Launenhaftigkeit einer Zarin, so könnte man Zarizyno übersetzen. Eigentlich heißt Zarizyno Zarenort und gehörte als Gut zunächst dem Vater des Satirikers und Dichters A. Kantemir. Doch dann hatte Katharina die Große so eine ihrer Launen und erwarb das Anwesen 1775, um hier eine Sommerresidenz anlegen zu lassen. Die deutschstämmige Kaiserin, die ihr Reich eigentlich von St. Petersburg aus regierte, wollte "in Moskaus Nähe wie eine einfache Gutsbesitzerin leben", wie sie es ausdrückte.
Der beauftragte Architekt baute einen neugotischen Palast, doch auf Neugotik hatte die Zarin keine Lust. Also ließ sie den fast fertiggestellten Bau 1785 erst einmal wieder einreißen. Ein neuer Architekt, ein neuer Palast mussten her. Doch auch der hatte bei der Zarin keine Chance. Noch bevor der neue Versuch beendet war, hatte Katharina an Zarizyno ganz das Interesse verloren. Die Bauarbeiten wurden schließlich 1793 eingestellt. Hauptpalast, Wirtschaftsgebäude, Pavillons, Brücken: alles blieb halbfertig stehen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden bloß noch ein paar Parkpavillons im neoklassizistischen Stil zu Ende gebaut.
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Die Koordinaten: |
• Dolskaja Uliza
Nächste Metro: Zarizyno oder Orechowo
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Wozu die wählerische Zarin keine Lust hatte, erfreut heute die Moskauer. Sie erholen sich im weitläufigen Park beim Spazieren gehen zwischen Ruinen und Teichen. Bootsverleih und klassische Konzerte im Opernhaus (am Wochenende) machen die Fahrt nach Zarizyno auch für Spaziermuffel interessant.
(rUFO/oc)
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