St. Petersburg. Und für Bier-Festivals oder ähnliche Volksvergnügungen auch nicht. So meint jedenfalls Michail Piotrowski, der Direktor der Ermitage. Das Museum liegt nicht nur an diesem zentralsten Platz Petersburgs, sondern breitet sich auch immer mehr rund um ihn herum aus. Was auf dem Schlossplatz geschieht, wird bald wohl nicht mehr ohne die Genehmigung der Ermitage passieren.
Michail Piotrowski gibt in einem Interview für die Tageszeitung „Iswestija“ unumwunden zu, dass die Ermitage den Schlossplatz ganz in ihren Besitz bringen will. Das zurzeit im Ostflügel des Generalstabs untergebrachte Garde-Museum will er in das Gebäude des ehemaligen Garde-Korps verlegen. Im Archiv der Kriegsmarine gegenüber den Atlanten an der Millionnaja-Straße soll ein Museum des Schrifttums und eine öffentlich zugängliche Kunst-Bibliothek entstehen.
Auch auf die Kaserne am Ufer des Winterkanals gegenüber der Neuen Ermitage hat die Ermitage ein Auge geworfen. Hier könnte laut Piotrowski ein Museum für Archäologie Platz finden. Und die Alexander-Säule mitten auf dem Schlossplatz wäre sehr viel besser vor Vandalen geschützt, hätte die Ermitage auch über sie die Oberhoheit.
All diese weitreichenden Pläne werden natürlich nicht heute oder Morgen in die Tat umgesetzt. Auf die ganz lange Bank will Piotrowski die Expansion seiner berühmten Kunsthalle aber auch nicht schieben. Zum 250. Geburtstag der Ermitage, also in zehn Jahren, könnten seiner Ansicht nach alle diese Träume wahr werden.
Der Schlossplatz liegt genau zwischen all diesen Räumlichkeiten. Petersburger sowie Touristen nutzen ihn gern zum Flanieren, für Jugendliche ist er ein Mekka zum Skaten und Moped-Fahren. Im Sommer finden des Öfteren Konzerte und Sportveranstaltungen statt. Am 20. Juni 2004 soll Paul McCartney hier auftreten.
Gegen den legendären Beatle hat Piotrowski nichts einzuwenden. Aber die Menschenmassen, die sich zu solchen Anlässen auf dem Schlossplatz versammeln, sind ihm ein Dorn im Auge. Besonders, wenn Alkohol dabei im Spiel ist, und ohne den geht keine Massenveranstaltung über die Bühne. Der Geräuschpegel von Rockkonzerten löse zudem ständig die Alarmanlagen im Museum aus.
Und doch ist Piotrowski gegen die Idee, den Schlossplatz abzuschotten und für sein Betreten Eintritt zu verlangen: „Der Platz soll zur Eingangszone in die Ermitage werden und absolut offen sein. Wir möchten ihm einen Lebensrhythmus verleihen, bei dem man nicht auf Schritt zu erklären braucht, dass ein Bierfestival hier unangebracht ist, und ein Rockkonzert ebenso. Der Geist dieses Ortes lässt solche Dinge einfach nicht zu.“
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