Moskau. Der Bär ist noch nicht erlegt, da gibt es schon die ersten Anwärter auf sein Fell: Der halbstaatliche Gasprom-Konzern will offenbar Teile des Yukos-Imperiums übernehmen, um damit seinen Einstieg ins Ölgeschäft voranzutreiben. Wlada Russkowa aus dem Gasprom-Vorstand sagte, wenn Yukos-Aktiva verkauft würden, sei Gasprom daran interessiert.
Auf 40 Mio. Tonnen will Gasprom-Chef Alexej Miller die jährliche Ölförderung ausbauen. Derzeit sind es zehn Mio. Tonnen Öl jährlich. Für dieses ehrgeizige Ziel muss Gasprom Öllagerstätten kaufen. Am besten natürlich solche, die schon effektiv arbeiten.
Der anhaltende Druck von Staatsanwaltschaft und Steuerbehörde hat Yukos an den Rand des Bankrotts gebracht. So warnte Vorstandsmitglied Juri Beilin vor einer Pleite noch bis Ende des Jahres. Nach diesem Szenario könnte dann der Staat den Konzern übernehmen und an Gasprom verkaufen. Es gibt sogar Spekulationen, dass dieser Verkauf nicht gegen Geld, sondern gegen eine Aufstockung des Staatsanteils am Konzern erfolgen könne.
Derzeit besitzt der Staat 38,37 Prozent der Gasprom-Aktien. Um das Kontrollpaket wieder zu erlangen, müsste Russland fünf Mrd. USD investieren, teilte Gasprom-Vorstandsmitglied Olga Pawlowa den Kleinaktionären bei einem Treffen in der nordsibirischen Kleinstadt Nowy Urengoi mit.
Das Geld habe der Staat nicht im Budget, also müssten andere Schemen dafür gefunden werden, spinnt die Tageszeitung „Wremja Nowostjei“ die Geschichte weiter, die sich etwa folgendermaßen liest: Kreml macht private Ölgesellschaft bankrott, verkauft die Reste an einen loyalen Konzern und übernimmt dafür auch noch die vollständige Kontrolle über diesen.
Freilich wird dieser Plot von allen Beteiligten abgestritten. Der Kreml habe mit dem Verfahren gegen Yukos nichts zu tun und es gebe auch keine Pläne zur Renationalisierung von Gasprom heißt es. Auch Gasprom ruderte wieder zurück. Die Aussage Russkowas über das Interesse Gasproms an einer Yukos-Übernahme fiele nicht in ihren Kompetenzbereich, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Presseerklärung. Gasprom nehme derzeit nicht die Möglichkeit eines Kaufs von Yukos-Aktiva in Betracht, heißt es weiter.
Tatsächlich hat der Yukos-Konzern die letzte Runde im Verfahrensstreit gegen die Staatsanwaltschaft gewonnen. Am Dienstag wies das Schiedsgericht die Steuernachforderung des Ministeriums als unbegründet zurück. Dies muss nun innerhalb eines Monats vor höherer Instanz in Berufung gehen.
(ab/.rufo)
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