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06-09-2004 Politik |
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Beslan: Bassajew-Leibwächter unter Terroristen
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Von Karsten Packeiser, Moskau. (Aktualisiert um 18:15 Uhr) Die Geiselnehmer von Beslan verfügten offenbar über enge Verbindungen zu den tschetschenischen Kampfgruppen. Bei dem einzigen lebend gefangen genommenen Terroristen soll es sich um einen ehemaligen Leibwächter des radikalen Tschetschenen-Warlords Schamil Bassajew handeln.
Das Kommando über die Kindermörder-Truppe hatte nach Informationen der Tageszeitung “Iswestia” ein ehemaliger Minister der Separatisten.
Der stellvertretende russische Generalstaatsanwalt Sergej Fridinski erklärte am Montag, 31 der 32 Geiselnehmer seien getötet worden, ein Mann sei festgenommen worden. Unter den sollen etwa 10 Araber und ein Afrikaner gewesen sein. Anderslautenden Berichten zufolge wurden drei Terroristen lebend gefangen und einigen gelang womöglich sogar die Flucht.
Mutmaßliche Anführer der Terroristen waren wahrscheinlich die beiden Tschetschenen Doku Umarow und Magomed Jewlojew. Der 40 Jahre alte Umarow hatte als “Brigadegeneral” zeitweise den Posten des Staatssicherheitsministers in der Regierung von Separatisten-Präsident Aslan Maschadow inne. Der Ingusche Jewlojew soll bereits 1999 am Rebellen-Überfall auf Dagestan beteiligt gewesen sein. Beide Männer sind nach Angaben der russischen Sicherheitskräfte für eine Reihe von Terroranschlägen und Entführungen im Kaukasus verantwortlich.
Bei dem verhafteten Geiselnehmer handelt es sich nach Angaben der Zeitung “Gazeta” um den ehemaligen Bassajew-Leibwächter Nur-Paschi Kulajew (24) handeln. Das Staatsfernsehen zeigte inzwischen Bilder eines Mannes, der vor der Kamera seine Unschuld beteuerte. Auch Kulajews älterer Bruder, Chan-Paschi (31) soll zu den Terroristen gehören. Dem Bericht zufolge gehörten noch zwei weitere Männer aus der tschetschenischen Siedlung Stary Engenoi zu dem Terrortrupp.
Zweifelsfrei identifiziert ist bislang aber erst einer der über 30 Terroristen, der 25 Jahre alte Anatolij Chodow. Unter dem Kampfnamen Abdullah hatte er mehrfach Funkkontakt mit dem Krisenstab aufgenommen. Überlebende Geiseln berichten, der einzige ethnische Ossete unter den Geiselgangstern habe sich durch seine besondere Grausamkeit ausgezeichnet. Chodow wuchs in der Ukraine auf und wandte sich nach dem Studium in einer Koranschule dem fundamentalistischen Islam zu. Die Staatsanwaltschaft verdächtigt ihn, an mehreren Bombenanschlägen in der Region beteiligt gewesen zu sein.
Die russischen Behörden gehen davon aus, dass die Geiselnehmer von Beslan über enge Kontakte zur Al Qaida verfügten. In ihren Berichten unterstreichen die staatlichen Medien die internationale Zusammensetzung der Kämpfer wohl aber auch, um ethnischen Unruhen im Kaukasus entgegenzuwirken. Am Wochenende gelang es Polizeikräften nur mit Mühe, in Ossetien Pogrome in teilweise von Inguschen bewohnten Dörfern zu verhindern. Anfang der 1992 war zwischen den mehrheitlich orthodoxen Osseten und den mit den Tschetschenen verwandten muslimischen Inguschen ein regelrechter Bürgerkrieg ausgebrochen, seitdem sind die Beziehungen zwischen beiden Volksgruppen vergiftet.
Angeblich sind Provokateure in Ossetien bereits damit beschäftigt, Osseten und Inguschen erneut gegeneinander aufzuhetzen. An der Verwaltungsgrenze zwischen den Teilrepubliken Nordossetien und Inguschetien wurden die Sicherheitsmaßnahmen weiter verschärft.
(kp/.rufo)
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