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Ergebnis des Bildersturms in der Galerie von Marat Gelman. Zerstörte Gemälde und ein frustrierter Galerist (Foto: Rubachin)
Ergebnis des Bildersturms in der Galerie von Marat Gelman. Zerstörte Gemälde und ein frustrierter Galerist (Foto: Rubachin)
Montag, 23.10.2006

Attacke auf Moskauer Galeristen Marat Gelman

Moskau. Am Samstag hat eine Gruppe von maskierten Männern die Galerie von Marat Gelman gestürmt, Werke des georgischen Künstlers Alexander Dschikja zerstört und den Galeristen verprügelt.

Seine Galerie sei von einer Gruppe von rund 10 maskierten Männern gestürmt worden, die wie Skinheads aussahen, sagte Marat Gelman, ein bekannter Kunstexperte und Galeriebesitzer. Zerstört wurden nicht nur 20 Kunstwerke des Georgiers Alexander Dschikja, sondern auch Büroeinrichtungen, Computer und Telefone.

Zum Zeitpunkt der Attacke war die Galerie geschlossen, neben Gelman befanden sich einige Angestellte dort. Ihnen wurden die Mobiltelefone weggenommen und zerstört. Weil die Galerie geschlossen war, waren keine Wächter anwesend und das Videoüberwachungssystem ausgeschaltet. Eine der Angestellten konnte jedoch entkommen und die Polizei alarmieren.

Kritik an Neonazis, Kirche und Kreml</3>

Gelman ist bekannt dafür, politische Kunst auszustellen – so betrachtet sich laut Webseite die Gelman-Galerie als unabhängig und nimmt auch „Tabuthemen wie Tschetschenien, den Präsidenten und die Orthodoxe Kirche“ auf.

Bei Russland-Aktuell
• Akunin und Zereteli als Opfer des Georgien-Konflikts? (06.10.2006)
• Neue Impressionisten-Galerie in Moskau eröffnet (02.08.2006)
Zudem hat Gelman kürzlich die Neonazis kritisiert, er ist deshalb auch auf einer Liste von „Feinden Russlands“ aufgeführt, die in Neonazi-Kreisen im Internet zirkuliert. Auf der gleichen Liste war auch die vor wenigen Wochen ermordete Journalistin Anna Politkowskaja zu finden.

Beschlagnahme von Werken am Freitag</3>

Am Freitag hatten die Behörden elf Werke beschlagnahmt, die bei Gelman ausgestellt und für eine Londoner Galerie bestimmt waren. Der Grund: Die Werke sollen Offizielle beleidigen. Unter den beschlagnahmten Kunstwerken der Künstlergruppe „Sinije Nosi“ (Blaue Nasen) war beispielsweise eine Fotocollage von den Präsidenten Putin und Bush sowie Terroristenführer Osama Bin Laden, die zusammen in Boxershorts auf einem Sofa liegen. Es ist unklar, ob die Beschlagnahme der Werke und der Angriff auf die Galerie einen Zusammenhang haben.

Gelman selbst sieht hinter der Zerstörung von Werken eines Geogiers kein politisches Motiv, weil die Ausstellung von Dschikjas Werken ohne Probleme verlaufen sei. Er vermutet, dass der Vorfall von langer Hand vorbereitet worden war und dass dann die Beschlagnahme der Bilder als Anlass für die Attacke gewählt wurde. Eine Untersuchung der Vorfälle wurde eingeleitet. Die Galerie wird mindestens bis Ende Monat geschlossen bleiben.

Früher kremlnah</3>

Gelmans Galerie war eine der ersten privaten im post-sowjetischen Russland. Sie wurde 1990 gegründet. Ausgestellt werden zeitgenössische Werke von meist jungen Künstlern. Seit Juni 2006 sind Werke der ersten 15 in der Gelman-Galerie ausgestellten wurden, in der Tretjakow-Galerie zu sehen.

Auch politisch ist Gelman aktiv – ursprünglich auf der Seite des Kremls: er war Mitbegründer des kremlnahen Think Tanks „Stiftung für effektive Politik“ und der Rodina-Partei, zudem unterstützte er den vom Kreml favorisierten Viktor Janukowitsch bei den Wahlen in der Ukraine. Doch in letzter Zeit distanzierte er sich teilweise vom Kreml: So organisierte er letztes Jahr gleichzeitig wie die Moskau-Biennale die Ausstellung „Russia-2“. Dort zeigte er ein „paralleles Russland“, u.a. mit Werken, die sich gegen den Kreml und die orthodoxe Kirche stellten.

(ch/.rufo)



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