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Der Todesfall im Zug mobilisierte die russischen Gesundheitsbehörden (Foto: tv/newsru) |
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Donnerstag, 16.04.2009
Tote Chinesin im Zug: Lungenentzündung oder SARS?Moskau/Kirow. Der Tod einer Chinesin in einem Zug aus Ostsibirien hat in Russland die Angst aufkommen lassen, dass das seit fünf Jahren besiegte ansteckende SARS-Virus wieder umgeht oder eine ähnliche Krankheit.
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Die 24 Jahre alte Chinesin gehörte zu einer Gruppe von Gastarbeitern, die im Gebiet Kaluga nahe Moskau in einer Gärtnerei arbeiten sollen. Die Wanderarbeiter reisten in drei Dritte-Klasse-Waggons, die in Tschita an einen Zug aus Blagoweschtschensk angehängt worden waren.
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Gestern früh starb die 24 Jahre alte Frau während der Fahrt. Zuvor hatte sie über hohes Fieber geklagt. Ihre Leiche wurde an der Station Sujewka in Nordrussland aus dem Zug geholt.
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Seuchenalarm in Kirow
Einige Stunden später, der Zug hatte inzwischen die Regionalmetropole Kirow erreicht, reagierten die Behörden mit einem medizinischen Großeinsatz auf den Vorfall: Alle 53 Mitreisenden sowie die beiden Schaffner des betroffenen Waggons mussten aussteigen und wurden mit einem Bus in ein Krankenhaus gefahren, wo sie sich jetzt unter Quarantäne befinden.
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Alle beteiligten Helfer trugen dabei Schutzanzüge und Atemmasken, denn es steht der Verdacht im Raum, dass der Todesfall auf eine hoch gefährliche atypische Lungenentzündung zurückgeht, wie sie das 2002 und 2003 umgehende SARS-Virus verursacht hatte. Damals hatte die Krankheit ihren Ausgangspunkt in Südchina. Ihr fielen weltweit über 900 Menschen zum Opfer.
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Quarantäne: 100 Chinesen auf Abstellgleis
Der betroffene Waggon wurde zur Desinfizierung abgehängt, worauf der Zug seine Reise fortsetzte. Auf dem Bahnhof von Scharja im Gebiet Kostroma wurden dann auch die beiden anderen Platzkartny-Waggons mit 104 Passagieren und vier Angehörigen des Personals angekoppelt und auf ein Abstellgleis geschoben. Dort stehen sie auch noch jetzt. Die russische Eisenbahn erklärte, die Reisenden würden mit hinreichend Wasser und warmen Essen versorgt und medizinisch beobachtet.
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In der Nacht stiegen dann in Jaroslawl nochmals zehn Reisende, darunter auch zwei Kinder, aus dem Zug und wurden sofort von Ärzten in Empfang genommen. Der Bahnsteig war dabei abgeriegelt, weitere Reisende durften in den Zug nicht mehr einsteigen.
Heute morgen gegen 5 Uhr erreichte der Zug dann mit nur einer Stunde Verspätung seinen Bestimmungsort, den Jaroslawler Bahnhof in Moskau. Die Passagiere konnten den Bahnhof ungehindert verlassen. Schaffner berichteten, dass nach dem Todesfall angeordnet worden sei, die Türen zwischen den Waggons zu verschließen.
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Angebliche erste Diagnose war alarmierend
Ein Arzt eines Kirower Krankenhauses erklärte gestern gegenüber der Nachrichtenagentur Ria Novosti, eine Autopsie bei der gestorbenen Frau hätte ein atypische Lungenentzündung als Todesursache ergeben was dem Krankheitsbild bei SARS entspricht. Dem widersprachen jedoch unisono diverse Behördensprecher: Die Diagnose stünde noch nicht fest, sämtliche Behauptungen darüber seien Mutmaßungen.
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Kein plötzlicher Tod, sondern verschleppte Lungenentzündung
Heute erklärte ein Vertreter der Verbraucherschutzbehörde von Kirow, die Verstorbene hätte eine verschleppte beidseitige Lungenentzündung gehabt und sei seit Samstag bereits krank gewesen, ohne behandelt zu werden. Von einem plötzlichen Tod kann keine Rede sein, so der Sprecher. Aus der russischen Staatsanwaltschaft verlautete, der Todesfall sei durch eine schwere Virusinfektion der Atemwege sowie Lungen- und Gehirnödeme verursacht worden.
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Morgendliches Fiebermessen: Alle wohlauf
Nach Angaben der Behörde sind die aus dem Zug geholten Mitreisenden aus dem betroffenen Waggon alle wohlauf. Keiner der Passagiere hatte bei den morgendlichen Messungen erhöhte Körpertemperatur, hieß es. Die 55 Personen sollen noch einige Tage in der Infektionsklinik von Kirow unter Quarantäne bleiben, bis alle Analyseergebnisse vorliegen. Gestern war noch die Rede davon gewesen, dass sieben dieser Passagiere ebenfalls Fieber hätten.
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Gesundheits-Checks an russisch-chinesischer Grenze
Die Behörden des russischen Gebietes Primorje verschärften nach dem Vorfall sofort die Gesundheitskontrollen an der Landgrenze zwischen dem Hinterland von Wladiwostok und China. Alle Einreisenden werden von Ärzten untersucht, wobei auch die Körpertemperatur gemessen wird. Ähnliche Maßnahmen werden auch an den anderen Grenzübergängen zu China getroffen.
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Gennadi Onischtschenko, Russlands oberster Amtsarzt, erklärte am Donnerstag morgen, der Zustand aller Insassen der drei angehängten Waggons ruft bei den Medizinern keine Beunruhigung hervor. Die Lage sei völlig unter Kontrolle. Für Kirow, Scharja und alle anderen Orte entlang der Fahrtstrecke bestünde keinerlei Gefahr.
Familie glaubte an verdorbenen Magen
Alle hätten normale Körpertemperatur, darunter auch die nächsten Verwandten der verstorbenen Frau: Sie war zusammen mit ihrem Vater und ihrem Ehemann unterwegs. Wie der Nachrichtensender Westi berichtet, glaubte die Familie an eine Lebensmittelvergiftung und verabreichte der Kranken auf der Reise traditionelle chinesische Heilmittel.
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Nach Angaben des Senders kommen die 150 Chinesen aus einer Gegend, in der es keine SARS-Fälle gab. Der Bahnhof von Tschita, wo sie in den Zug gesteigen waren, wurde dennoch einer gründlichen Desinfektion unterzogen.
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