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Stadtnachrichten    

Moskau     

17-12-2004 Moskau Stadt-Nachrichten

Luschkow sucht schon jetzt einen Nachfolger

Moskau. „Ich bleibe bis Ende 2007 Moskaus Oberbürgermeister, wenn meine gesetzlich festgelegten Vollmachten ausgelaufen sind“, erklärte Juri Luschkow in einem Interview der „Iswestija“. Er habe angefangen, sich nach einem Nachfolger umzusehen. Dieser müsse vor allem ein aufbauender, konstruktiver Mensch sein.

Pannen beim Wechsel im Bürgermeisteramt würden zwar keine Katastrophe für Russland bedeuten, denn Moskau sei nur eines von 89 Subjekten (Bundesländern) der Russischen Föderation. Falls die städtischen Strukturen zu bröckeln beginnen, so hätte es aber unabsehbare Folgen für die Moskowiter, so Luschkow. Er möchte, dass der Nachfolger sein Werk fortsetzt. Es gebe Projekte, die bis 2010 und weiter reichen. Er werde sich deshalb „im eigenen Kollektiv“ umschauen. So könnte die jetzige Luschkow-Mannschaft den Wechsel überleben.

Für politische Beobachter kam Luschkows Erklärung wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Er hatte die Initiative von Wladimir Putin, direkte Wahlen der Provinzchefs abzuschaffen und sie vom Präsidenten einsetzen zu lassen, als einer der ersten unterstützt. Daraus wurde messerscharf geschlossen, Moskaus Stadtchef habe sich mit dem Präsidenten über eine weitere Amtszeit nach 2007 geeinigt. Der Verzicht darauf erschien jetzt umso bemerkenswerter, als die Abschaffung der Gouverneurswahl erst am vergangenen Mittwoch in Kraft trat.

Offenbar legte Luschkow Wert auf Publizität. Neben der „Iswestija“ wurde sein Interview von der regierungsamtlichen „Rossijskaja Gaseta“ veröffentlicht. Am Donnerstag hatte der Moskauer Oberbürgermeister bei einer Beratung der leitenden Funktionäre Zentralrusslands erklärt, von der russischen Regierung angeregte Reformen im Sozialbereich und die Beschneidung der Gouverneursrechte zugunsten der Zentrale verwandelten die Chefs russischer Regionen fast in Stehaufmännchen. Vor diesem Hintergrund erscheint die Rücktrittsankündigung als Affront.

Verbal lobte Luschkow Putins Verwaltungsreformen und dessen Kurs in seinem Interview erneut über den grünen Klee. Der Präsident müsse wie er selbst sich schon jetzt nach einem Nachfolger für die Präsidentschaftswahl 2008 umsehen. Nicht nur er, auch Putin habe Probleme mit dem Nachfolger. Bisher sei niemand in Sicht, der dessen weise Politik fortsetzen könnte. Er wage, einen ketzerischen Gedanken laut auszusprechen, sagte Luschkow. Acht Jahre seien für die Umsetzung gigantischer Pläne zu kurz. Ob diese Feststellung nur für Putin zutraf, blieb dahingestellt. (adu/.rufo)




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