Donnerstag, 29.04.2010
Tomsk: Polizei bittet Bürger zur Wahl des SheriffsTomsk. Die Miliz in der sibirischen Großstadt Tomsk geht einen bisher in Russland nicht gebräuchlichen Weg, um das gestörte Vertrauen der Bürger zu gewinnen: Die Bewohner zweier Stadtteile dürfen sich ihren Bezirks-Polizisten selbst auswählen.
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In den beiden Tomsker Verwaltungsbezirken Akademgorodok und Swetly stellt die Polizeibehörde je drei Bewerber aus ihren eigenen Reihen am 2. Mai zur Wahl. Als Wahllokal dient die jeweilige Amtsstube des Utschastkowy (mit den Berliner Kontaktbereichsbeamten vergleichbar). Eine minimale Wahlbeteiligung gibt es nicht und um den Posten zu bekommen, reicht die einfache Mehrheit bei der Wahl, erläutert die Behörde das Wahlrecht.
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Die Tomsker Miliz hat auch für russische Verhältnisse einen besonders schlechten Ruf, den sie auf diese Weise offenbar aufzupolieren versucht, so der einheimische Politologe Alexej Schtscherbinin. Dafür sind vor allem zwei Fälle verantwortlich, bei denen Festgenommene von Tomsker Polizisten zu Tode geprügelt wurden.
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Vor einigen Monaten starb ein Journalist in der Ausnüchterungs-Station der Miliz. Daraufhin war der Polizeichef des Gebietes vom Innenministerium von seinem Posten enthoben worden.
2007 war ein Tomsker Geschäftsmann verschwunden und später tot im Wald aufgefunden worden. Wie sich herausstellte, war er zuletzt zu einem Verhör bei Wirtschaftskriminalisten geladen worden.
Dort fiel er ohnmächtig um. Die Beamten glaubten, er sei gestorben, warfen ihn aus dem Fenster und schafften anschließend die Leiche fort. Wie die Autopsie feststellte, waren jedoch nur die Sturzverletzungen tödlich gewesen.
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Ob das Prinzip der amerikanischen Sheriff-Wahlen die Qualität der Polizeiarbeit auf den schlecht bezahlten und zugleich anstrengenden Rund-um-die-Uhr-Posten der bürgernahen Beamten erhöht, ist allerdings fraglich.
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Die Tomsker Polizeibehörde ist jedenfalls gewillt, das Wahlsystem flächendeckend anzuwenden, wenn es sich bewähren sollte.
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