wladimir Putins Äußerung in dessen großen Fernsehinterview von Montagabend, Medwedew und er hätten sich bereits vor vier Jahren, als der Wechsel im Kreml bevorstand, über einen „Rücktausch“ geeinigt.

Monströser russischer Staat


Putin hatte in dem gestern Abend ausgestrahlten Interview für drei russische Fernsehsender Medwedews Arbeit u. a. als „Tätigkeit zur Humanisierung unseres im Ganzen doch ziemlich monströs und hässlichen Staates im Verhältnis zum konkreten Bürger “ bewertet.

Er werde „keine scharfen Kehrtwendungen unternehmen“ und „sich ansehen, wie Medwedews Neuerungen sich in der Praxis beweisen“. Russland sei noch nicht reif für „die Aufgabe der Macht“:

„Es reichen zwei, drei falsche Schritte und wir werden von dem überrannt, was früher war, ohne uns auch nur umblicken zu können“, sagte Putin im Blick auf die chaotischen und gefährlichen 1990er Jahre.



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