Moskau. Um die Ausbeutung der Öl- und Gasreserven Ostsibiriens ist ein heftiger Konflikt zwischen Staatsunternehmen und den großen Ölkonzernen entstanden. Während die letzteren auf den Export der Rohstoffe nach China setzen, will der Erdgasmonopolist Gasprom einen Binnenmarkt zur Nachfragesteigerung aufbauen. Eine Pipeline in das chinesische Dazin ist in den staatlichen Entwicklungsplänen nicht vorgesehen.
Im Mai letzten Jahres hatten China und Russland eine Grundsatzvereinbarung über die Lieferung von ostsibirischem Erdöl in das Reich der Mitte geschlossen. Begünstigter dieser Regelung war der Ölkonzern Yukos, der seine Ölfelder im ostsibirischen Ewenkien dadurch versilbern wollte.
Doch das Bodenschatzministerium schob diesen Plänen einen Riegel vor. Die geplante Pipeline gefährde die sensible Ökologie des Baikalsees hieß es zur Begründung. Kurz darauf wurde der halbstaatliche Konzern Gasprom mit der Koordinierung der Rohstoffförderung in Ostsibirien beauftragt.
Der Erdgasmonopolist legte in der letzten Woche seinen Entwicklungsplan vor. Der sieht vor, vor allem die Binnennachfrage zu steigern. Bis 2020 soll der Gasverbrauch in der Region auf 17,8 Mrd. qm steigen. Der Rohstoffexport steht dagegen deutlich zurück. In den nächsten acht – zehn Jahren soll keine Leitung gelegt werden.
Erst nach 2014 könnte durch deren Bau die Rohstoffausfuhr nach Fernost entscheidend erhöht werden. Der Vize-Minister für Bodenschätze Pjotr Sadownik schätzte, dass der Anteil des Ölexports in die ostasiatischen Länder bis 2020 von derzeit drei auf 30 Prozent und der des Gasexports von null auf 15 Prozent steigen werde. Die Ressourcen sollen vor allem aus Ostsibirien kommen.
Für den Transport sind Pipelines notwendig. Nach Gasprom-Plänen soll eine Gasleitung nach Wladiwostok führen. Auf eine ähnliche Route setzt auch der staatliche Ölkonzern Transneft, der das Monopol für den Edölleitungsbau in Russland besitzt. Die beiden Staatskonzerne gründeten zusammen mit Surgutneftegas eine Allianz. Die drei wollen nun gegen die privaten Großkonzerne um Lizenzen zur Ausbeutung von Lagerstätten in Ostsibirien kämpfen.
Gegen diese Pläne richtet sich Widerstand. Neben Yukos ist auch der Ölkonzern TNK-BP betroffen, der in Kowykta in der Nähe des Baikalsees Gas für den Export nach China fördern wollte. 30 Mrd qm Gas will TNK-BP exportieren, nur vier Mrd. qm sollen für russische Verbraucher gefördert werden. Dazu müsste möglichst schnell eine Pipeline nach China gelegt werden.
Noch ist der Konflikt nicht entschieden. Welche Route die Trassen letztendlich nehmen werden, will die Regierung im September entscheiden. Dann ist auch klar, ob sie den Exportkurs der privaten Ölgesellschaften oder den Plan Gasproms zur Schaffung eines starken Binnenmarktes unterstützt.
(ab/.rufo)
|