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Nur 1.000 Kilometer von Fukushima entfernt - Russlands Pazifik-Hafen Wladiwostok. (Foto: Deeg/.rufo)
Nur 1.000 Kilometer von Fukushima entfernt - Russlands Pazifik-Hafen Wladiwostok. (Foto: Deeg/.rufo)
Mittwoch, 16.03.2011

Kamtschatka: Keine Strahlung, Jodtabletten ausgegangen

Wladiwostok. Im russischen Fernen Osten gibt es keinerlei Anzeichen für eine erhöhte radioaktive Strahlung. Dennoch sorgt die Bevölkerung vor und kauft Jodtabletten. Jeder denkt heute an die Katastrophe von Tschernobyl.

Nein, Panik gibt es in Russland keine. Auch nicht im Fernen Osten – auf Kamtschatka, Sachalin, den Kurilen und im Pazifik-Hafen Wladiwostok. Die Menschen kaufen Jodtabletten, als vorbeugende Maßnahme, denn sollte eine radioaktive Wolke kommen, wollen sie wenigstens damit gewappnet sein.

Traut die Bevölkerung dem Frieden?


Offizielle Stellen in Russland werden nicht müde zu betonen, dass dem Land in keiner Region Gefahr droht, auch nicht in den am nächsten zu Japan gelegenen Fernost-Gebieten. Es konnte keine erhöhte Radioaktivität gemessen werden, weder an Land noch von den Schiffen oder Flugzeugen aus, die jetzt ebenfalls für die Messungen eingesetzt werden.

Vertreter der russischen Atombehörde RosAtom beteuern: Selbst wenn es in Fukushima zum Super-GAU kommen sollte, wird sich das nicht auf Russland auswirken. Traut die Bevölkerung dem Frieden? Wie oft schon wurde Schönmalerei betrieben, kann man den offiziellen Verlautbarungen überhaupt vertrauen?

Bei Russland-Aktuell
• Russland und Weißrussland vereinbaren neuen AKW-Bau (16.03.2011)
• Japan lässt Tschernobyl-Unfallexperten nicht ins Land (15.03.2011)
• Kurilen: Russisches Militär spielt Evakuierung durch (15.03.2011)
• Kritik: „Russlands Atomkraftwerke sind nicht sicher“ (15.03.2011)
• Nach GAU in Japan: Russland bleibt bei Atomenergie (14.03.2011)

Denken an Tschernobyl


Die Zweifel und Ängste zeigen sich bisher nur im Ansturm auf die Apotheken. Auf Kamtschatka sind die Jodtabletten ausverkauft; auch in dem nur 1.000 Kilometer von Fukushima entfernten Wladiwostok sind Jodtabletten zurzeit das meistgefragte Medikament.

Darin erschöpfen sich aber auch die Anzeichen von Unruhe. Die Menschen in Russland müssen in diesen Tagen oft an den Reaktorunfall von Tschernobyl denken. In einem Monat jährt er sich zum 25. Mal. Man versucht, Parallelen zu ziehen. Wie war es damals, wie ist es heute?

Der größte Unterschied – außer der Tatsache, dass die Katastrophe jetzt ein anderes Land heimsucht – ist die Offenheit, mit der von den Ereignissen berichtet wird. 1986 wurde tagelang geschwiegen, bis das Ausland Alarm schlug. Zwar war Gorbatschow schon an der Macht, aber seine Perestroika und Glasnost nahmen gerade erst Anlauf.

Kreml demonstriert Starrsinn


Derweil schließt Russland mit Weißrussland demonstrativ einen Vertrag über den Bau eines AKW ab. Premierminister Wladimir Putin hält die russischen Meiler für „absolut sicher“ und Vorfälle wie jetzt in Japan für „ausgeschlossen“.

Russische Umweltschützer sehen dies ganz anders und bemängeln eklatante Sicherheitslücken. Die breite Bevölkerung schweigt und beobachtet. Der zivile Ungehorsam steckt in Russland noch in den Kinderschuhen.



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