Moskau. Ein Kommandeur der russischen Grenztruppen ist nach einem Aufsehen erregenden Prozess wegen Rekrutenschinderei zu drei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Das Gericht befand den Oberstleutnant für schuldig daran, dass über hundert Wehrpflichtige auf dem Transport zu ihrer Kaserne an Lungenentzündung erkrankten. Ein junger Mann war bei dem Truppentransport ums Leben gekommen.
Die Wehrpflichtigen waren im vergangenen Dezember nach der Einberufung zu den Grenztruppen auf dem Weg aus der Moskauer Umgebung an die Pazifikküste erkrankt. Sie hatten in einer unbeheizten Baracke übernachten und ohne Winterkleidung bei Temperaturen von bis zu minus 25 Grad mehrere Stunden im Freien warten müssen, bis ihr Transportflugzeug aufgetankt war. Zwei Wochen nach der Ankunft am Dienstort in Magadan mussten 160 Wehrpflichtige in Krankenhäusern behandelt werden, einen Wehrpflichtigen konnten die Ärzte nicht mehr retten.
Nach einem Fernsehbericht hatte der Vorfall ein landesweites Echo in Russland gefunden. Präsident Putin forderte, die Schuldigen zu bestrafen. Ermittlungen gegen andere Verantwortliche des Transports und örtliche Militärärzte, die sich zuerst geweigert hatten, die Kranken stationär zu behandeln, führten bislang zu keinen weiteren Gerichtsverfahren.
Die erniedrigende Behandlung von Rekruten gehört zum Alltag der russischen Streitkräfte. Die meisten Russen im wehrpflichtigen Alter umgehen die Einberufung durch Ausmusterung, die Zahlung von Schmiergeldern oder ein Hochschulstudium. Nur etwa jeder zehnte junge Mann wird zum Wehrdienst einberufen.
(epd/kp)
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