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Die Volkszählung in Russland erfasst jede Menge tote Seelen. (Foto: newsru.com) |
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Mittwoch, 27.10.2010
Volkszählung: Große Schummelei und wenig NutzenMoskau. Die Volkszählung in Russland ist zu Ende, jetzt hagelt es von allen Seiten Kritik. Möglicherweise basieren bis zu einem Drittel der Fragebögen auf der Fantasie der Zähler, was die ganze Aktion nutzlos macht.
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Laut dem russischen Statistikamt Rosstat waren bis Sonntagabend, dem Tag vor Ende der Zählung, 130 Millionen Menschen erfasst. Das klingt gut, denn Russland hat zurzeit etwa 140 Millionen Bürger. Rossstat-Chef Alexander Surinow gibt jedoch zu, es habe sehr viele Beschwerden von Nicht-Gezählten gegeben.
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Nicht teilgenommen
Die Nesawissimaja Gaseta schreibt am Mittwoch gar, ein Drittel der Moskauer habe an der Volkszählung gar nicht teilgenommen. Dies nicht mal aus bösem Willen, sondern schlicht und einfach, weil sie niemand aufgesucht habe und sie nicht die Möglichkeit hatten, die Zähllokale zu besuchen.
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Das Personalbeschaffungsportal SuperJob.ru zitiert einen Experten: Ich denke, die Zählung war schlecht organisiert. Die Daten werden nicht der Wirklichkeit entsprechen. Das ist umso wahrscheinlicher, weil viele Zähler die Zettel wohl selbst ausgefüllt haben.
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Tote Seelen
Wie die Zeitung Nowyje Iswestija berichtet, waren viele Zähler hoffnungslos überfordert. So erzählt eine Studentin, ihre Kollegen und sie hätten am 25. Oktober, dem letzten Zähltag, 300 weitere Fragebögen bekommen, um das Quorum zu sichern.
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Im Grunde heißt das: Sie waren gezwungen, sich Namen und Daten auszudenken und sozusagen auf Gogolsche Art tote Seelen zu erschaffen, um die Statistik zu verschönen. Aus Wut und Frust, sagt die junge Frau, habe sie dabei z. B. einen Jewgeni Kloschüssel erfunden, der fünf Sprachen spricht.
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Eine riesige Geldverschwendung
Eine große Schwäche der Kampagne sehen Experten in der schlechten Entlohnung der Zähler (umgerechnet etwa 120 Euro für zwölf Tage Einsatz) und der mangelnden Kontrolle ihrer Arbeit.
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Das Hauptproblem liegt allerdings woanders: Wieso mussten 17 Milliarden Rubel (ca. 420 Millionen Euro) in eine Aktion gesteckt werden, die allen Anzeichen nach nur ein verzerrtes Bild der sozialen Lage ergeben wird und also ihren Sinn und Zweck nicht erfüllt?
Experten sprechen sich für die Schaffung eines einheitlichen Bevölkerungsregisters aus, aus dem alle mühsam bei der Volkszählung abgefragten Daten gezogen werden könnten.
Es würde zwar ein Mehrfaches kosten (etwa 50 Mal so viel wie die jetzige Zählung), wäre dafür aber verlässlich und ein sichtbares Zeichen für die so groß annoncierte Modernisierung.
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Die größte Familie und ein geklautes Motorrad gefunden
Wenn die Zählung schon nicht viel Wert hat, so hat sie wenigstens ein paar bemerkenstwerte Details ans Licht gebracht: So wurde im Gebiet Kemerowo in West-Sibirien die größte Familie Russlands ausgemacht mit 13 Kindern, 108 Enkeln und acht Urenkeln.
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Im Gebiet Kirow wurde ein Dorf gefunden, in dem nur ein einziger Mensch lebt; an anderer Stelle konnte die Miliz mithilfe der Erhebung mehrere Drogenringe ausheben. Und im Gebiet Saratow an der Wolga fand sich ein gestohlenes Motorrad wieder an. Wenn das nichts ist!
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