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"Grenzen dicht" für EU-Gemüse: Gennadi Onischtschenko will so Russland vor Ehec schützen (Foto: Archiv/.rufo)
"Grenzen dicht" für EU-Gemüse: Gennadi Onischtschenko will so Russland vor Ehec schützen (Foto: Archiv/.rufo)
Donnerstag, 02.06.2011

Ehec: Russland schließt seine Grenzen für EU-Gemüse

Moskau. Ehec-Angst auch in Russland: Moskau lässt seit heute kein Gemüse aus EU-Staaten mehr ins Land. Ober-Amtsarzt Gennadi Onischtschenko empfiehlt seinen Landsleuten einheimische Produkte statt Import-Waren.

In den letzten Tagen galt wegen der Ehec-Epidemie bereits ein Import- und Verkaufsverbot für Gemüse aus Deutschland und Spanien. Nachdem sich der auf spanische Gurken fallende Hauptverdacht jedoch zerschlagen hat – und die Krankheit dennoch immer weiter um sich greift – hat die russische Verbraucherschutzbehörde RosPotrebNadsor nun die Notbremse gezogen: Der Import von Frischgemüse aus den EU-Staaten ist generell untersagt. Schon im Lande befindliche Warenbestände sollen beschlagnahmt werden.

Bei Russland-Aktuell
• Gemüsebann: EU sauer, russischer Handel vor Defiziten (02.06.2011)

Patriotischer Rat: Finger weg von Import-Gemüse


Behörden-Chef Gennadi Onischtschenko appellierte angesichts der Krankheit an die russischen Verbraucher, sich an die grundlegenden Hygiene-Regeln zu halten und frisches Gemüse nur nach gründlicher Reinigung zu essen. „Statt Import-Gemüse sollte man Waren einheimischer Produzenten bevorzugen“, so Onischtschenko.

Deutschland-Reisenden empfahl der oberste Hygiene-Hüter Russlands schon vor einigen Tagen, Gemüse nur nach thermischer Behandlung zu essen.

EU-Frischware bereichert russische Tische


Russland ist trotz seiner Größe aufgrund der eher bescheiden entwickelten Landwirtschaft wie auch aufgrund der klimatischen Bedingungen auf den Import von Lebensmitteln angewiesen – darunter ist auch viel Frischware. Aus EU-Ländern wird viel Obst, Gemüse und Beeren ins Land gebracht, beispielsweise französische Äpfel, spanische Paprika, belgischer Blumenkohl oder griechische Erdbeeren.

Onischtschenkos Schelte der EU-Regeln


Onischtschenko nutzte die Verkündung der Importsperre für eine Attacke auch das Lebensmittel-Kontrollsystem und die Seuchenverhütung in der EU. Die um sich greifende Darmkrankheit sei ein Beweis dafür, „dass die viel gelobte europäische Hygiene-Gesetzgebung, die man Russland auch nahelegt einzuführen, nicht funktioniert“.

Bei Russland-Aktuell
• Georgiens Mineralwasser vor Begnadigung in Russland (05.05.2011)
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„Ich bin weit davon entfernt, meinen Kollegen in Deutschland und den anderen europäischen Ländern zu unterstellen, dass es ihnen an professionellen Kenntnissen fehlt, aber sie werden durch eine unnötig politisierte und realitätsferne Normenbasis bei der Aufklärung von Krankheitsausbrüchen und der Feststellung der Hauptschuldigen behindert“, so Onischtschenko.

Er kritisierte auch, dass seit Ausbruch der Epidemie „mit einem Nachdruck, für den man bessere Anwendungsfelder finden könnte“ die Version von den spanischen Salatgurken als Infektionsquelle verbreitet wurde – wobei doch schnell klar gewesen sei, dass die iberischen Gurken nicht die Hauptursache sein könnten.

Russlands Amtsarzt wirft EU Untätigkeit vor


Onischtschenko empfahl seinen EU-Kollegen, nun „energisch mit dem Auslöser der Seuche fertig zu werden und alle Übertragungswege auszuschließen“. Dafür fehle es den entsprechenden Diensten der EU und der EU-Staaten aber offenbar noch an Entschlossenheit. „Es stellte sich die Frage, wie viele EU-Bürger noch ihr Leben lassen müssen, bevor das vereinte Europa von Worten zu Taten übergeht“, schimpfte er – ohne zu erklären, wie er selbst die schwierige Suche nach dem Ehec-Seuchenherd angehen würde.

Auch war Onischtschenkos Behörde zunächst selbst auf den Zug des Verdammens spanischer Gurken aufgesprungen und hatte neben deutschem Gemüse nur spanische Produkte verboten.

Der Importbann als bewährtes Polit-Instrument


Und überpolitisiert ist auch die russische Lebensmittel-Aufsicht: Ober-Hygienewart Onischtschenko hat sich in den letzten Jahren immer wieder mit Importverboten für angeblich gefährliche Agrarprodukte hervorgetan, die auf wundersame Weise exakt mit aktuellen politischen Konflikten korrelierten - seien es weißrussische Milchprodukte, moldawischer Wein, georgisches Mineralwasser, polnisches Fleisch oder abchasische Mandarinen.

Im Falle der realen Ehec-Gefahr und angesichts der europaweiten Aufregung wegen dieser Seuche sowie ihrer bis jetzt nicht geklärten Herkunft kann man Onischtschenko dieses Mal allerdings nicht vorwerfen, Politik und Lebensmittelkontrolle zu vermischen.

Die EU-Staaten und deren Agrarbranche haben damit im Moment ja auch dringlichere Probleme als ein Verkaufsverbot für ihre Feldfrüchte in Russland.



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