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Vollkommen geheim - diesen Vermerk tragen die jetzt erstmals in elektronischer Form veröffentlichten Dokumente über Katyn. (Foto: newsru.com) |
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Mittwoch, 28.04.2010
Rosarchiv veröffentlicht erstmals Katyn-DokumenteMoskau. Auf der Website der russischen Archivbehörde Rosarchiv werden erstmals Kopien der Originaldokumente über die Erschießung polnischer Offiziere in Katyn platziert. Damit demonstriert Russland absolute Offenheit.
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Seit Mittwoch sind die wichtigsten Dokumente aus dem so genannten Katyn-Archiv auf der Internetseite von Rosarchiv der breiten Öffentlichkeit zugänglich. Laut Andrej Artisow, dem Leiter der Archivbehörde, geschieht dies auf Weisung von Präsident Dmitri Medwedew.
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Damit demonstrieren wir, die russische Seite, absolute Offenheit in der Frage darüber, was in Katyn und an anderen Orten mit den polnischen Kriegsgefangenen passierte; alle wichtigen Dokumente zu diesem Ereignis sind jetzt veröffentlicht, zitiert Interfax den Archivleiter.
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Jahrzehntelange Geheimhaltung
Die Dokumente, um die es hier geht, lagerten jahrzehntelang im Moskauer Staatsarchiv für Sozial- und Politikgeschichte als vollkommen geheim unter Verschluss. Selbst Historikern war der Zugriff darauf verwehrt.
Das sind die berühmten Dokumente aus dem Paket Nr. 1, das jahrzehntelang im geschlossenen Archiv des Politbüros des Zentralkomitees der KPdSU lagerte, fährt Artisow fort. Nur der Generalsekretär und zwei Apparatsangehörige hätten das Recht besessen, damit zu arbeiten.
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1990 beginnt sich das Geheimnis zu lüften
Der letzte Generalsekretär der KPdSU Michail Gorbatschow hatte im April 1990 seinem polnischen Amtskollegen Wojciech Jaruzelski die Liste der 1940 vom NKWD erschossenen polnischen Offiziere überreicht, als dieser zu einem Staatsbesuch in Moskau weilte.
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Am selben Tag hatte TASS eine Meldung veröffentlicht, in der die Verantwortung für das Verbrechen dem damaligen Kommissar für Inneres Berija angelastet und tiefes Bedauern" ausgedrückt wurde. Damit hatte die Sowjetunion erstmals ihre Schuld eingestanden, die sie in den Jahrzehnten zuvor stets Nazideutschland zugeschoben hatte.
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Das Paket Nr. 1 selbst blieb geheim bis 1992, als der erste russische Präsident Boris Jelzin sich zur Freigabe der Dokumente entschloss. Dort wurden Notizen des Kommissars für Inneres Berija vom 5. März 1940 mit dem Vorschlag gefunden, die gefangenen polnischen Offiziere zu erschießen, so Artisow.
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Aus den Dokumenten geht außerdem zweifellos hervor, dass Stalin und andere Sowjetführer ihr Einverständis zu dem Verbrechen gegeben hatten. Eine Kopie des gesamten Dokumentenpakets wurde schließlich im Oktober 1993 an den damaligen polnischen Präsidenten Lech Walesa übergeben.
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Die Deutschen können es nicht gewesen sein
Artisow widerspricht erneut der immer noch kolportierten Version, die Massenerschießungen der polnischen Offiziere in Katyn, Pjatichatki (bei Charkow) und Mednoje (im Gebiet Twer) seien von den Deutschen verübt worden.
In Katyn und Pjatichatki gäbe es tatsächlich eine spätere deutsche Spur, denn die Deutschen hätten diese Orte 1941 eingenommen. Dagegen sei Mednoje niemals okkupiert gewesen und die Mehrheit der polnischen Offiziere ist gerade dort erschossen worden.
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Gemeinsame Aufarbeitung und Trauer
Nun müssten russische und polnische Historiker gemeinsam weiterarbeiten, um die Opfer der Erschießungen genau festzustellen und den genauen Hergang zu rekonstruieren, fordert Artisow. Auf politischer Ebene ist schon ein Anfang gemacht.
Zum 70. Jahrestag der Tragödie von Katyn hatten hochrangige Politiker beider Länder (unter anderem der russische Premier Wladimir Putin und sein polnischer Amtskollege Donald Tusk) am 7. April 2010 an einer Trauerfeier vor Ort teilgenommen und damit ein Symbol gesetzt.
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Noch mehr als dies dürfte zur Überwindung des tiefen Risses in den russisch-polnischen Beziehungen der tragische Tod des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski beitragen, dessen Flugzeug am 10. April beim Landeanflug auf Smolensk abgestürzt war.
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Kaczynski, seine Gattin und viele weitere hohe polnische Politiker und Militärs waren ebenfalls auf dem Weg nach Katyn gewesen. Die gemeinsame Trauer in beiden Ländern könnte zu einer neuen Zusammenführung führen, die auch angesichts der lange verschwiegenen Verbrechen von 1940 jahrzehntelang unmöglich gewesen war.
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