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Stadtnachrichten    

Sankt Petersburg     

22-06-2004 SPB Stadtnachrichten

McCartney – ein Elefant im Porzellanladen?

Am Sonntag zitterten sogar die Statuen auf dem Dach des Winterpalastes. Foto: Deeg/.rufoSt. Petersburg. Nicht alle waren am Sonntag glücklich, als Paul McCartney auf dem Schlossplatz sein Super-Konzert gab. Nebenan in der Ermitage klapperte durch Vibration und Lautstärke das wertvolle Porzellan in den Schränken, Fensterscheiben platzten und Wände bekamen Risse. Direktor Piotrowski ist sauer und fordert ein kategorisches Verbot solcher Veranstaltungen vor seiner Haustür.

In einem Interview für die Tageszeitung „Iswestija“ sagte er, die Mitarbeiter seines Museums hätten sich auf das McCartney-Konzert vorbereitet wie auf eine anrollende Überschwemmung. Für alle herrschte Alarmstufe Rot. Die Sicherheitskräfte hetzten jedes Mal durch die Räume, wenn irgendwo eine Alarmanlage anschlug. Und das passierte auf Schritt und Tritt.

Besonders besorgt waren die Angestellten in den Abteilungen für Porzellan und Glaserzeugnisse. Das Geschirr hüpfte zum Teil in den Vitrinen; mehrmals mussten operative Räum- und Rettungsaktionen durchgeführt werden. Besorgnis erregten auch die Standbilder auf dem Dach des Winterpalastes – sie vibrierten derart, dass ein Mitarbeiter verzweifelt ausrief: „Das ist der letzte Tag von Pompeji!“

Ein allgemeiner Katzenjammer


Für die vielköpfige Katzengemeinde der Ermitage war der Sonntag ebenfalls ein Horrorerlebnis. Voller Panik hetzten sie aus den Innenhöfen in die Keller und von dort wieder nach draußen, weil überall die Erde bebte. Dabei sind die labyrinthartigen Höfe und Keller des berühmten Museums gerade für sie immer das wahre Paradies gewesen.

Bei russland-www.aktuell.RU
• Unser Bericht zum Petersburger Konzert von Paul McCartney (21.06.04)
• Schlossplatz kein Ort für Rockkonzerte (19.03.04)

Ein alter Restaurateur befand, die Situation sei viel schlimmer als damals im Krieg, als die Bomben fielen. „Das waren immer einzelne Erschütterungen. Aber heute ist es eine langanhaltende Vibration. Davon kriegen die Statuen und die Wände klitzekleine Risse, die vielleicht erst in ein, zwei Jahren zu Tage treten.“

Michail Piotrowski weiß noch nicht, wie hoch der Schaden für die Ermitage im Endeffekt sein wird. Aber eines weiß er ganz gewiss: Solche Aktionen sind absolut schädlich und dürfen keinesfalls wiederholt werden. Seiner Meinung nach verschandeln auch die Bühne und die Dekorationen die historische Umgebung und fügen der Aura des Ortes unwiederbringlichen Schaden bei. Nicht nur in Petersburg, sondern in jeder beliebigen alten Stadt der Welt. (sb/.rufo)



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