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Ökologie: Putin bläst zum Großputz in der Arktis
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Angesichts von Wladimir Putin (re.) macht selbst ein Eisbär keinen Mukser. (Foto: Vesti)
Angesichts von Wladimir Putin (re.) macht selbst ein Eisbär keinen Mukser. (Foto: Vesti)
Donnerstag, 29.04.2010

Ökologie: Putin bläst zum Großputz in der Arktis

Franz-Josef-Land. Premier Wladimir Putin hat wieder einmal für spektakuläre Bilder bei der Ausübung seines Jobs gesorgt: In der Arktis bändigte er einen (betäubten) Eisbären – und profilierte sich als Umweltschützer.

Vor wenigen Tagen war er noch bei Berlusconi, dann in die Ukraine zum Erdgas-Flotten-Poker – danach war Putin offenbar reif für eine besonders einsame Insel: Das Ziel seiner jüngsten Dienstreise war Alexandraland, ein Eiland des arktischen Franz-Joseph-Landes in Nordpolnähe.

Auf dieser Insel, 1.000 Kilometer vom Festland entfernt, befindet sich der nördlichste Grenzschutzposten Russlands, die Station Nagurskaja. Putin stieß dort zu einer Expedition der Russischen Geographischen Gesellschaft, die die Lebensgewohnheiten der vom Klimawandel bedrohten Eisbären erforscht.

Hobbyzoologe Putin zieht die Schrauben an


Pünktlich zum Besuch des Ex-Präsidenten hatten die Forscher ein stattliches Exemplar mit reichlich gammeligem Rindfleisch und Fisch in eine Falle gelockt und betäubt. Wladimir Putin half anschließend TV-wirksam, bei dem Eisbären Blutproben zu nehmen, ihn von der Schnauze bis zum Schwanz zu vermessen und zu wiegen: 231 Kilogramm wuchtete Putin hoch – allerdings mit Hilfe eines Flaschenzugs.

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„Und erneut zieht Putin die Schrauben an“, scherzte der staatliche Nachrichtenkanal Vesti, als der Premierminister dem weißen Giganten ein solides Funkhalsband um den Hals legte und verschraubte. Putin hat als Zoologengehilfe bei solchen Einsätzen Erfahrung: Ähnliches hat er in den letzten zwei Jahren im Fernen Osten schon bei einem Amur-Tiger und einem Weißwal gemacht.

Sowjet-Müll: Über eine Million Ölfässer


Der Sender soll es nun erlauben, die täglichen wie langfristigen Wanderungen des Arktis-Symboltieres zu verfolgen. Dafür, dass dessen Lebensraum besser geschützt wird, brach Putin anschließend eine dicke Lanze: Auf der Insel und in der ganzen russischen Arktis sei ein Großputz notwendig. „Hier liegen 40.000 bis 60.000 Tonnen Treib- und Schmierstoffe. Nachdem das Militär abgezogen ist, blieb eine riesige Müllhalde zurück.“

In der Tat gleich die Umgebung der in den letzten Jahren komplett erneuerten Polarstation auf weiten Flächen einem Schrottplatz – und einer Sondermülldeponie. Geschätzte 250.000 volle und 1 Million leere Ölfässer rosten hier seit dem Ende der Sowjetunion vor sich hin, dazu kaputte Flugzeuge, Fahrzeuge, Radaranlagen und Baracken.

Großreinemachen soll schnell erfolgen


Im kurzen arktischen Sommer würden Bäche aus Öl hier in die nahe Bucht fließen, hieß es in der TV-Reportage. Auf zwei weiteren Inseln von Franz-Joseph-Land soll es noch ähnliche Müllhalden geben.

Putin erklärte, dass die Aufräumaktion im Rahmen einer staatlich-privaten Partnerschaft erfolgen solle. Der Staat müsse aber als erster den Umfang der „Notlage“ abklären und einen Plan für die Aufräum- und Recyclingaktion ausarbeiten, sagte Putin. „Wir brauchen eine Generalreinigung in der Arktis - und zwar in allernächster Zeit“, so der Premier ultimativ.

Russland will die Arktis nicht den Eisbären überlassen


Putin vergaß aber auch nicht zu erwähnen, dass Russland in der Arktis auch noch andere Interessen als nur den Umweltschutz zu verteidigen hat: Hier gelte es auch die nationale Sicherheit zu garantieren und wirtschaftliche Interessen in der Rohstoff-Förderung zu wahren. Eines der größten russischen Gas-Felder liegt nur 300 Kilometer von dem polaren Achipelag entfernt.

Insofern ist die Präsenz der russischen Grenzschützer – gemeinsam mit Forschern und Meteorologen – auf dem eisigen Eiland auch eine Demonstration des russischen Anspruchs auf die Arktis als Wirtschaftszone.

Denn von Eisbären abgesehen haben die Soldaten dort oben noch nie einen Grenzverletzer aufgegriffen.



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