Moskau. Zu seinem achtzigsten Todestag hat der einbalsamierte Wladimir Ilitsch Lenin Hof gehalten wie an jedem gewöhnlichen Werktag. Das Mausoleum auf dem roten Platz war von 10-13 Uhr geöffnet. Wer jedoch den weiten Weg zum roten Platz scheut, kann den Revolutionführer demnächst direkt in seinem Supermarkt finden.
Längst vorbei sind die Zeiten, als die begeisterten sowjetischen Massen delegationsweise vor dem Mausoleum des Revolutionshelden Schlange standen. Doch einige Getreue werden den ziegenbärtigen Leichnam auch an seinem achtzigsten Todestag ihre Aufwartung machen. Als prominentester Gast hatte sich für 12 Uhr Kommunistenführer Gennadi Sjuganow angekündigt.
Sjuganow fand den Leichnam in hervorragendem Zustand vor. Die sterblichen Überreste des Revolutionärs haben gerade eine Generalüberholung hinter sich. Seit dem zehnten November war das Mausoleum geschlossen, weil der Leichnam in regelmäßigen Abständen untersucht und neu einbalsamiert werden muss.
Mit den Ergebnissen der Untersuchung sind die staatlichen Mumifizierer höchst zufrieden. „Es gibt keine Anzeichen dafür, dass er irgendwann zerfallen wird“, sagte der Chefeinbalsamierer Waleri Bykow heute. Dafür sorgen die modernen Konservierungsmethoden, die als „russische Einbalsamierung“ bekannt geworden sind.
Modern gibt sich das 1924 im avantgardistischen Stil des Konstruktivismus gebaute Mausoleum auch sonst. Gebäude und Leiche können unter der Internet-Adresse www.lenin.ru auch virtuell besucht werden.
Der Name Lenin, den sich der Revolutionär Uljanow wären der Zarenzeit gab, um sich vor der zaristischen Polizei zu verstecken, ist auch international begehrt. Eine Schweizer Firma hat sich die fünf Buchstaben, die in der ehemaligen Sowjetunion unzählige Straßen, Institute, Fabriken und Kolchosen schmücken, als Markenzeichen registrieren lassen.
Das Patent gilt nach internationalem Recht in 23 Ländern, darunter auch in Russland. Ob der Anspruch der Firma auf den Namen des Revolutionsführers allerdings im grüßten Nachfolgestaat der Sowjetunion geltend gemacht werden kann, ist fraglich. Das russische Patentrecht verbietet die Patentierung von Namen bekannter Persönlichkeiten.
Was unter dem Patent produziert werden wird, teilte die Firma noch nicht mit. Vermutlich wird es sich aber um Lebensmittel handeln.
Kommt nach Wodka Gorbatschow jetzt Wodka Lenin? Das wäre allerdings nichts neues. Eine Wodkasorte Leninskaja gibt es in Russland längst. Sie wird unter anderem von der deutschen Großhandelskette Metro AG vertrieben. Metro hat sich bereits mit den neuen Besitzern des Namens Lenin geeinigt. Wodka Leninskaja darf weiter verkauft werden.
(mb/.rufo)
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