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Siegesparade auf dem Roten Platz am 9.Mai (Foto: Archiv/.rufo))
Siegesparade auf dem Roten Platz am 9.Mai (Foto: Archiv/.rufo))
Montag, 21.02.2011

Arbeitsfrei: Tag der flüchtigen Vaterlandsverteidiger

Moskau. Auch in diesem Jahr ist der "Tag des Vaterlandsverteidigers" am 23.Februar in Russland arbeitsfrei. Er gilt als "Männertag", angeblich, weil am 23.2.1918 der Geburtstag der Roten Armee war. Tatsächlich ist es der Tag einer schmählichen Niederlage.

Der 23.Februar wurde bereits seit 1922 als "Tag der Roten Armee und Flotte" feierlich begangen. Josef Stalin höchstpersönlich begründete das später damit, dass am 23.Februar 1918 bei Pskow und Narwa der Vormarsch der deutschen Reichswehr auf das revolutionäre Petrograd heldenhaft gestoppt worden sei.

Tatsächlich hatten Einheiten der jungen Roten Armee wohl bei Pskow zunächst einen Tag lang heftigen Widerstand geleistet, hatten sich dann am 24.Februar aber fluchtartig zurückgezogen.

Bei Russland-Aktuell
• Mythos 23.Februar: Tag der Desertation und Deportation (23.02.2007)
• Russland Geschichte: Heldentag oder Deportationstag? (23.02.2010)
Die Verteidigung der Stadt Narwa wurde zwar vom Volkskommissar der Kriegsmarine Dybenko organisiert, alle Einheiten flüchteten aber fast kampflos am 4.März. Dybenko selbst floh gleich bis Samara an der Wolga - zunächst vor den Deutschen, dann vor der eigenen Schande.

Pawel Dybenko wurde später vor ein Kriegsgericht gestellt. Vor der Erschiessung rettete ihn nur, dass sich seine Frau Alexandra Kollontai für ihn einsetzte.

Die russische Duma trug diesen historischen Erkenntnissen tatsächlich auch Rechnung, indem sie 2006 aus der Beschreibung des gesetzlichen Feiertages den Satz "Tag des Sieges der Roten Armee über die Truppen des deutschen Kaisers 1918" entfernte.

Bei Russland-Aktuell
• Tag des Vaterlandsverteidigers: Der Feind ist in uns (23.02.2009)
• Tschetschenien reißt Denkmal für Stalin-Opfer ab (03.06.2008)
• Stalin-Opfer: 34 Skelette bei Rekonstruktion gefunden (04.10.2007)
• Tschetschenen gedenken der Deportationsopfer (23.02.2007)
• Wolfgang Seiffert: Skandal um Russlanddeutsche (07.04.2006)
Als Feiertag wurde der 23.Februar von der Duma aber trotzdem beibehalten, obwohl er nun eigentlich ohne historischen Unterbau in der Luft hing.

Das einzige grössere Ereignis in der jüngeren russisch-sowjetischen Geschichte an einem 23.Februar ist der Beginn der Deportation der Tschetschenen und Inguscheten aus dem Kaukasus nach Kasachstan.

Tatsächlich wird der Tag der Deportation am 23.Februar natürlich nicht begangen, sondern nach Möglichkeit verdrängt.

Gefeiert wird also am 23.Februar in Russland ein Mythos - und die fest verankerte Tradition, sich am "Männertag" gründlich zu betrinken. Historische Feinheiten würden dabei sowieso nur stören.

An dieser Tradition halten zwar viele Russen immer noch unbeugsam fest, aber diese Traditionalisten werden weniger.

Es hätte wahrlich andere Daten gegeben, die den Ruhm der Roten Armee begründeten.


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