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Alexander Brodsky - ein Baumeister, der Kunst und Architektur nicht voneinander trennen will. Der Visionär seiner Zunft stellt aus. (Foto: Yuri Palmin/azw.at)
Alexander Brodsky - ein Baumeister, der Kunst und Architektur nicht voneinander trennen will. Der Visionär seiner Zunft stellt aus. (Foto: Yuri Palmin/azw.at)
Donnerstag, 08.09.2011

Alexander Brodsky – der Visionär unter den Architekten

Wien. Alexander Brodsky hat dem architektonischen Mainstream den Kampf angesagt. Eine Ausstellung im Wiener Architekturzentrum widmet sich seinem Widerstand gegen die Tristesse der baulichen Entwicklung im Einheitslook.


Brodsky hat sie satt, diese Einheitsbauten, die das Bild des heutigen Russlands prägen. Den Wahn des wildwüchsigen Immobilienbooms, die kitschigen Oligarchenpaläste in Anlehnung an westliche Vorbilder, das deprimierende Antlitz der Plattenbauten, die den Menschen zur lästigen Nebensache degradieren.

Wann und wo
Architekturzentrum Wien - Alte Halle, Museumsplatz 1, Wien
noch bis 3.10.2011, täglich 10 - 19 Uhr

Querdenker mit klarem Konzept


Alexander Brodsky will dem Bauboom des neuen Russlands einen visionären Gegenpol entgegensetzen. Seine Projekte stehen in jähem Kontrast zur wildwuchsartigen Städteplanung der Gegenwart. Brodskys Bauten versuchen die Grenzen zwischen Kunst und Architektur aufzulösen.

Westlichen „Star“-Architekten, die Russland den Stempel der Globalität aufzwingen wollen, zum Trotz ist Brodskys Denken tief in der kulturellen Tradition verwurzelt. Das verschafft ihm geradezu theatralischen Spielraum, der seine Arbeiten prägt. Jedoch stets mit der nötigen Distanz zum Ewiggestrigen oder gar dem Kitsch.

Von der Architektur zur Kunst und wieder zurück


Ab 1968 besuchte der 1955 in Moskau geborene Filius einer Künstlerfamilie die Kunstschule der Hauptstadt und wechselte 1972 an das dortige Architektur-Institut. 25 Jahre lang, bis Anfang der 90er Jahre, suchten er und seine Kollegen Auswege aus der baulichen Eintönigkeit der Chruschtschow-Ära und der Stagnation unter Breschnjew.

Eine von Brodskys „Installationen“: der Eispalast aus dem Jahr 2002 im Klyazminskoe-Reservoir im Moskauer Umland. (Foto: Yuri Palmin/azw.at)
Eine von Brodskys „Installationen“: der Eispalast aus dem Jahr 2002 im Klyazminskoe-Reservoir im Moskauer Umland. (Foto: Yuri Palmin/azw.at)
Ab 1996 widmete sich Alexander Brodsky ganz der Kunst. Er ging nach New York und etablierte sich zunehmend in Künstlerkreisen. Mit Beginn des 21.Jahrhunderts zog es ihn dann aber doch wieder in seine alte Heimat zurück. Und er befasste sich wieder mit seinem alten Thema: Visionen, die dem Bauboom trotzen.

Unkonventionelles für Individualisten


Sicherlich, die Klientel dieses unkonventionellen Architekturbüros setzt sich aus einem kleinen Kreis von wohlhabenden Russen zusammen, die sich bewusst dem heute vorherrschenden Baustil ihres Landes entziehen wollen. Die breite Masse muss weiter wohnen wie bisher.

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Aber auch wenn Sie nicht zu den Betuchten zählen, sollen Ihnen die Arbeiten und Projekte Alexander Brodskys nicht vorenthalten bleiben. Das Architekturzentrum Wien hat in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler, der selber in Moskau in der Dreizimmerwohnung seiner Kindheit lebt, eine beeindruckende Ausstellung kreiert.

Surreale Architektur-Installation


Dafür hat sich Brodsky etwas Besonderes einfallen lassen. Seine „Total-Installation“, wie er sie nennt, die die gesamte Ausstellungshalle einnimmt, entführt den Besucher in sich aufzulösende Dimensionen von Raum und Zeit, von Tag und Nacht.

Brodsky spielt bewusst mit den Wahrnehmungen und der Psyche. Der Betrachter soll sich loslösen von Althergebrachtem und seinem Gewohnten. Dadurch, dass Brodsky wiederverwendete Elemente in seine Installation mit eingebaut hat, wähnt man sich in einer künstlichen archäologischen Wunderkammer.

Doch sobald der Besucher wieder in das Tageslicht entlassen ist, zeigt die Ausstellung auch die praktische Seite des Schaffens von Alexander Brodsky. Eine Auswahl realisierter Projekte gewährt einen Einblick in seine architektonische Umsetzung seiner Visionen.


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