Von André Ballin, Moskau. Der Ölkonzern Yukos verliert auch in zweiter Instanz vor dem Moskauer Schiedsgericht im Prozess gegen die Steuerbehörde. Das Gericht gab am Dienstag der Forderung des Ministeriums statt und forderte den Ölkonzern auf, 99,375 Mrd. Rubel (2,8 Mrd Euro) zurück zu zahlen. Hinter den Kulissen laufen derweil Verhandlungen über eine eventuelle Stundung der Schulden.
Yukos-Anwalt Perpeljajew sagte gegenüber Journalisten, dass er immer noch auf eine friedliche Einigung hoffe. Diese könne zu jedem beliebigen Zeitpunkt geschlossen werden, begründete der Advokat. Yukos kann auch noch vor höherer Instanz in Berufung gehen. Das Urteil ist freilich schon jetzt rechtskräftig.
Wahrscheinlich kommt Yukos um eine Tilgung der 2,8 Mrd. Euro Steuerschulden allerdings nicht herum. Da Yukos nach Angaben seines Finanzdirektors Bruce Misamore nur über eine Mrd. USD an freien Mitteln verfügt, kann der Ölgigant nicht gleich zahlen. Derzeit gibt es drei Szenarien. Erstens: eine gütliche Eingung über die ratenweise Rückzahlung der Steuerschulden.
Zweitens: Yukos muss Aktiva des Konzerns, d.h. Lagerstätten und Raffinerien verkaufen, um seinen Verpflichtungen nachkommen zu können. Möglich ist auch die Abgabe der Sibneft-Aktien.
Drittens: Yukos gibt zusätzliche Aktien aus, um seine Liquidität kurzfristig zu erhöhen. Als Käufer kommt entweder der Staat oder private Investoren in Frage. In jedem Fall verliert die Menatep-Bank und ihr Besitzer Michail Chodorkowski danach die Aktienmehrheit an Yukos. Bislang hält die Menatep-Bank 60 Prozent. Nach einer Tranche in Höhe von 2,8 Mrd. Euro läge der Wert bei knapp 40 Prozent.
Die günstigste Lösung für den Yukos-Konzern wäre eine friedliche Eingung über eine schrittweise Rückzahlung der Schulden. Die Börseist allerdings pessimistisch und reagierte negativ auf das (erwartete) Urteil. Yukos-Aktien fielen sowohl in Moskau als auch in London um knapp fünf Prozent.
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