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Begehrt und schwer zu ergattern: Ein Platz an einer russischen Uni. (Foto: newsru.com) |
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Freitag, 05.08.2011
Korruption und tote Seelen: 10.000 Euro für Uni-PlatzMoskau. An einer medizinischen Universität in Moskau sind handfeste Regelwidrigkeiten aufgeflogen: Um kostenlose Studienplätze bewarben sich hunderte tote Seelen; vergeben wurden bevorzugt die teuren Plätze für 40.000 Rubel.
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Der unangenehme Zwischenfall betrifft die prestigeträchtige Russische Nationale Medizinische Forschungsuniversität namens Pirogow (RNIMU), im Volksmund als Zweite Med bekannt. Den Skandal entfachten Aussagen von Studienbewerbern und ihren Eltern und die eigentlich harmlose Analyse eines Computerfachmanns.
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Durch Zufall aufgedeckt
Moskauer Medien hatten am Vortag gemeldet, der Computerfachmann Viktor Simak habe in den elektronischen Aufnahmelisten der Med 700 Studienbewerber mit identischen Angaben zur Person gefunden. Eigentlich wollte er nur die Chancen eines Freundes nachrechnen, an der Uni einen Studienplatz zu ergattern.
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Experten nehmen an, die Liste sei angelegt worden, um die Geister oder (um den bekannten russischen Schriftsteller Nikolai Gogol zu bemühen) toten Seelen am Ende der Bewerbungsfrist abzulehnen und an ihre Stelle kommerzielle Erstsemestler zu hieven, die für einen Studienplatz 400.000 Rubel (ca. 10.000 Euro) zahlen.
Ein kluges Schema
Artjom Chromow, Vorsitzender des Russischen Studentenverbandes, bezeichnet das Betrugsschema als sehr gescheit, sachkundig und abgewogen. Auf diese Weise wurden alle Bewerber, die ein Recht auf einen kostenlosen Studienplatz hatten, einfach ausgesiebt.
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Aus der Universität verlautet nun, die Schuldigen seien bereits gefunden und entlassen worden. Laut Rektor Nikolai Wolodin sei das Ganze aber keine böse Absicht, sondern ein Wirrwarr in den Bewerberlisten, dahinter könnte auch ein technischer Fehler stecken.
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In Wirklichkeit handelt es sich wohl eher um einen typischen Fall von Korruption: An normalen Bewerbern war nichts zu verdienen, und von den zahlenden fielen sicher ein paar Prozente an die korrupten Mitglieder der Aufnahmekommission ab.
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