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Der Stoff, aus dem die Träume sind. Fertig verwobenes Leinen aus Karelien. (Foto: Barth/.rufo) |
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Mittwoch, 16.02.2011
Russland präsentiert sich ökologisch auf der BioFachNürnberg. Der Konsum tendiert gen Öko. Gesunde Nahrung, lautere Klamotten und vertretbare Kosmetik. Welche Rolle spielt Russland dabei? Russland- Aktuell besuchte den einzigen russischen Aussteller auf der BioFach-Messe.
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Die Ökologie erlebt einen Sinneswandel. Bis die BioFach vor über 20 Jahren das erste Mal in Frankfurt am Main das Licht der Welt erblickte, galt biologische Lebensweise als ein Synonym für unansehnlich fleckige Äpfel, untragbar schlabberige Klamotten und ungewohnt (weil unparfümiert!) riechende Kosmetik.
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Alles Öko oder was?
Das war des Pudels Kern das Image. Dieses Bewusstsein hat sich Gott sei Dank gewandelt. Öko ist mittlerweile Hip! Wer was auf sich hält, macht auf Bewusst, so will es das Gesetz des Marktes. Hubert Rottner und Hagen Sunder begannen ab 1989, die Bioschiene einer großen Öffentlichkeit zu präsentieren. Und siehe da, es erreichte sogar die etwas breitere Masse.
Seitdem wachsen die Umsatzzahlen stetig Und der Marktanteil an zertifizierter Bioware liegt alleine in Deutschland derzeit bei rund sechs Milliarden Euro, Tendenz steigend. Inzwischen wurde die BioFach von der Messe Nürnberg übernommen und beherbergt über 2.500 Aussteller aus 84 Ländern der Erde. Auch Russland ist heuer zum ersten Mal vertreten.
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Altlasten und ein zartes Pflänzchen
Russland gilt nun jedoch im Allgemeinen nicht gerade als Musterbeispiel ökologischer Verantwortung und ist im Besonderen noch weit weg von diesem Prozess des Umdenkens. Yes, we can !, dieser markige Satz des amerikanischen Präsidenten liest sich nämlich auf Russisch eher als Können würden wir schon. Nur wer tuts?
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Und doch keimt ein zartes Pflänzchen für Bioprodukte in Russland. Fachleute aus Moskau sind sich einig, dass sich, zwar vorerst nur mit westlicher Kooperation, schon bald ein eigenständiger russischer Markt mit diesem Segment etablieren könnte. Jedoch mangele es bislang an Grundprodukten, wie z.B. Tierfutter, Düngemitteln und qualitativ hochwertigen Rohstoffen.
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Pionierarbeit an der Verkaufsfront
Und doch gibt es in Moskau bereits einen, wenn auch kleinen, Absatzmarkt für ökologische Waren. Selbst wenn sich der Umsatz noch verschwindend gering ausnimmt, wie Marina Goldinberg, Marketing-Managerin eines der beiden Ökomärkte, zugeben muss.
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Öko? Logisch! Das Warenangebot auf der BioFach ist umwerfend und vor allem gesund. (Foto: Barth/.rufo) |
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Aber auch hier gilt, wie sie weiß: Der Preis bestimmt den Absatz. Angesichts stolzer 12,50 Dollar für ein Kilo argentinischer Äpfel durchaus nachvollziehbar.
Die Produkte sind hauptsächlich Importartikel, deshalb gedenkt die Firma Grünwald, so der bezeichnende Name der zwei Moskauer Ekomarkets, eine eigene Produktion im Lebensmittelsektor aufzubauen. Das eigene Label EtoLeto produziert abgesegnete Molkereiprodukte von glücklichen Kühen im Gebiet Tula. Wurst und Fleisch sollen folgen.
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Ökologisches Leinen aus Wologda
Ein ganz anderes Terrain beschreitet die erst 2010 gegründete Firma NORDSILK. Im Gebiet Wologda entstehen aus dem dort traditionell angebauten Flachs wertvolle Leinentextilien, die im Moskauer Firmensitz an den Einzelhandel weiter vertrieben werden. Der Produktionsschwerpunkt liegt auf zeitlosen Herrenhemden und Heimtextilien.
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Russland- Aktuell besuchte den Stand von NORDSILK auf der BioFach und sah sich dort etwas um. Ein kleiner, aber feiner Stand inmitten des ganzen Messegetümmels. Man spürt ein klein wenig die Nervosität vor so großem Publikum. Aber sie sind guter Dinge, das merkt man, das sieht man. Es weht eine optimistische Grundhaltung aus der russischen Ecke.
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Alte Traditionen und zeitlose Mode
Etwa zehn Prozent des Umsatzes der Firma mache man mit dem russischen Inlandsmarkt. Der Schwerpunkt läge auf Deutschland, Österreich und dem Balkan, insbesondere Kroatien, erzählt Jekaterina Mustonina von der Vertriebsabteilung.
Dahin schielt auch das Hauptinteresse dieses jungen Unternehmens. In Russland wäre zwar großes Potential, aber die Zeit ist einfach noch nicht ganz reif, muss sie zugeben.
Flachsanbau und die Leinenproduktion haben in Russland seit jeher einen großen Stellenwert. Vor allem in den nördlichen Regionen des Landes und besonders in Karelien. Eigentlich war das, was wir hier machen, ja schon immer öko, aber jetzt müssen wir das Ganze bewusster angehen. Gesagt, getan
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Albert Talipow von der Firma NORDSILK präsentiert stolz seine Kollektion. Umweltverträglich und zeitlos. (Foto: Barth/.rufo) |
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Ganz wichtig: europäische Zertifikate
Albert Talipow, der Marketingleiter der Firma, ist sich sicher, dass sich ein Markt für die Kollektion aufbauen lässt. Sicherlich, auch er gibt zu, dass sich Russland in der Vergangenheit nicht gerade mit Ruhm in Sachen Ökologie bekleckert hat.
Aber glauben Sie mir, ohne Zertifikat wären wir gar nicht hier! In diesem Fall ist es das international gültige Ökotex-Siegel. Ein Garant für den Verbraucher, dass er auch wirklich umweltverträgliche Ware einkauft.
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Nun stellt sich die Frage, warum nur eine Herrenkollektion? Ach, das ist schwierig, sagt Talipow. Wir produzieren langlebige, zeitlose Textilien und die Mode, gerade für Frauen, ändert sich derart schnell, dass es schwierig ist in einer Nische damit standzuhalten.
Womit er durchaus Recht hat. Aber er will, ganz ein russischer Gedanke, eine eigene Schiene für Kinderbekleidung aufbauen.
Damenmode zu kurzlebig
Denn mit Kindern haben die Russen Erfahrung. Dieser Absatzmarkt wird immer gegeben sein. In der Zwischenzeit darf sich die Damenwelt aber durchaus gerne in die Saunatücher und die Bademäntel von NORDSILK hüllen. Accessoires stellen nämlich den erweiterten Schwerpunkt der Produktlinie. Kuschelweich, extrem saugfähig, eben Leinen.
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Die Produktion von Leinen als Rohstoff ist sehr kostenintensiv, erzählt Albert Talipow. Dennoch kann er seine Kollektion relativ günstig auf dem westeuropäischen Markt anbieten. Das muss er wohl auch, denn und da gilt wieder das Gesetz des Marktes der Preis reguliert den Absatz.
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Die BioFach-Messe im Nürnberger Messezentrum hat ihre Pforten noch bis zum Samstag dem 19. Februar geöffnet. Doch, wie so oft im Leben: Der Verbraucher muss leider draußen bleiben, die Biofach ist nämlich eine reine Fachmesse.
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