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Die Tu-154 von Lech Kaczynski wurde beim Absturz völlig zerrissen (Foto: tv/.rufo)
Die Tu-154 von Lech Kaczynski wurde beim Absturz völlig zerrissen (Foto: tv/.rufo)
Samstag, 10.04.2010

Schock für Polen und Russland: Präsidenten-Jet abgestürzt

Smolensk. Polens Präsident Lech Kaczynski, seine Frau und 100 weitere Personen sind bei einem Flugzeugabsturz im westrussischen Gebiet Smolensk ums Leben gekommen. Sie wollten zu einer Gedenkfeier nach Katyn.


Die polnische Präsidentenmaschine, eine Tupolew-154, sollte am Samstag Vormittag eine hochrangige Delegation nach Westrussland bringen. Im Wald von Katyn war eine polnische Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag des Massakers geplant. 1940 waren dort auf Stalins Befehl ca. 4.500 vor der Wehrmacht nach Osten geflohene polnische Offiziere erschossen worden.

Doch beim Anflug auf den Flugplatz Sewerny bei Smolensk streifte die Maschine im Landeanflug etwa 500 Meter vor der Piste Bäume. Dabei wurde zunächst das Heck des Flugzeugs abgerissen, worauf die Maschine zerschellte. Zu diesem Zeitpunkt lag eine dichte Nebeldecke über dem Gebiet.

Fernsehbilder vom Unglücksort zeigen Wrackteile in einem Waldstück in der Nähe von privaten Häusern. Wie sich alsbald herausstellte, hat niemand an Bord das Unglück überlebt. Am Boden kam niemand zu schaden.

Zahl der Todesopfer strittig - Polens politische Elite schwer getroffen


Das russische Katastrophenschutzministerium bestätigte gegen 14 Uhr nur eine Zahl von 96 Todesopfern. Diese Zahl an Insassen gehe aus den Flugunterlagen hervor. Zuvor war unter Verweis auf polnische Quellen von 132 Personen an Bord die Rede gewesen.
Bei Russland-Aktuell
• Keine Überlebenden beim Absturz der Präsidentenmaschine (10.04.2010)
• Smolensk: Polens Präsident bei Flugzeugabsturz getötet (10.04.2010)
• Putin und Tusk gedenken der 20.000 Opfer von Katyn (07.04.2010)
• 70 Jahre Katyn – Zwischen Aufarbeitung und Vergessen (02.04.2010)
• Auschwitz-Jubiläum: Polens Präsident lädt Medwedew ein (08.01.2010)
Unter den Toten ist neben dem 60 Jahre alten Präsidenten auch dessen Ehefrau Maria Mackiewicz, der Generalstabschef, der Vize-Außenminister, der Chef der polnischen Zentralbank und Polens Botschafter in Moskau.

Kaczynski war mit einer Delegation zu einer Gedenkfeier in Katyn unterwegs. Etwa 800 Besucher aus Polen wollten dort heute der dort im Zweiten Weltkrieg vom sowjetischen Geheimdienst NKWD getöteten polnischen Offiziere gedenken. Die meisten von ihnen reisten bereits gestern mit einem Sonderzug an. Der Besuch des polnischen Präsidenten war offiziell als privat deklariert.

Die Maschine des polnischen Präsidenten brach nach dem Aufprall auseinander. (Foto: TV)
Die Maschine des polnischen Präsidenten brach nach dem Aufprall auseinander. (Foto: TV)

Unglücksursache: Technischer Defekt wenig wahrscheinlich


Über die Unglücksursache gibt es bislang keine gesicherten Erkenntnisse. Vermutlich war der Nebel ein Grund dafür, dass die polnischen Piloten die Piste verfehlten. Vorerst nicht auszuschließen ist natürlich auch ein technischer Defekt oder ein Fehler der Flugleitung des Flugplatzes.

Das polnische Präsidenten-Flugzeug war erst im letzten Jahr im russischen Flugzeugwerk Aviakor in Samara generalüberholt und neu ausgestattet worden. Nach Angaben des Werksdirektors war die Maschine mit 5.500 Flugstunden bisher verhältnismäßig wenig benutzt worden.

Termindruck: Vierter Lande-Versuch bei Nebel


Allerdings gibt es Indizien, dass die Piloten eine Landung versuchten, die sie unter Sicherheitsaspekten besser hätten bleiben lassen sollen. Weißrussische Fluglotsen berichteten, sie hätten der polnischen Regierungs-Maschine beim Überflug eine ihnen aus Russland zugeleitete Nebel-Warnung für Smolensk übermittelt.

Crew verzichtete auf Ausweichflugplatz


Der nur vom Militär und einem Flugzeugwerk genutzte Flugplatz ist nicht mit jenen Schlechtwetter-Navigationsanlagen ausgestattet, wie sie VIP-Piloten sonst beim Anflug auf große Flughäfen gewohnt sind vorzufinden. Nach unbestätigten Berichten verunglückte die Maschine beim vierten Versuch eines Anflugs.

Bei der Trauerfeier in Katyn herrscht blankes Entsetzen über das Unglück. (Foto: TV)
Bei der Trauerfeier in Katyn herrscht blankes Entsetzen über das Unglück. (Foto: TV)
Zuvor hatten es die polnischen Piloten abgelehnt, nach Minsk oder Moskau auszuweichen. Denn dies hätte wohl bedeutet, dass die Präsidentendelegation den Termin in Katyn nicht pünktlich wahrnehmen kann.

Putin leitet Untersuchungskommission


Russlands Präsident Dmitri Medwedew beorderte Katastrophenschutz-Minister Sergej Schoigu an den Ort der Tragödie. Eine Untersuchungs-Kommission unter Leitung von Premier Wladimir Putin wurde eingesetzt, teilte der Kreml mit.

Schwerer Schlag für russisch-polnisches Verhältnis


Die Beziehungen zwischen Russland und Polen waren in der nachsowjetischen Zeit aufgrund geschichtlicher Belastungen immer schwierig. Erst in den letzten Monaten war eine Entspannung zu spüren: Erst am Mittwoch nahmen die Premierminister Donald Tusk und Wladimir Putin gemeinsam an einer Trauerfeier im Wald von Katyn teil.

Ausdruck der neuen Annäherung war auch eine Einladung an die polnische Armee, mit einem Kontingent Soldaten am 9. Mai an der Parade zum 65. Jahrestag des Sieges im Zweiten Weltkrieg in Moskau teilzunehmen.

Durch das Unglück sind Russland und Polen nun erst einmal zu einer Zusammenarbeit bei der Aufklärung der Absturzursachen gezwungen – wobei es sicher auch darum gehen wird, Verschwörungstheorien zu entkräften. Denn diese werden nach diesem Drama kaum auf sich warten lassen.



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hamburg 11.04.2010 - 18:05

pilotenfehler

fehler des piloten war, dass er dem termindruck des polnischen präsidenten nachgegeben hat.dem piloten sind ausweichflugplätze
angeboten worden.


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