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27-12-2004 SPB Stadtnachrichten |
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Verbrannte Erde auf Neu-Holland
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St. Petersburg. Der Großbrand auf dem Territorium der Insel Neu-Holland im Zentrum von St. Petersburg in der Nacht auf Heiligabend zieht eine Schleife von Mutmaßungen und Gerüchten nach sich. War es ein Kurzschluss in den uralten Stromleitungen oder fahrlässiger Umgang mit Feuer? Oder steckt am Ende doch Brandstiftung dahinter? Tatsache ist, dass das Militär die Insel kurz zuvor geräumt hatte und sie in dieser Woche offiziell an die Stadt übergeben werden sollte.
Die Diskussion um eine nichtmilitärische Nutzung der alten Lagerhäuser zieht sich seit Ende der 1970er Jahre hin. Mal sprach man davon, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts von Vallin de la Mothe im Stil des Frühklassizismus errichteten Gebäude in ein Kultur- und Kunstzentrum umzuwandeln. Später kam dann die Idee auf, auf der Insel zwischen Moika, Krjukow- und Admiralitäts-Kanal Elitewohnungen und ein Geschäftszentrum einzurichten.
Auch das benachbarte Mariinski-Theater hatte noch vor wenigen Jahren ein Auge auf das sechs Hektar große Gelände geworfen. Heute wird dagegen erneut ein Kultur- und Erholungszentrum anvisiert, für das im nächsten Jahr ein Investitions-Wettbewerb ausgeschrieben werden soll. Bedingung: Die denkmalgeschützten roten Backsteinbauten müssen erhalten bleiben.
Der feierlichen Übergabe zuvorgekommen
Die Leningrader Kriegsmarine-Basis, die hier seit 70 Jahren Hausherr ist, war bis kurz vor dem Brand damit beschäftigt gewesen, die Insel zu räumen. Am 28. Dezember sollte in einer Feierstunde der symbolische Schlüssel von Neu-Holland an die Stadt überreicht werden. Erwartet wurden dazu u.a. Gouverneurin Valentina Matwijenko und Verteidigungsminister Sergej Iwanow. Ob die Feier angesichts der neuesten Entwicklungen stattfindet, ist mehr als fraglich.
Bei der Untersuchung des Feuers, das auf etwa 3.000 Quadratmetern wütete und vor allem Holzkonstruktionen und Dachstühle vernichtete, werden verschiedene Versionen gehandelt: Kurzschluss oder Fahrlässigkeit könnte es gewesen sein, was in der Nacht auf den 24. Dezember mehr als 150 Feuerwehrmännern größtes Kopfzerbrechen bereitete. Bei starkem Wind drohte der Brand auf die benachbarten Gebäudeteile überzugehen, was aber zum Glück verhindert werden konnte.
Böse Zungen sprechen allerdings von Brandstiftung. Die einen argumentieren, dass den künftigen Investoren das Terrain „gereinigt“ werden sollte. Die anderen behaupten, das Militär wollte sich mit „verbrannter Erde“ von seinem angestammten Platz verabschieden.
Neu-Holland kann besichtigt werden
Wie dem auch sei – Vertreter der Stadtregierung und des Denkmalschutzamtes schätzen die verheerende Wirkung des Feuers eher als gering ein. Nichts wirklich Unersetzbares sei abgebrannt, und die verkohlten Zwischendecken und Dachstühle hätten sowieso ausgewechselt werden müssen.
Den Petersburgern eröffnet die unerwartete Wende um Neu-Holland ganz neue Perspektiven – erstmals seit Jahrzehnten ist das Gelände frei zugänglich. Eine Terra Incognita gilt es da zu erobern – mitten im Stadtzentrum von St. Petersburg wartet ein bisher von Geheimnissen umwittertes Stück historischer Architekturlandschaft auf seine Entdeckung. (sb/.rufo)
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