|
|
|
|
Wladimir Kusnezow (Foto: greencross-nuclear.ru) |
|
Mittwoch, 26.09.2007
50 Jahre Majak: Wir sind die Atommüllhalde EuropasMoskau. Tschernobyl und Tscheljabinsk stehen für die schrecklichsten Atomunfälle des 20. Jahrhunderts. Dennoch will Russland seine Atomkraft weiter stärken. Russland-Aktuell sprach mit dem Atomexperten Wladimir Kusnezow.
|
|
Russland- Aktuell: Vor 50 Jahren, am 29. September 1957, explodierte in der Atomanlage von Majak, etwa 100 Kilometer von Tscheljabinsk entfernt, ein Betontank mit hoch radioaktiven Abfällen. Wie viel Strahlung wurde dabei freigesetzt?
|
Kusnezow: Etwa 20 Millionen Curie, das ist ungefähr die Hälfte von dem, was in Tschernobyl bei der Katastrophe freigesetzt wurde.
|
Russland- Aktuell: Wieviel Menschen kamen denn durch dieses Unglück von Majak ums Leben?
|
|
Zur Person |
Wladimir Kusnezow arbeitete ab 1979 im Atomkraftwerk Tschernobyl. Von 1987 bis 1992 war er als Chefinspekteur der Atomaufsichtsbehörde für die Sicherheit der russischen nuklearen Labors, Fabriken und Kraftwerke zuständig. Heute ist der Autor mehrerer Bücher Leiter des Programms für nukleare Sicherheit bei der Umweltschutzorganisation Green Cross. |
|
Kusnezow: Das weiß man nicht genau. Die meisten Betroffenen starben ja nicht unmittelbar bei der Katastrophe, sondern danach. Bis heute sterben die Menschen an den Langzeitfolgen der Verseuchung. Eine offizielle Statistik über die Opfer wurde nie geführt, denn die Sowjetunion hielt das Unglück ja geheim. Erst 1990 wurde es offiziell zugegeben, dass es diese Katastrophe überhaupt gegeben hat.
Russland- Aktuell: Trotz der Katastrophe wird die Atomanlage im Ural bis heute genutzt? Was gibt es dort und was geschieht?
|
Kusnezow: In Majak wird nach wie vor Atomtreibstoff für zivile und vor allem militärische Zwecke verarbeitet. 95 Prozent der Nutzung dient militärischen Zwecken.
|
Russland- Aktuell: Welche Sicherheitsmaßnahmen werden denn getroffen, um ähnliche Unglücke wie vor 50 Jahren in Majak oder vor 20 Jahren in Tschernobyl zu verhindern?
|
Kusnezow: Ich will es mal mit folgender Aussage untermalen. Bis zum vergangenen Jahr gab es ein föderales Programm für die Sicherheit bei der Atomnutzung. Das Programm wurde vom Staat nur zu zwölf Prozent finanziert. Sie können sich also vorstellen, wieviel Kontrollen ausgefallen sind.
|
Russland- Aktuell: Zudem importiert Russland auch Atommüll aus dem Ausland. Besteht nicht die Gefahr, dass Russland zur Atommüllhalde von Europa wird?
|
Kusnezow: Russland nimmt entsprechend den alten Verträgen aus der Sowjetzeit den Atombrennstoff zurück, den es an andere osteuropäische Länder zur Nutzung in den Kraftwerken liefert. Hinzu kommen weitere Verträge über den Import von Atomabfällen, u.a. mit Deutschland. Daher besteht nicht nur die Gefahr, dass wir zur Atommüllhalde werden, wir sind bereits die Atommüllhalde Europas.
|
Russland- Aktuell: Vielen Dank für das Gespräch! (Interview: ab/rufo)
|
|
|
Leser-Kommentare zu diesem Artikel (und Kommentare zu Kommentaren): ↓ Schreiben Sie Ihren eigenen Kommentar, nachdem Sie sich hier unten für Kommentare neu registriert haben. Sie können hier oder im Forum (www.forum.aktuell.ru) mitdiskutieren.
Bisher gibt es zu diesem Artikel noch keine Leserkommentare
Überblick aller Leserkommentare zu allen Artikeln >>>
|
|
(Topfoto: Archiv/.rufo)
Die populärsten Artikel der letzten drei Tage |
|
|
Schnell gefunden
|
► Alle Berichte bei Russland-Aktuell ab 2000 finden Sie in unserem Archiv ►
Weitere Nutzung im Internet oder Veröffentlichung auch auszugsweise nur mit
ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion (Chefredakteur: Gisbert Mrozek) und mit Quellenangabe www.aktuell.ru
E-mail genügt
www.Russland-www.Aktuell.ru (www.aktuell.ru) ist nicht verantwortlich für die Inhalte externer Internetseiten.
Basis-Information aus Russland, der Provinz und der GUS auf deutschen Internetseiten:
www.kasachstan.ru, www.russlanddeutsche.ru, www.georgien.ru, www.abchasien.ru, www.ossetien.ru, www.waldikawkas.ru, www.grosny.ru, www.sibirien.ru, www.wolga.ru, www.baikalsee.ru, www.kaukasus.ru, www.sotschi.ru, www.baltikum.ru, www.nowgorod.ru, www.nischni-nowgorod.ru, www.nowosibirsk.ru, www.rubel.ru, www.kultur.ru, www.puschkin.ru, www.wladiwostok.ru, www.sotschi.ru ... und noch einige andere mehr!
Russia-Now - the English short version of Russland-Aktuell
|
|
|